Gelsenkirchen. Das MiR-Jugendorchester feierte am Samstag mit “Die 7 Todsünden - Songs aus Happy End“ Premiere. Die Aufführung war geistreich, durchdacht und lebhaft inszeniert, das Orchester übertönte jedoch die Sänger und ließ viel Text untergehen.

Im Behandlungszimmer eines Psychiaters fanden sich sechs Sängerinnen und Sänger am Samstag bei der Premiere von „Die 7 Todsünden – Songs aus Happy End“ wieder.

Eine emsige Krankenschwester, der Doktor selbst und vier Patienten hatten sich zur Gruppentherapie eingefunden – dieses Mal war Anna (Hanna Dóra Sturludóttir) an der Reihe, sich zu öffnen. In Form eines Rollenspiels erzählte sie ihre traumatisierende Geschichte; so schlug die Inszenierung in neun Bildern den Bogen zur Geschichte von Kurt Weills und Bertolt Brechts Klassiker, der vom Jugendorchester des MiR aufgeführt wurde.

Sänger zu leise - Publikum auf Programmheft angewiesen

Das so eindringliche und mahnende Werk des Duos, in dem die Todsünden des Kleinbürgers als Symbol für gesellschaftliche Missstände und Ungerechtigkeiten stehen, blieb leider größtenteils unverstanden: zu leise waren die Sänger und Sängerinnen im Kleinen Haus und wurden vom Orchester übertönt.

Um die schicksalhafte Geschichte der schizophrenen Anna und ihre Reise durch sieben Städte im Süden der USA, in welchen die sieben Todsünden auf sie lauern, nachvollziehen zu können, war das Publikum auf das Programmheft angewiesen – den Text der Stücke konnte man selbst mit angestrengt gespitzten Ohren nur bruchstückhaft verstehen.

Das junge Orchester

Dirigent Clemens Jüngling behält von seinem erhöhten Platz die übersicht.
Dirigent Clemens Jüngling behält von seinem erhöhten Platz die übersicht. © WAZ FotoPool
...zupfen. Pizzicato!
...zupfen. Pizzicato! © WAZ FotoPool
Jede Anmerkung wird ins Notenblatt geschrieben.
Jede Anmerkung wird ins Notenblatt geschrieben. © WAZ FotoPool
Für die Nachwuchsmusiker eine wahrhaft große Herausforderung.
Für die Nachwuchsmusiker eine wahrhaft große Herausforderung. © WAZ FotoPool
Sammlung und Konzentration in jeder kleinen Unterbrechung.
Sammlung und Konzentration in jeder kleinen Unterbrechung. © WAZ FotoPool
Und nun viel Spaß beim Proben!
Und nun viel Spaß beim Proben! © WAZ FotoPool
Immer wieder notieren sich die Schhülerinnen Hinweise zur Interpretation.
Immer wieder notieren sich die Schhülerinnen Hinweise zur Interpretation. © WAZ FotoPool
Immer wieder greift der Dirigent ein und gibt kleine Korrekturen. Ihm entgeht nichts.
Immer wieder greift der Dirigent ein und gibt kleine Korrekturen. Ihm entgeht nichts. © WAZ FotoPool
... ein Lob von Clemens Jüngling. Daumen hoch! Gut gemacht!
... ein Lob von Clemens Jüngling. Daumen hoch! Gut gemacht! © WAZ FotoPool
Dramaturgin Anna Maelcher (re.) und Regisseur Alexander von Pfeil begrüßten den Nachwuchs.
Dramaturgin Anna Maelcher (re.) und Regisseur Alexander von Pfeil begrüßten den Nachwuchs. © WAZ FotoPool
Saxophone und ...
Saxophone und ... © WAZ FotoPool
Die Noten wollen gut einstudiert sein.
Die Noten wollen gut einstudiert sein. © WAZ FotoPool
Nur nicht die Übersicht verlieren...
Nur nicht die Übersicht verlieren... © WAZ FotoPool
Auch Trommeln geht nur nach Noten.
Auch Trommeln geht nur nach Noten. © WAZ FotoPool
Ganz hinten sitzen die Bläser.
Ganz hinten sitzen die Bläser. © WAZ FotoPool
da gibt es auch manch nachdenklich Miene und noch reichlich Material zum Üben in den nächsten Wochen.
da gibt es auch manch nachdenklich Miene und noch reichlich Material zum Üben in den nächsten Wochen. © WAZ FotoPool
David am Cello ist mit 9 Jahren der jüngste Teilnehmer des Projektes.
David am Cello ist mit 9 Jahren der jüngste Teilnehmer des Projektes. © WAZ FotoPool
Nicht streichen müssen die Geiger zu Beginn sondern...
Nicht streichen müssen die Geiger zu Beginn sondern... © WAZ FotoPool
... Blechbläser sorgen für mächtig Dampf. Dafür ernten...
... Blechbläser sorgen für mächtig Dampf. Dafür ernten... © WAZ FotoPool
Wer Nachfragen hat, wendet sich an den Chef im Ring.
Wer Nachfragen hat, wendet sich an den Chef im Ring. © WAZ FotoPool
1/20

Mit einer dramatischen Wendung begann die zweite Programmhälfte, in dem die Songs aus der Komödie „Happy End“ im Mittelpunkt standen (ebenfalls von Weill und Brecht). Allerdings ließen Akustik und Lautstärkenverhältnisse die Texte wieder nahezu komplett untergehen.

Geistreiche, durchdachte Inszenierung

Diese bedauerliche Tatsache stand als einzige einer durchweg beeindruckenden und mitreißenden Aufführung im Wege, denn die geistreiche und durchdachte Inszenierung, die lebhafte schauspielerische Leistung und nicht zuletzt das überzeugende Orchester vermochten es, das eineinhalbstündige Programm eindrücklich zu präsentieren.

Alles in allem ist das neueste Projekt des MiR-Jugendorchesters sehenswert, dem interessierten Besucher sei allerdings empfohlen, sich vor dem Konzertbesuch die Texte der Werke schon einmal anzusehen, um die Aufführung voll und ganz genießen zu können.

Weitere Aufführungen: 5., 10. und 14. Mai., 20 Uhr