Gelsenkirchen. . Eine VHS-Exkursion führte 15 Teilnehmer in den Emscherbruch in Gelsenkirchen. Geologe Michael Godau erzählte Interessantes zur Flora, Schnupperkurs inklusive. Und erklärte den Natur-Freunden, dass der Emscherbruch wieder ein Urwald wird.
Zu Beginn der Exkursion lobt Michael Godau das Ausflugsziel in höchsten Tönen: „Der Emscherbruch ist eines der letzten Relikte von alter Waldlandschaft. Seit Ewigkeiten war hier immer Wald.“ 15 Natur-Interessierte waren der Einladung der VHS gefolgt und kamen am späten Dienstagnachmittag (12. April) zum Tierheim in Erle, dem Treffpunkt der Exkursion.
Der Geologe fährt mit seiner Einführung fort: „Die Besonderheit ist, dass das Gebiet von der Emscher eingegrenzt ist. Die Emscher war früher ein mäandrierender Fluss. Deshalb ist der Wald von Feuchtigkeit geprägt. Tümpel und ähnliches verschwanden schließlich mit dem Emscher-Umbau, sind später aber wieder aufgetaucht.“ Und hier beginnt der „Unterricht“: „Weiß jemand warum?“ Gemurmel mischt sich ins Rauschen der Wälder und in die Überreste des Verkehrslärms von der benachbarten Willy-Brandt-Allee. „Wegen der Absenkungen durch den Bergbau“ - so die richtige Antwort - sieht’s heute im Emscherbruch wieder so aus wie früher.
Pflanzen am Wegesrand sind völlig überdüngt
Für einen Großteil der Vegetation am Wegesrand sind jedoch die Hunde aus dem Tierheim verantwortlich, die hier Gassi geführt werden. „Völlig überdüngt“, zeigt Michael Godau in das Brennnesselmeer. Dazwischen wachsen Taubnesseln („An den süßen Blüten haben früher die Kinder gelutscht“), Klettenlabkraut („Im Grunde der Erfinder des Klettverschlusses“), die herkömmliche Klette, Schöllkraut („Super intensive Farbe, Stoffe leicht ätzend“) und die Knoblauchsrauke. Warum die so heißt, wird beim Schnuppern klar. „Man kann sie aber nur ernten, so lange sie noch nicht geblüht hat“, sagt Godau. Ansonsten drohe ein bitteres Geschmackserlebnis.
Ebenfalls vermieden werden sollte der Genuss des Aronstabs - hochgradig giftig ist diese typische Waldpflanze nämlich. Mittlerweile hat es die Gruppe weiter in den Wald hinein verschlagen. Der Blick geht weiter nach oben: Bergahorn, Feldahorn, Holunder, Wildkirsche und nordamerikanische Roteiche stehen hier. „Die Roteiche wurde in großem Ausmaß nach dem Krieg gepflanzt, weil sie schneller wächst als die deutsche Eiche“, lernen die Exkurs-Teilnehmer vom Geologen.
Emscherbruch wird Urwald
„Der Emscherbruch ist auf dem Weg, ein Urwald zu werden. Ein Charakteristikum ist, dass hier Bäume jeden Alters stehen“, sagt Godau. Trotzdem sei er ein Wirtschaftswald. Auf einer Freifläche hat der zuständige RVR keinen Kahlschlag vorgenommen, sondern jüngere Eichen und Birken stehen gelassen und Rotbuchen angepflanzt.
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Michael Godau räumt auch einen Irrglauben aus der Welt: Die Vogelbeere, die heute Eberesche heißt, sei nicht giftig, sondern im Gegenteil eine “Vitaminbombe“. Apropos Vögel: Amsel, Buchfink und Rotkehlen bekommen die Emscherbruch-Besucher auch noch zu Gehör.