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1,77 Mio Euro hat ein Mitarbeiter vom Reisebüro Ticket Point veruntreut. Die Firma hat Insolvenz angemeldet; hunderte Urlauber stehen vor unbezahlten Reisen. Der Mann sitzt in Untersuchungshaft und hat gestanden.

Wie Kassenböhmer ausführt sei der Mann dabei geschickt vorgegangen, indem er immer nur soviel Geld abgehoben habe, dass das Konto permanent noch Deckung aufwies und Transaktionen zumindest zum Teil weiterlaufen konnten. Trotzdem kamen Ende April bis Anfang Juli insgesamt 1,77 Mio. Euro zusammen. Aufgefallen ist die Unterschlagung erst am Montag, als sich der Mitarbeiter des Reisebüros selbst bei der Staatsanwaltschaft angezeigt hat.

„Der Mann ist geständig, räumt den Tathergang ein“, bestätigt Kassenböhmer. Allerdings: Über den Verbleib des Geldes habe der Mann, der seit Dienstag in Untersuchungshaft sitzt, keine Angaben gemacht.

Durch die Veruntreuung wurden unzählige Zahlungen an Reiseveranstalter nicht weitergeleitet, so dass nun eine Vielzahl Urlauber zwar auf gebuchten, aber nicht bezahlten Reisen sitzen bleiben. Wie viele es genau sind, vermochte Kassenböhmer gestern noch nicht zu sagen. „Bei uns trudeln die Anzeigen massenweise ein“, berichtet der Oberstaatsanwalt. „Ich vermute, dass es wahrscheinlich in die Hunderte gehen wird.“ Womöglich sogar noch mehr. legt man bei der Schadenssumme willkürlich durchschnittliche Reisekosten von 2000 Euro zu Grunde, kommt man auf rund 900 Geschädigte.

Allein bei Schauinsland-Reisen hätte es bis gestern Nachmittag bereits rund 30 Anfragen betroffener Kunden gegeben, wie Sarah Bousart aus der Pressestelle berichtet. Sie kündigt an, dass Schauinsland das Risiko tragen wird, sich das veruntreute Geld zurückzuholen oder den Schaden im Zweifelsfall in Kauf zu nehmen. „Wer nachweisen kann, etwa per Überweisungsbeleg oder Kontoauszug, dass die Zahlung an Ticket Point geleistet wurde, den lassen wir in Urlaub fliegen, auch wenn das Geld nicht bei uns eingegangen ist.“ Sie rät allen Urlaubern, die bei Schauinsland gebucht haben, dass Unternehmen zu kontaktieren und ihre Daten durchzugeben.

Peter Schnürer hatte Glück, da er übers Internet (die Buchungsseite ist genau wie das Ladenlokal seit Dienstag nicht mehr zu erreichen) gebucht und per Kreditkarte bezahlt hatte. „Internetbetrug oder -missbrauch ist bei meiner Kreditkartenfirma versichert, so dass sie den Schaden übernimmt.“ In Schnürers Fall sind das fast 1500 Euro für einen Hin- und Rückflug nach Indien für zwei Personen.

Die Inhaber von Ticket Point waren gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.