Die sonnigen Ostertage lockten geradezu zum ausgiebigen Frühjahrsspaziergang und auch die letzten warmen Tage sorgten für wahre Blechlawinen, die in Richtung Wald und Flur rollten. Einmal im frisch sprießendem Grün angekommen, fiel einigen- vor allem älteren Ohren - sicherlich aber auch eine gewisse Stille auf: Es fehlte vielerorts das „Kuckuck“.

Die Erklärung für des Kuckucks Schweigen, der immerhin 2008 noch zum Vogel des Jahres gekürt worden war: Er steht auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Vögel in NRW ganz oben, wie die jüngste Liste aufzeigt, die jetzt von Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Seit 1980 ging nach Angaben seines Ministeriums der Bestand aller Brutvögel im Land um knapp 20 Prozent auf etwa elf Millionen zurück.

Fast jede zweite der heimischen Vogelarten findet sich auf dieser Roten Liste wieder, ihr Bestand ist damit gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Neben dem Kuckuck sind das der Pirol, die Wachtel, aber auch der Haussperling, der Star, die Feldlerche oder die Rauchschwalbe.

Ornithologen und Umweltschützer des BUND und NABU führen diesen Rückgang auf die hoch industrialisierte Landwirtschaft mit ihren Monokulturen zurück. Das Umweltministerium rief deshalb letztes Jahr erstmals und auch jetzt zur Saatbeginn wieder auf, 1 000 „Fenster für Lerchen!“ zu schaffen: Ein „Lerchenfenster“ ist ein rund 20 Quadratmeter großer Fleck auf einem Feld, auf dem nichts angebaut wird und so zum Brutplatz für diese kleinen Sänger wird. Gut erholt hat sich dagegen nach Auswilderung der Bestand der Uhus, der größten Eulen der Welt, die vor allem nachts im Wald mit ihren Flugkünsten überraschen.

Wieder erholt hat sich aber auch relativ gesehen der Laubwald, der - wie im Emscher-Bruch erkennbar - jetzt stündlich vor dem Blattaustrieb steht. Trotz des langen, kalten Winters liege die Natur in diesem Jahr richtig in der Zeit, stellt Matthias Klar vom RVR-Forststützpunkt Emscherbruch fest. Nicht wie 2009, als die Wachstumsperiode, nach den Feststellungen des Waldschadensberichtes 2009 , schon rund drei Wochen früher startete.

Gerade die niedrigen Schattenbaumarten, die sonst kaum noch Licht wegen der sie umgebenden hohen Bäume bekommen, treiben derzeit mächtig aus. Alles genau zeitgerecht.Insgesamt zeigen die ganzjährigen Untersuchungen im Waldschadensbericht von Lutz Falkenried vom Gelsenkirchener Landesbetrieb Wald&Holz NRW eine erfreuliche Entwicklung beim Wald auf. Vor allem beim Laubwald, wie er im Emscherbruch naturgegeben gewachsen ist. 38 Prozent der Bäume sind ohne Schäden, sieben Prozent mehr als 2008. Gerade die Eiche habe sich - nach dem für sie sehr schlechten Jahr 2008 - erholt, aber „gut geht es ihr trotzdem noch nicht.“

Der Buche geht es dagegen weniger gut, nur jeder vierte Baum sei ungeschädigt, ein Drittel weist starke Kronenschäden auf. Das Frühjahr wird nun zeigen, ob diese Schäden im Blattbereich „nur“ eine Folge der enormen Bucheckerproduktion des letzten Jahres war, oder ob mehr dahinter steckt. Je mehr Buchecker der Baum produziert, desto geringer ist die Blattmenge.Fichte und Kiefer - die es allerdings im Verhältnis zum Laubwald weniger im hiesigen Bereich gibt - haben sich nach dem Zustandsbericht auch erholt. Die lange Schneeperiode 2009//2010 habe dem gefürchteten Borkenkäfer mehr zugesetzt als der Winter davor, in dem es zwar bitter kalt aber nicht so lange schneereich gewesen war.

Was die Wassermenge in diesem Jahr angeht, ist Matthias Klar bislang zufrieden, der Boden sei gut durchfeuchtet, allerdings brauche die Natur weitere Nässe, wenn jetzt die Bäume als Folge der Knospenexplosion wie ein Schwamm alles Wasser im Boden aufsaugen.

Er weist allerdings Waldspaziergänger eindringlich auf das absolute Rauchverbot hin, denn das Laub am Boden sei zur Zeit staubtrocken und entzünde sich in Windeseile. Zigaretten also aus, und Ohren, Nase und Augen auf im Wald. Vielleicht hört man ja doch noch einen Kuckuck...