Essen. Der Benzinpreis liegt nur noch einen Hauch unter dem Rekordstand vom Juli 2008. Nach Angaben des ADAC drohen vor Ostern Rekordpreise bei Super-Sprit. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Benzin und Diesel sind in Deutschland gegenwärtig 11,2 Prozent teurer als vor einem Jahr. Unter dem Strich seien die Autokosten laut ADAC um 4,2 Prozent gestiegen und damit doppelt so schnell wie die allgemeinen Lebenshaltungskosten. Vor Super-Benzin kostet derzeit täglich ein paar Cent mehr. Bis Ostern dürfte es noch teurer werden. Ein Überblick zu den wichigsten Fragen:

Wie setzt sich der Spritpreis zusammen?

Hauptpreistreiber sind die Steuern auf Mineralöl und die Ökosteuer: Sie betragen gut 90 Cent pro Liter Super, also weit über 50 Prozent des aktuellen Preises von durchschnittlich 1,577 Euro. Die Beschaffungs- und Verarbeitungskosten liegen bei knapp 60 Cent. Der Rest, rund sieben Cent, sind andere Kosten, etwa für den Tankstellenbetrieb.

Droht auch bei Diesel ein Rekordhoch?

Wohl eher nicht, da derzeit die Steuern pro Liter Diesel rund 20 Cent niedriger als bei Super sind. Der Diesel-Höchstpreis lag im Juli 2008 bei 1,52 Euro, gestern mussten Autofahrer im Schnitt 1,468 Euro pro Liter berappen.

Warum steigen die Preise derzeit so stark?

Als Gründe gibt die Branche Lieferausfälle in Libyen sowie die unsichere Lage in anderen erdölfördernden Ländern an. Zudem zieht die Nachfrage nach Benzin in den USA wieder an, da die Amerikaner bei schönerem Wetter mehr Auto fahren. Auch steigt der globale Bedarf an Energie wegen der anziehenden Weltwirtschaft.

Warum klettern die Preise vor allem vor Feiertagen und an Wochenenden?

Karin Retzlaff, Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), weist darauf hin, dass vor Feiertagen wie zu Ostern auch in Deutschland die Nachfrage nach Kraftstoff steigt. Grund: „Die Menschen verreisen dann mehr.“ Ähnlich verhalte es sich zu Wochenenden. Allerdings gebe es noch einen Grund, warum die Preise dann anzögen. „Die Tankstellenpächter wissen, dass zum Schluss des Wochenendes oder der Festtage die Nachfrage nach Benzin wieder fällt. Daher müssen sie dann ihre Preise senken, damit die Kunden kommen – und vielleicht etwas im Tankstellenshop kaufen, was über 50 Prozent des Tankstellengewinns ausmacht. Diese Verluste durch sinkende Preise versuchen die Pächter teilweise auszugleichen, indem sie vor Wochenenden und Feiertagen die Preise stärker anheben.“


Warum gibt es teilweise an einem Tag heftige Preisschwankungen?

MWV-Sprecherin Retzlaff führt Preisschwankungen von teilweise 10 Cent oder mehr an einem Tag auf den starken Wettbewerb zurück. Die Tankstellen beobachteten sich gegenseitig – senke eine die Preise, folge die nächste sofort. Sei allerdings der Punkt erreicht, bei dem die „Verluste zu groß werden“, gehe es in die andere Richtung. Andreas Hölzel vom ADAC hat eine andere Erklärung: „Das kann Taktik der Tankstellen sein, zu schauen, wie weit sie die Preise heraufsetzen können, bis der Autofahrer wegbleibt.“


Existiert wirklich genug Wettbewerb bei Tankstellen?

Das Bundeskartellamt hat 2009 darauf hingewiesen, dass es keine Anzeichen für fehlenden Wettbewerb oder Preisabsprachen gibt. Rainer Hillgärtner, Sprecher des Auto Club Europa, sieht das anders. „Das Bundeskartellamt hat nur ein begrenztes Instrumentarium, um das zu prüfen.“ Er schlägt vor, dass die Öl-Multis nach Vorbild der Stromindustrie offenlegen sollten, wie sich ihre Preise genau zusammensetzen. „Dann könnte man sehen, ob ihre Darstellung stimmt. Die Politik ist gefragt, für Transparenz zu sorgen.“