Gelsenkirchen. Das Interesse am WAZ-Medizinforum zum Thema „Wenn der Darm streikt - verstopft oder undicht“ war enorm. Auch wenn niemand gerne darüber spricht, leiden viele Menschen unter derartigen Beschwerden. Mediziner verschiedener Richtungen informierten.

Wie oft gehen Sie denn so zur Toilette? Die Frage finden Sie etwas intim? Aber sie muss gestellt werden dürfen, unterstrichen die Referenten aus dem St. Josef-Hospital beim WAZ-Medizinforum am Mittwoch (30. März) in der Glashalle von Schloß Horst.

„Bis zu 25 Prozent aller Befragten sind verstopft“, verdeutlichte Dr. Peter Gunther Auer, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, dass viele Menschen unter Darmbeschwerden leiden. Auch wenn kaum jemand darüber spricht. Und die Ursachen für solche Beschwerden können unterschiedlich sein. „Es gibt Krankheiten, die Darmbeschwerden verursachen, von Parkinson bis zur Schilddrüsenunterfunktion“, so Auer. Nicht selten aber spielen auch der Lebenswandel und die Lebenssituation eine gewisse Rolle. „Im Alter etwa ändert sich die Zusammensetzung der Bakterien in der Darmflora automatisch“, so der Mediziner. Das aber sei zunächst nicht problematisch. Schwieriger sei es, wenn der Mensch akut stressbelastet ist. „Der macht den Darm schneller.“

Tagebuch kann bei Diagnose helfen

Wer gar nicht sicher ist, ob er nun an Darmbeschwerden leidet oder nicht, dem empfiehlt Dr. Peter Gunther Auer ein Tagebuch, mit dem der Patient seine Darmtätigkeit festhält. „Grundsätzlich kann man sagen, drei Mal in der Woche Stuhlgang zu haben, reicht.“ Bei weiteren Beschwerden wie hartem Stuhlgang, dem Gefühl der nicht vollständigen Entleerung oder der Notwendigkeit von heftigem Pressen rät Auer zum Gang zum Arzt. Denn hier können auch krankhafte Veränderungen des Darms vorliegen.

Auf diese ging am Mittwoch Dr. Hans-Peter Harasim, Chefarzt der Klinik für Viszeralchirurgie, ein. Er schilderte die ungünstigen Umstände für Verdauungsprozesse. „Jeder, der einen Hund hat, gibt dem mehr Zeit zum Toilettengang, als sich selbst.“ Und die modernen Toiletten täten ihr Übriges. „Mit ihnen gehen zudem viele wichtige Informationen verloren, weil der Stuhl sofort im Wasser verschwindet.“ Die Konsistenz kann so vom Patienten selbst nur schwer beurteilt werden.

Ernährung und Bewegung sind oftmals entscheidend

Die Ursache vieler Beschwerden kann meist ohnehin nur ein Fachmann feststellen. Die häufigsten krankhaften Veränderungen sind Hämorrhoiden, Analfissuren, Analfisteln und der Prolaps, der Darmvorfall. Letzterem widmete sich der Chefarzt intensiver, stellte zunächst das Krankheitsbild vor, bei dem der Darm nicht richtig im Körper liegt und dort gehalten wird. Hier gibt es mittlerweile gute Operationsmöglichkeiten, die für den Patienten so schonend wie möglich durchgeführt werden.

In den meisten Fällen von Darmbeschwerden ist ein operativer Eingriff aber gar nicht notwendig. Mit einfachen Tricks kann man die eigene Darmaktivität beeinflussen, so Julia Bromberg, Diabetesassistentin und Ernährungsberaterin am St. Josef-Hospital. „Essen sie so natürlich, wie möglich“, plädierte sie für ein Mehr an Vollkorn, frischem Obst und Gemüse und selbst hergestellten Mahlzeiten. Wichtig sei es auch, genug zu trinken. „Trinken sie täglich zwei Liter Wasser, Tee oder Fastschorle.“ Und Bewegung jeder Art kann helfen. „Das ist wie Body Building für den Darm.“ Julia Bromberg unterstrich, wie wichtig eine stressfreie Ernährung ist. „Nehmen sie sich Zeit, essen sie in Ruhe und lassen sie sich nicht ablenken von ihrer Mahlzeit.“