Gelsenkirchen. .

Der formale Grundstein ist gelegt, jetzt sind Politik, Verwaltung und das Land NRW am Zug: 2862 (55,5 Prozent) der Eltern aller Gelsenkirchener Erst- bis Drittklässler tendieren dazu, ihre Kinder an einer Gemeinschaftsschule anzumelden – wenn es sie denn schon gäbe.

Das Ergebnis der Elternbefragung ist ein deutliches Bekenntnis für das Modell „Länger gemeinsam lernen“ bei gleichzeitigen Angeboten in den Bereichen ganztägige Förderung und Betreuung Nahezu vernichtend ist das Elternvotum dagegen für die Hauptschule. Unter erklärten Gegnern der Gemeinschaftsschule würden lediglich 1,2 Prozent der Eltern ihren Nachwuchs dort anmelden.

Politiker, die über die Zukunft der Gelsenkirchener Schullandschaft nachdenken, „wissen nun, dass sie jetzt das Auslaufmodell Hauptschule vor sich haben“, sagte der zuständige Stadtrat Dr. Manfred Beck bei der Vorstellung des Umfrage-Ergebnisses.

Realschule "hochgradig nachgefragt"

Anders sieht es dagegen bei der Realschule aus. Die sei „hochgradig nachgefragt“, so Beck. Von den Eltern, die die Gemeinschaftsschule ablehnen, bevorzugen demnach immerhin 40 Prozent die Realschule, 39,5 Prozent favorisieren das Gymnasium.

Insgesamt steht die Umfrage, durchgeführt vom 31. März bis 5. April, auf ausgesprochen solidem Fundament: Von den 6887 Eltern, die den vom NRW-Schulministerium entwickelten Fragebogen (ergänzt um Ortsteil-Angaben) erhalten haben, beteiligten sich 5350 (77,7 Prozent).

„Für mich sind die Ergebnisse nicht überraschend“, sagte Beck. Sie zeigten, dass ein zweigliedriges Schulsystem gewünscht sei. Also das Gymnasium und eine Schulform, die alle Abschlüsse ermöglicht. Darunter eben auch die Gesamtschule. Eine gymnasiale Oberstufe, wie sie hier dazu gehört, ist an einer Gemeinschaftsschule kein zwingender Bestandteil. Die Option, das Abitur zu machen, bleibt in jedem Fall.

Und noch ein Detailergebnis: Mit 60 Prozent gibt es den höchsten Zuspruch für eine Gemeinschaftsschule in Bismarck, Bulmke-Hüllen, Schalke-Nord und Schalke, während sich in Feldmark und Buer „nur“ 50 der Eltern für das Modell aussprachen.

Maximal 50 Standorte

Maximal 50 Standorte für den Modellversuch Gemeinschaftsschule sind in Nordrhein-Westfalen geplant. 14 Projekte laufen nach Worten Manfred Becks bereits. „Bochum hat bislang als einzige Revierstadt eine Gemeinschaftsschule.“ Nun, das könnte sich ändern, wenn unter anderem Gelsenkirchen mit ins Boot genommen wird. Das bedarf allerdings einer neuen Bewilligungsrunde, in die auch ein GE-Standort aufgenommen werden soll. Beck: „Ich gehe davon aus, dass wir zumindest einen Standort Hassel beantragen werden.“ Es gebe ein paar Hauptschulen, die überlegen würden, sich in eine Gemeinschaftsschule umzuwandeln. Beck nannte beispielhaft die Schulen am Dahlbusch, in Beckhausen, an der Emmastraße.

Schulentwicklung vor dem Hintergrund stetig sinkender Schülerzahlen ist die große Herausforderung, vor der die Stadt steht. „Ich würde Politikern dazu raten, Schulentwicklung von unten und nicht vom grünen Tisch aus zu planen“, meinte Beck. Nur, weil es in Schalke zum Beispiel einen hohen Gemeinschaftsschul-Zuspruch gebe, müsse dort nicht zwangsläufig auch eine entstehen.