Gelsenkirchen. . “Gegen den Fortschritt“ von Esteve Soler findet immer häufiger Eingang in den Spielplan deutscher Bühnen. Das Theater Consol zeigt ab 19. März eine für ein Publikum ab 15 Jahren bestimmte Fassung. Die Inszenierungsmittel wechseln ständig.
Seit der 34-jährige katalanische Autor Esteve Soler für „Contra el progrés“ auf dem Berliner Stückemarkt 2008 ausgezeichnet wurde, findet „Gegen den Fortschritt“ immer häufiger Eingang in den Spielplan deutscher Bühnen Die Fassung des Consol Theaters, die am Samstag, 19. März, Premiere hat, steht allerdings unter besonderen Vorzeichen. Andrea Kramer (Regie), Sylvie Ebelt (Dramaturgie) und Sabine Kreiter (Ausstattung) haben die eigentlich für das „Abendtheater“ gedachte kaleidoskopartige Szenenfolge für ein junges Publikum ab 15 eingerichtet.
Kein typisches Jugendthema
„Wir haben“, meint Sylvie Ebelt, „bewusst einmal ein Stück ausgewählt, das nicht die ,typischen’ Jugendthemen aufgreift.“ Also einmal nicht Pubertät, Mobbing, Rechtsradikalismus. . . „Das sind ohnehin nur kleine Ausschnitte aus der Lebenswelt Jugendlicher“, ergänzt Andrea Kramer und spricht von einer „gefährlichen Einengung“: „Für diese thematische Reduktion in den meisten Stücken können Jugendliche nichts.“
Das Team will zeigen, wie weit diese Lebenswelt tatsächlich ist. In den sieben grotesken Szenen seines formal ungewöhnlichen Stückes stellt Soler die Frage, was Fortschritt heute bedeutet. „Was heißt Fortschritt unter dem Aspekt der Technik“, erläutert die Dramaturgin, „in Beziehungen, im sozialen Kontext oder gegenüber der Dritten Welt? Oder hinsichtlich einer notwendigen neuen Wirtschaftsethik?“
Vielfalt im Labor-Theater
Das Faszinierende, meint die Regisseurin, ist: Es gibt keine festen Personen, keine durchgehenden Räume, keine Handlungsdramaturgie, nicht einmal klar ausformulierte Themenschwerpunkte. „Der Autor legt sich nie auf einen bestimmten Bereich fest, er springt in einer Tour. Wir versuchen, mitzuspringen.“ Soll heißen: Die Inszenierungsmittel wechseln ständig: Schauspiel, Hörspiel, Figurenspiel, Tanz, Projektion. . . Klar, dass die Inszenierung nicht naturalistisch werden kann. „Unsere Aufführung ist ein Labor-Theater. Jede Szene ist eine neue Versuchsanordnung.“