Gelsenkirchen-Heßler. . Jürgen von der Lippe, der Großmeister der sprachlichen Veredelung von alltäglichen Albernheiten, ist am Samstag in der Kaue in Gelsenkirchen-Heßler aufgetreten. Auf sein Markenzeichen, das bunte Hawaii-Hemd, hat er auch hierbei nicht verzichtet.
Der große Altmeister, oder vielmehr der alte Großmeister der sprachlichen Veredelung von alltäglichen Albernheiten, war am Samstagabend Gast in der Kaue in Heßler. In dem ausverkauften Haus wartete das Publikum auf den Mann im Hawaii-Hemd mit Klampfe und Band. Doch sie sollten etwas völlig anderes erleben. Allein als Jürgen von der Lippe die Bühne betrat, war das etwas anders. Sein Markenzeichen, das Hawaii-Hemd, war einem karierten Flanellhemd gewichen. Kann von der Lippe so entblößt noch von der Lippe sein? Oh ja, er kann.
Kurzgeschichten und Hotelbar-Erkenntnisse
Neben Kurzgeschichten über Orang Utans in Saunen, schicksalsgeplagte Fußballer im Konflikt mit sich selbst und allem anderen, Hotelbar-Erkenntnisse oder Weisheiten über die Beziehung von Mann und Frau fanden natürlich auch die üblichen Kalauer der von der Lippschen „Erottikk“ ihren Platz. An dieser Stelle ein unkommentiertes Beispiel: „Was ist ein Heiligen-BH? Wenn man hinten auf macht, fallen vorne zwei auf die Knie.“
Aber auch das Ruhrgebiet kam nicht zu kurz: „Am siebten Tag ließ der liebe Gott einen sausen. So entstand nunmehr hintenrum das kleine Städtchen Oberhausen.“
Dumm gelaufen für Oberhausen
Am Lesepult schien es, als würde der Germanist aus Leidenschaft von der Literatur selbst zur Höchstform (oder zum Höhepunkt) angefeuert. Poetisch (oder auch pötisch) aber niemals langweilig gestaltete von der Lippe sein Programm als Mischung aus Rezensionen seiner Bücher und Elementen seines bisherigen Programms. Dabei verging ihm nie die stoische Ruhe, das entspannte, breite Grinsen oder das sprachliche Feingefühl.
So las er die Western-Geschichte „Die Friedenspfeife“, deren Hauptpersonen die Namen Häuptling Fließendes-warmes-und-kaltes-Wasser oder das kleine Indianermädchen Schöne-Aussicht-mit-Meerblick trugen.
Die Squaw und der Dichterfürst
Um Eigenlob war von der Lippe jedoch auch nicht verlegen, als er einer Squaw den huldvollen Namen „Die vom Dichterfürst in seinem Hauptwerk Erwähnte“ gab. „Ich würde ja nicht vom Weltgeist der Großliteraten sprechen, aber…“ - ein typischer von der Lippe-Abend, der das Publikum begeisterte.