Gelsenkirchen. Kabarettist Florian Schroeder trat mit seinem aktuellen Programm “Du willst es doch auch“ in der Kaue in Gelsenkirchen auf. Mit dem Wortwitz als Waffe stellte er unter Beweis, dass er in der Kabarett-Liga längst oben mitspielen kann.
In der Unterhaltungsszene gibt es Namen, die überall bekannt sind und da ist die Frage erlaubt: Warum eigentlich? Und es gibt Namen, die weitestgehend unbekannt sind und da drängt sich dieselbe Frage gleich noch einmal auf. Florian Schroeder gehört zur zweiten Gruppe. Noch. Denn das Allround-Talent hat am Freitag in der Kaue mit seinem aktuellen Programm „Du willst es doch auch“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er in der Kabarett-Liga längst ganz oben mitspielen kann.
Wenn der 31-Jährige nicht auf der Bühne steht, verdient er sein Geld als Moderator mit eigenen Sendungen in den dritten Programmen oder als Autor. Dem aufmerksamen Fernsehzuschauer dürften vor allem seine Angela-Merkel-Parodien bekannt sein. Nicht umsonst waren bei Schroeders Auftritt in Gelsenkirchen die Lacher an den Stellen, an denen die „Perle der Uckermark“ ihren vollen Glanz offenbarte, besonders groß. Das nennt Schroeder ganz stolz: „Dienstleistungskabarett“.
Zeitgeist-Themen wie Twitter, Facebook und Apple
„Für uns muss Protest so sein wie der Latte Macchiato: to go“, beschreibt Schroeder seine Generation. Einen großen Teil seines Programms widmet der Kabarettist Zeitgeist-Themen wie Facebook, Twitter oder Apple, immer mit einem scharfen Blick auf seine Altersgenossen. „Du kannst uns alles erzählen, wir werden es glauben – so lange das Design stimmt“, sagt Schroeder um resignierend hinzuzufügen: „Denn wir verwechseln Design mit Bewusstsein.“ Die Generation „Irgendwas mit Medien“ bewege sich permanent „mit Vollgas im Leerlauf.“
Schroeders Waffe ist der Wortwitz: Der Bachelor wird zum McDonald´s unter den Bildungsabschlüssen („Macht schnell fett, aber nie satt“), Philipp Rösler zur „Brückentechnologie in eine FDP-lose Zeit“ und Unternehmensberater zum „Powerpoint-Prekariat“. Als exzellenter Beobachter und Stimmen-Wunder zeigt sich Schroeder bei der „Parodie der Parodisten“, wenn er beispielsweise Dieter Nuhr, Ottfried Fischer und Wilfried Schmickler perfekt imitiert. Schroeders Motto lautet: „Auch der Bruch der Erwartung bleibt ein Teil ihrer Erfüllung.“