Uhu Paula ist bei den ersten Waldjugendspielen im Emscherbruch für 240 Kinder der gelassene Star.
Uhu Paula macht große Augen. Und zeigt ansonsten ausgeprägte Gelassenheit. Majestätisch hockt der Vogel auf seinem Platz, schlägt die Klauen ins Holz und lässt das seidig-braune Federkleid glänzen. Mit ihm geduldig in der Sonne sitzen ein Wanderfalke und eine Schleiereule. Aufgeregt sind andere: 24 Viertklässler.
Die Leythe-Schüler sind in Feld und Forst unterwegs bei den Waldjugendspielen. Und an Station 4 hat Falkner Mirko Wißmach gerade einen Überraschungsgast aus der Tasche seiner Jagdweste gezaubert: einen Steinkauz.
Winzig klein wirkt der Jäger im Vergleich zum Uhu, obwohl er es auch auf gut einen halben Meter Flügel-Spannweite bringt. Vor allem aber ist der Krummschnabel der Kleineule längst nicht so furchteinflößend. Und so gibt sie der Falkner zum Streicheln frei. Kinderhände recken sich dem Kauz entgegen. Natur zum Anfassen. Ein besonderes Erlebnis für Stadtkinder.
Baumkunde mit Blättern und Rinde
240 von vier Grundschulen sind an diesem Morgen in den Wald gezogen. Begleitet von Forstpaten und RVR-Rangern, von der Naturschutzjugend und Kreisjägerschaft geht es auf Tour. Rollende Waldschulen sind vorgefahren, für die Wildkunde dienen Präparate von Hase und Kanin, Jäger haben ihre Hunde mitgebracht. Schließlich geht es auch um das richtige Verhalten von Mensch und Tier im Forst. An die 30 Helfer und jede Menge Material hat RVR-Revierförster Matthias Klar aufgefahren für die ersten Waldjugendspiele im Emscherbruch, zudem noch Sponsoren besorgt und Revierkollegen aus der Nachbarschaft eingespannt. Durchaus ein Kraftakt. Der Forststützpunkt des Regionalverbbands Ruhr ist früh um 9 Uhr die erste Anlaufstation der Mädchen und Jungen. Von dort geht es auf den gut 1,3 Kilometer langen Parcours.
Punkte und Erfahrungen sammeln an elf Stationen in einer Mischung aus Sport, Spiel, Spannung mit Sägewettbewerb und Holz-Stapeln. Plus Sach- und Naturkunde über Nacht- und Taggreife, über Baumarten, Früchte und Zapfen, über Laufkäfer und Ringelnattern, über Forstwirtschaft und und und. „Ich glaube, das ist ganz gut zu bewältigen. Und mit dem Wetter“, findet Klar, „haben wir natürlich den Vogel abgeschossen“.
Elster-Rufe, Rehfieb und die Hasenklage
Den Nesthaufen der Roten Waldameise haben die Föster mit Punkten an den benachbarten Bäumen markiert. Zu nah sollen die Schüler nicht ran. Ein Ameisenvolk hat zwar weit über eine halbe Million Tierchen – aber zu viele sollen dennoch nicht unter Kinderfüßen auf der Strecke bleiben. So ist Gucken aus gehöriger Entfernung angesagt. Die Kinder sind dennoch beeindruckt „Sooo hoch“ ist der Haufen, glaubt Madeleine und zeigt zur Demonstration an ihr Knie. Da scheinen die Dimensionen doch ein wenig verrückt. Madeleine, fast 10, Leonie und Laura, beide 10 und alle drei aus der 4a der Leytheschule, haben schon einige Walderfahrung. Bäume? „Klar, kennen wir“, meint Leonie und rattert herunter: „Birke, Buche, Eiche, Ahorn, Kiefer, Tanne, Fichte...“ Und an Station eins haben sie nicht nur die Stämme beguckt und betastet, sondern auch gleich Blattwerk und Früchte zugeordnet.
Sascha, Alex und Aysun beweisen gerade mit einer Wasserspritze Zielgenauigkeit bei der Löschübung. Allzu oft, gestehen sie, sind sie nicht im Wald. Und mit Bäumen, na ja, haben sie es auch nicht so – aber dennoch einige Arten neu gelernt. „Die Lärche“ nennt Nico. Und Alex fügt noch „die Rotbuche“ hinzu. Weiter geht’s. Zum Tier- und Vogelstimmen erkennen: Elster-Rufe, Rehfieb oder Hasenklage stellen Kinder vor Rätsel. An Station 6 wird „wissenswertes über das heimische Wild“ vermittelt. Dort werden die Viertklässler nach einem kleinen Vortrag später punkten, weil sie gelernt haben, dass zum Beispiel männliches Rot- und Rehwild Gehörn und Geweih trägt, dass ein Jungtier Kitz und Papa Reh Bock heißt.
Die nächste Kinderrunde ist inzwischen bei Uhu & Co. gelandet. Paula breitet die Schwingen aus. „Booaah“ tönt es vielstimmig. „180 cm Flügelspannweite hat ein Uhu“, verkündet Falkner Wißmach. Wieder was gelernt.
Die Siegerklassen:
Dritte und vierte Klassen der Grundschule Im Emscherbruch, der Leythe-, Regenbogen- und der Mährfeldschule punkteten bei den Waldjugendspielen um Urkunden und Preise. Die 4b der Regenbogenschule kann sich über den ersten Platz und einen Besuch in der Zoom-Erlebniswelt freuen. Platz 2 und 3 (Bade-Ausflug) gingen an die Emscherbruch-Klassen 4a und 4b.