Gelsenkirchen.
Wenn Nudeln, Pommes, Sauerbraten und Jägerschnitzel auf dem Plan stehen, „dann ist hier die Hölle los“. Konrad Kordts lacht. Zwar ist der Pressesprecher der Gelsenkirchener Polizei nicht der typische Kantinen-Esser, aber wenn: „Es schmeckt immer.“
Ein schöneres Kompliment kann man einer Küchenchefin eigentlich nicht machen. „Wir haben das Glück, dass unsere Kantinenwirtin auch Konditorin ist.“ Sagt der Beamte neben Kordts, der gerade genüsslich ein XXL-Tortenstück Schokosahne anstelle einer warmen Mahlzeit verputzt. „Muss auch mal sein“, sagt er grinsend zwischen zwei Bissen.
Guido Hesse ist heute auch in der Kantine des Präsidiums. Rein statistisch, sagt er, isst er hier 1,5 mal wöchentlich. „Das hängt aber nicht mit der Qualität des Essens zusammen, sondern mit privaten Gewohnheiten.“ Im Winter, schwärmt er, da gebe es hier leckere Eintöpfe. „Und das Preis-Leistungsverhältnis stimmt“, meinen Kordts und Hesse unisono. „Hier gibt’s sogar einen Nachschlag.“ Oder aber für „kleine Esser“ nur eine halbe Portion, die auch nur die Hälfte kostet. Günstig futtern wie bei Muttern, das ist sicher einer der Gründe für Außenstehende, mittags bei der Polizei zu speisen. Sicher obendrein.
Die so gepriesene Köchin Nicole Sobotka (40) lächelt eher bescheiden, wenn man ihr Essen lobt. Zwischen 80 und 120 Menüs serviert sie täglich in der vergleichsweise kleinen Kantine des Präsidiums am Rathausplatz, derweil ihre Eltern Rita und Bernhard Sobotka in der Küche anpacken. Von Mutter Rita hat Nicole Sobotka den Kantinenbetrieb 1996 übernommen.
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Ihr Tag beginnt um 6.15 Uhr. Schließlich gibt es auch Frühstück. Wenn das letzte Brötchen weg ist, geht's an die Kochtöpfe. „Meine Mutter macht den Speiseplan“, erzählt „Nici“ Sobotka, den Teller mit „Spaghetti mexikanische Art“ in der einen, zweimal frische Bratwurst, Salzkartoffeln und Kohlrabi in der anderen Hand. Zwischen den einzelnen Gerichten liegen immer drei bis vier Wochen. Anders gesagt: Hier regiert die Vielfalt.
Nachdem am Rosenmontag ein privater Caterer Gammelfleisch und abgelaufene Schoko-Snacks in die Futterpakete von über 100 Polizisten gesteckt hatte, ist Nicole Sobotka wieder am Zug: Voraussichtlich bis zum Sommer kommt die Einsatzverpflegung – zur Freude der Beamten bei Großeinsätzen – wieder aus ihrer Küche. In der Übergangszeit hat „Nici“, wie die Stammgäste der Kantine die 40-Jährige nennen, bereits eine Herausforderung der besonderen Art spielend bewältigt. Beim Rückspiel der Schalker gegen Manchester United waren 850 Polizisten im Einsatz. Kein Problem für die Familie Sobotka: In zwei Riesenpfannen brutzelte es zwölf Stunden non Stop. Weitere sechs Stunden sowie einzeln verpackte 850 Würsten, ebenso viele Schnitzel und andere Leckerchen später waren die Versorgungspakete für die Riesenmannschaft eingetütet. Fleisch und Gemüse wird, klare Sache, selbstverständlich frisch angeliefert.
Und nach Feierabend? Die Kantinenwirtin lächelt: „Zuhause und im Urlaub koche ich nicht!“ Wen wundert’s.