Gelsenkirchen. . Eine Gelsenkirchener Justizobersekretärin soll Geld veruntreut, Urkunden gefälscht und Akten versteckt haben. Jetzt steht die 43-Jährige vor Gericht und will sich an nichts mehr erinnern - Grund seien private Probleme, Alkohol und Medikamente.

Geld in größerem Stil soll eine 43 Jahre alte Mitarbeiterin des Gelsenkirchener Amtsgerichts veruntreut haben, Hunderte Vorgänge hat sie unbearbeitet im Keller abgelegt. Bei einer Kassenprüfung fiel sie 2009 auf. Jetzt steht sie vor Gericht.

An einige Jahre ihres Lebens kann sie sich im Dunstkreis von Alkohol, Psychopharmaka und Schlafmitteln angeblich nicht erinnern. Ein „Schock“ sei es für sie gewesen, sagt die Justizobersekretärin des Gelsenkirchener Amtsgerichtes vor dem Essener Landgericht, als sie erfahren habe, was sie alles angerichtet haben soll.

Geld in Keksdose

Die 43-Jährige soll zwischen von 2007 bis Juni 2009 als Verwalterin der Gerichtszahlstelle u.a. betrogen, Geld veruntreut und Urkunden gefälscht haben. 40 000 Euro fehlten bei einer Kassenprüfung. Knapp 25 000 Euro wurden gefunden. Versteckt in einer Keksdose, einem Karton und einer Dose mit Diätmitteln.

„Bereichern wollte ich mich nicht“, sagt die schwarzhaarige Angeklagte, die ein schwarzes Kostüm trägt. Da scheint sie sich trotz fehlender Erinnerung ganz sicher zu sein und begründet: „ Weil es nicht zu mir passt. Ich bin nicht so erzogen worden.“

Angeblich keine Erinnerung

Die Beamtin fühlte sich im Beruf komplett überlastet, und das schon seit mehreren Jahren. „Weil ich der Arbeit nicht mehr Herr wurde.“ Aber dass sie in verschiedenen Behältern Geld versteckte, wusste sie angeblich ebenso wenig, wie sie eine Erinnerung an Akten haben wollte, über 500 Vorgänge, die man versteckt im Keller fand.

„Ein bisschen seltsam, dass man sich an ganze Komplexe nicht erinnert“, wunderte sich Richterin Nünning. Als Verwalterin der Zahlstelle für Kirchenaustritte soll sie in 84 Fällen die zu zahlenden 30 Euro für sich behalten und Zahlungsanzeigen vorgetäuscht haben. Auch das wusste sie 43-Jährige nicht mehr. Ebenso wenig erinnerte sie sich an zwei versteckte Schecks.

"Ich möchte wieder in den Beruf"

Die Angeklagte hatte private Probleme. In zweiter Ehe verheiratet, soll sie im Jahr 2008 eine Beziehung zu einem Kollegen gehabt haben. Die Erinnerung fehlt. „Das weiß ich nur aus den Akten“, sagte sie und vermutete: „Ich werde dem Mann körperlich näher gekommen sein.“ Einmal mehr verweist sie auf Alkohol und Medikamente, die sie schon tagsüber zu sich genommen haben will, um „Panikattacken und Unruhezustände“ zu überspielen. „Ich habe versucht, die Tage durchzustehen.“ Und mit ihrem Geld sei sie ausgekommen, sagt sie über ihre Lebensumstände.

Die Behörde wartet auf den Ausgang des Verfahrens. Für die Zukunft hat die 43-Jährige Wünsche: „Ich möchte wieder in den Beruf“, sagte sie, „der Beamten-Status ist wichtig für mich. Ohne ihn würde mein Leben zusammenbrechen.“ Fortsetzung folgt.