Gelsenkirchen.

Was für ein Spielzeitabschluss! Mit rund 300 Musikern und Sängern auf der Bühne (neben zwei Gesangssolistinnen verstärkten fünf Chöre, darunter der Musikverein Gelsenkirchen, die in großer Besetzung angetretene Neue Philharmonie Westfalen) wurde Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 2 c-Moll im Großen Haus des Musiktheaters zu einem furiosen, packenden, gleichermaßen erschütternden wie erhebenden Konzertereignis.

Das anderthalbstündige Werk, das auch den (nicht vom Komponisten stammenden) Beinamen „Auferstehungssinfonie“ trägt, entstand in mehreren Entwicklungsstadien und wurde 1895 in Berlin uraufgeführt. Bedeutung und visionäre Kraft dieser Partitur, die die gesamte Entwicklung der romantischen Musik zusammenzufassen scheint und zugleich auf die klanglichen Revolutionen des 20. Jahrhunderts vorausdeutet, ging dem damaligen Publikum jedoch nicht auf; erst die Mahler-Renaissance in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sicherte dem Komponisten seinen herausragenden Platz in der Musikgeschichte.

Achterbahn der Gefühle

Generalmusikdirektor Heiko Mathias Förster versteht es fabelhaft, mit der Neuen Philharmonie Mahlers monumentale Klangarchitektur mit ihren weit ausgedehnten Melodiebögen und emotionalen Steigerungskurven dank langem Atem und gehaltener Spannung aufzubauen. Die dynamischen Extreme werden ausgekostet. Förster stachelt seine Musiker dazu an, sich bedingungslos dieser kompositorischen Achterbahn der Gefühle zu verschreiben, mit dem Ergebnis, dass der Zuhörer vom ersten Takt an gebannt ist.

Die NPW entfesselt eine Sinfonie der Kontraste, vom unheilvoll-düsteren Fanal des Kopfsatzes über die friedvolle Idylle des zweiten und die beschwingte Heiterkeit des dritten Satzes bis hin zum fast unwirklich entrückten „Urlicht“ und dem alle musikalischen Gegensätze und Stimmungen in sich vereinenden Finale. Hier fügten sich die Solistinnen Eva Hornyakova (Sopran) und Lucia Duchonová (Alt) mit elegant geführten Stimmen perfekt ins klangliche Gesamtbild ein.

Förster ließ bei orchestraler Opulenz das kompositorische Gefüge stets durchhörbar bleiben. Das Publikum würdigte die Großtat mit Ovationen.