Gelsenkirchen. . Frauenfachberaterin Sigrid Gail zeigt im Kleingartenverein am Trinenkamp wie man Ostereier mit Rotkohl, Zwiebeln, Tee, Holundersaft und anderen Zutaten natürlich färben kann. So wird der Griff zu den bunten Eiern im Supermarkt-Regal überflüssig.
Janina (10) rümpft angewidert die Nase: „Bäh, Essig!“ In der großen Plastikschüssel auf der Küchenzeile vor ihr nehmen gerade etwa 20 weiße Hühnereier ein saures Bad. Sigrid Gail (65) erklärt, warum: „Die Eier müssen zehn Minuten in Essigwasser ziehen. Dann können sie die Farbe besser annehmen.“ Die Frauenfachberaterin vom Kleingartenverein (KGV) Am Trinenkamp hatte zum Ostereier-Färben mit Farben aus der Natur eingeladen.
Mit Rotkohl, Zwiebeln, Tee, Holundersaft und anderen Zutaten wird der Griff zu den bunten Eiern im Supermarkt-Regal oder der Einsatz industriell hergestellter Farben überflüssig. „Wir wollen den Leuten und vor allem den Kindern die Färberei mit Naturmitteln nahe bringen. Früher gab’s nichts anderes. Das ist Tradition“, sagt Friedhelm Walden (59), der KGV-Vorsitzende in das hektische Treiben in der Vereinsheimküche hinein.
Zutaten aus der Natur
In den vielen Töpfen köchelt das Wasser in unterschiedlichen Farben vor sich hin, die Eier tanzen in ihrem Sprudelbad und bekommen allmählich Farbe unter den wachsamen Blicken der kleinen Färber. Die wiederum werden angesichts der vielen brennenden Gasherde und Kochtöpfe nicht von den Erwachsenen aus den Augen gelassen. „Für die ganz Kleinen ist das nix“, sagt Friedhelm Walden.
Das bereits erwähnte Essigwasser - im Verhältnis 1:1 - löst die Fettschicht von der Eierschale und lässt sie so besser Farbe annehmen. Die Sud-Flüssigkeiten hat Sigrid Gail teilweise schon vorher zubereitet. Die Zutaten dafür kommen aus der Natur, im besten Fall aus dem eigenen Garten.
Natürlich in Farbe
Alaun-Salz macht Farben intensiver
Der Rotkohl wird frisch zubereitet. Friedhelm Walden schneidet einen Kopf in Streifen, die die Kinder anschließend mit dem Mörser zerdrücken. Das Ergebnis kommt ins Wasser und auf den Herd. Sobald der Inhalt kocht, werden die Eier mit einer Schöpfkelle hineingelegt, wo sie zehn Minuten sieden (das gilt für alle Farben). Dann sind sie blau. Werden dem Rotkohl-Brei vorher ein paar Tropfen Zitrone beigemischt, wird er rot. „Wenn die Eier zu blass sind, können sie noch für zwei bis drei Stunden in den kalten Sud gelegt werden“, sagt Sigrid Gail. So werde die Farbe intensiver. Natürlich können auch bereits gekochte Eier in den kalten Sud gelegt werden - für fünf bis sechs Stunden.
„Ganz wichtig ist auch das Alaun-Salz. Zwei Gramm kommen auf einen Liter Wasser. Das soll die Farben intensiver machen“, sagt die Kleingärtnerin. Im Kamilleblüten-Bad werden die Eier gelb, mit Pu-Erh-Tee oder Zwiebeln braun, mit Früchtetee oder Rote Beete rot. Aber: „Rote Beete kriegen sie nicht frisch zu kaufen. Und die gekaufte ist abgeschreckt, deshalb ist das Färben damit schwierig.“ Zum Schluss werden die Eier abgeschreckt und mit Speiseöl eingerieben, damit sie glänzen. „Die Eier werden alle eher pastellfarben und nicht schreiend bunt. Aber dafür ist die Farbe natürlich und ohne Gifte. Deshalb ist es auch nicht schlimm, wenn ein Ei mal platzt und Farbe ins Eiweiß kommt.“ Dann kann Janina auch nicht „Bäh, Farbe“ sagen.