Gelsenkirchen. Das MiR-Jugendorchester feierte am Samstag mit “Die 7 Todsünden - Songs aus Happy End“ Premiere. Die Aufführung war geistreich, durchdacht und lebhaft inszeniert, das Orchester übertönte jedoch die Sänger und ließ viel Text untergehen.
Im Behandlungszimmer eines Psychiaters fanden sich sechs Sängerinnen und Sänger am Samstag bei der Premiere von „Die 7 Todsünden – Songs aus Happy End“ wieder.
Eine emsige Krankenschwester, der Doktor selbst und vier Patienten hatten sich zur Gruppentherapie eingefunden – dieses Mal war Anna (Hanna Dóra Sturludóttir) an der Reihe, sich zu öffnen. In Form eines Rollenspiels erzählte sie ihre traumatisierende Geschichte; so schlug die Inszenierung in neun Bildern den Bogen zur Geschichte von Kurt Weills und Bertolt Brechts Klassiker, der vom Jugendorchester des MiR aufgeführt wurde.
Sänger zu leise - Publikum auf Programmheft angewiesen
Das so eindringliche und mahnende Werk des Duos, in dem die Todsünden des Kleinbürgers als Symbol für gesellschaftliche Missstände und Ungerechtigkeiten stehen, blieb leider größtenteils unverstanden: zu leise waren die Sänger und Sängerinnen im Kleinen Haus und wurden vom Orchester übertönt.
Um die schicksalhafte Geschichte der schizophrenen Anna und ihre Reise durch sieben Städte im Süden der USA, in welchen die sieben Todsünden auf sie lauern, nachvollziehen zu können, war das Publikum auf das Programmheft angewiesen – den Text der Stücke konnte man selbst mit angestrengt gespitzten Ohren nur bruchstückhaft verstehen.
Das junge Orchester
Mit einer dramatischen Wendung begann die zweite Programmhälfte, in dem die Songs aus der Komödie „Happy End“ im Mittelpunkt standen (ebenfalls von Weill und Brecht). Allerdings ließen Akustik und Lautstärkenverhältnisse die Texte wieder nahezu komplett untergehen.
Geistreiche, durchdachte Inszenierung
Diese bedauerliche Tatsache stand als einzige einer durchweg beeindruckenden und mitreißenden Aufführung im Wege, denn die geistreiche und durchdachte Inszenierung, die lebhafte schauspielerische Leistung und nicht zuletzt das überzeugende Orchester vermochten es, das eineinhalbstündige Programm eindrücklich zu präsentieren.
Alles in allem ist das neueste Projekt des MiR-Jugendorchesters sehenswert, dem interessierten Besucher sei allerdings empfohlen, sich vor dem Konzertbesuch die Texte der Werke schon einmal anzusehen, um die Aufführung voll und ganz genießen zu können.
Weitere Aufführungen: 5., 10. und 14. Mai., 20 Uhr