Gelsenkirchen. .

Der Emscherbruch ist ein vielbesuchtes Naherholungsgebiet. Aber auch ein schützenswertes Biotop. Gehegt und gepflegt wird es unter anderem von RVR-Förster Matthias Klar.

Regen prasselt auf die Seeoberfläche. Tropfen perlen von den Rohrkolben, den Schilfblättern. Ein paar sterbende Birken recken kahle Äste in den Himmel. „Die können zwar viel Wasser vertragen. Aber so viel nun auch nicht“, sagt RVR-Förster Matthias Klar und grinst. Die Bäume stehen mitten im Biotop. Das Grün ist saftig. Ein Fröschlein sucht sein Heil in den Wasserlinsen. Schwupps, abgetaucht. Der Sommer hat es gut gemeint mit den Wasserbewohnern. Was Menschen ärgert, füllt Feuchtgebiete im Emscherbruch.

Letztes Jahr, sagt Förster Matthias Klar, „war das Gebiet um diese Zeit fast trocken gefallen“. Mit Hundedame Hanni, einem sieben Jahre alten kleinen Münsterländer, steht er am Ufer mitten auf dem Emscherparkradweg. Erlen und Zitterpappeln säumen den Weg, hinter ihm erhebt sich eine grüne Wand aus Buschwerk, Wiese und Goldrute. Das Gebiet beheimatet eine der größten Ringelnatter-Populationen der Region. Sagen die Biologen. Sehen lassen sich die harmlosen Schlangen eher selten.

„Das hier ist Natur aus zweiter Hand“, sagt der Forstamtsrat. Will heißen: Der Mensch war direkt und indirekt am Schöpfungsakt beteiligt – durch den Bergbau, durch die Kanalisierung der Emscher, durch die Einfassung der ­Zentraldeponie Emscherbruch, die nun mitten im platten Land einen auf grünen Hügel macht.

„Vor ein paar Jahren waren hier noch Weiden“, sagt Klar. Doch das Gebiet hat sich weiter gesenkt, läuft langsam mit Oberflächenwasser voll, wird zur Teichlandschaft. Der Emscherbruch nimmt so in winzigen Teilen wieder ursprüngliche Gestalt an.

Formend greifen die Förster des Regionalverbands Ruhr andernorts ein. Breite, gekieste Wege durchziehen die 180 Hektar Wald und Wiesen rund um die Forststation an der Holzbachstraße. Es war die erste Fläche, die der Vorläufer des RVR Ende der 1960er Jahre erworben hat. Über 16 000 Hektar sind bis heute daraus geworden.

Klar und eine Handvoll Kollegen betreuen rund 1500 Hektar Forst in der Region. Hier haben sie vor zehn Jahren aufgeforstet, den Hochwald grün unterfüttert, dort wird demnächst die Säge angesetzt. Die Durchforstung ist vorbereitet. Klar hat in den letzten Tagen auf rund 8000 m² Fläche die Bäume rot-orange markiert, die demnächst fallen werden.

Gut 80 Jahre alte Roteichen besonders. Im Emscherbruch haben sie offensichtlich keinen leichten Stand. Schleimfluss und Krebsgeschwüre an den Stämmen weisen überdeutlich darauf hin, dass die Bäume durch die Zimtscheibe geschädigt sind. Rund 3000 Festmeter Holz wird der RVR-Betrieb auch dieses Jahr wieder vermarkten. Die letzten beiden Jahre wuchs laut Klar die Nachfrage nach Brennholz. „Da haben wir jeweils 800 Raummeter verkauft.“

Birke, Erle, Hainbuche und Stieleiche gehören zum Bruchwald. „Das sind hier die Hauptbaumarten“, sagt der Förster. Sie sollen weiter gestärkt werden. Wald-Pflege ist eine Zukunftsaufgabe und braucht langen Atem. In zwei, drei Generationen wird sich das Ergebnis zeigen.

Wesentlich kurzatmiger sind die Intervalle für andere Arbeiten: Bankette müssen frei geschnitten, marode Bänke erneuert, Zäune und Schilder ersetzt werden. Der ­Erholungsdruck ist groß. Das Gebiet wird intensiv besucht.

„Das sieht man vor allem an der Auslastung der Parkplätze“, sagt Förster Klar. Die Spaziergänger zu kanalisieren, sie und vor allem ihre Hunde auf den Wegen zu halten, ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit. „Wir appellieren immer wieder an die Vernunft“, sagt Klar. Im Emscherbruch, findet er, „kann man die Natur beobachten, ohne sie zu betreten. Das finde ich einfach toll.“