Im Marienhospital informierten Mediziner über Prävention und Behandlungsmöglichkeiten von Karnkheiten im Bauch- und Darmbereich

WAZ Medizinforum im Bildungszentrum des Marienhospital Ückendorf mit Oliver Schmeer, Leiter der WAZ Lokalredaktion Gelsenkirchen, Professor Dr. Wilhelm Nolte, Chefarzt der inneren Medizin und Gastroenterologie am Marienhospital, Privat Dozent Dr. Carl Zülke, Chefarzt der Chirurgie am Marienhospital, am 30. September 2009. Im Bild. Carl Zülke Foto: Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
WAZ Medizinforum im Bildungszentrum des Marienhospital Ückendorf mit Oliver Schmeer, Leiter der WAZ Lokalredaktion Gelsenkirchen, Professor Dr. Wilhelm Nolte, Chefarzt der inneren Medizin und Gastroenterologie am Marienhospital, Privat Dozent Dr. Carl Zülke, Chefarzt der Chirurgie am Marienhospital, am 30. September 2009. Im Bild. Carl Zülke Foto: Sebastian Konopka / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Es ist 26 Millimeter lang und elf Millimeter breit und bei Bedarf tritt es eine Reise durch den menschlichen Körper an. Acht Stunden lang macht es zwei Bilder pro Sekunde, die einen kleinen Film ergeben. Das Kapsel-Endoskop ermöglicht Untersuchungen des Dünndarms, die bei Beschwerden im Bauchraum notwendig sein können. Und um solche drehte sich am Mittwoch das WAZ Medizinforum mit dem Titel „Wer wird denn gleich zum Messer greifen” im Marienhospital in Ückendorf.

Ernst nehmen sollte man anhaltende Bauchschmerzen immer, stellte Dr. Wilhelm Nolte, Chefarzt für innere Medizin, fest, der dringend vor Selbstdiagnosen warnte. „Es ist sogar für uns Ärzte schwierig, die Schmerzen zu beurteilen.” Denn nicht immer sind Bauchschmerzen auch Magenschmerzen. Hier liegt ein Großteil der menschlichen Organe dicht beieinander. Speiseröhre, Magen, Darm, Leber, Galle, Milz drängen sich hier. „Für den Patienten ist es selbst gar nicht möglich, die Schmerzen im Bauchraum zu lokalisieren.”

Umso wichtiger sind die Untersuchungsmethoden, die den Medizinern immer mehr Möglichkeiten bieten. So auch das Kapsel-Endoskop. Weniger komfortabel aber unerläßlich zur Diagnose sind die Spiegelungen von Magen und Darm. Gerade für letztere warb Wilhelm Nolte mehrfach und eindringlich. „Eine Darmspiegelung ermöglicht, Polypen zu erkennen und direkt abzutragen bevor sie gefährlich werden.” Denn aus ihnen könne Darmkrebs entstehen. „Der Krebs entwickelt sich aus gutartigen Vorstufen”, so Nolte. Er wies darauf hin, dass die Krankenkassen für Patienten ab dem 55. Lebensjahr die Kosten dieser Vorsorgeuntersuchung tragen.

Die Fragestellung des ganzen Abends, also, „wer wird denn gleich zum Messer greifen”, nahm der zweite Referent, Dr. Carl Zülke, Chefarzt der Chirurgie, als Vorlage und antwortete: „Ich”. Denn manchmal sei dies unumgänglich. „Wenn es sich um eine unmittelbare Lebensbedrohung handelt.” Für diese Krankheitsbilder sensibilisierte Zülke die Gäste. Denn gerade im Darmbereich lauern tückische Erkrankungen. So etwa der Darmverschluss, der sich zunächst durch schlagartige starke Schmerzen zeigt. Die aber dauern nur bis zu zwei Stunden. Während im Körper der Darm bereits abstirbt, ist der Patient beschwerdefrei. „Fauler Frieden sagen wir dazu”, schilderte der Chirurg, dass häufig ältere Menschen die Situation nicht einschätzen können und von Fehlalarm sprechen. Nach drei bis sechs Stunden manifestiert sich bereits der körperliche Zerfall. „Dann bildet sich ein septischer Schock und da kommen meist zu spät.”

Nicht zu unterschätzen sei aber auch die Appendizitis, die Blinddarmentzündung. „Das Chamäleon der Bauchchirurgie”, so Zülke. Denn hier treten die unterschiedlichsten Symptome auf und die Fehlerrate in der Diagnose ist noch immer hoch, auch wenn die Operation zur Routine gehört, da jeder zehnte Mensch im Laufe seines Lebens an der Appandizitis erkrankt.

Dass aber nicht immer Krankheiten ursächlich für Bauchschmerzen sind, das verriet Wilhelm Nolte in einer kleinen Anekdote. Ein Gelsenkirchener kam im Februar zu Nolte, klagte über Schmerzen im Bauch. Nach einigen Untersuchungen und fieberhaftem Nachdenken stellte sich heraus, dass der Patient vor Weihnachten ein Ückendorfer Lokal besucht hatte und, nachdem er zu tief in Glas geschaut hatte, einen Rollmops mitsamt Holzspieß verspeist hatte. „Den Rollmops hat er verdaut. Der Holzspieß aber blieb hängen”, zeigte der Internist ein Beweisfoto.