Netzwerk „GEmeinsam gegen MRSA” rückt dem „Krankenhauskeim” auf den Pelz. Großes Patienten-Screening startet im September. .

Gelsenkirchen sagt dem „Methicilin-resistenten Bakterium Staphylococcus aureus” (MRSA) den Kampf an. Kennen Sie nicht? Und ob! Volkstümlich besser bekannt unter „Krankenhauskeim”. Er kann bei Menschen schwere Infektionen auslösen. In Deutschland kommt es jährlich zu rund 120 000 Krankenhaus-Infektionen durch MRSA, die teilweise auch tödlich verlaufen. Da sich diese Infektionen nicht nur auf Krankenhäuser beschränken, sondern verstärkt auch in Senioren- und Pflegeheimen auftreten, hat die Stadt auf Initiative des Referates Gesundheit gestern im Wissenschaftspark das Netzwerk „GEmeinsam gegen MRSA” ins Leben gerufen.

Vertreter aller Gelsenkirchener Krankenhäuser, der Ärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, der ambulanten und stationären Pflegedienste, der Rettungsdienste und Krankentransportunternehmen sowie des Hygiene-Instituts unterzeichneten hierfür eine entsprechende Vereinbarung.

Vorreiter für andere Revierstädte

Gesundheits-Dezernentin Henriette Reker dankte allen Beteiligten für ihr Engagement und wies mit einigem Stolz darauf hin, „dass wir in dieser Thematik unseren Nachbarstädten im Revier schon voraus sind.” OB Frank Baranowski zeigte sich von der hohen Zahl der Infizierten beeindruckt und sieht es als eine Gemeinschafts-Aufgabe: „Was alle angeht, muss auch von allen angegangen werden.”

Eine erste Gemeinschaftsaktion wird am 14. September gestartet. So sollen vier Wochen lang alle Neu-Patienten in Gelsenkirchener Krankenhäusern sich einer Aufnahmeuntersuchung unterziehen. Zwar sei dieses Screening für die Patienten freiwillig, die Netzwerker richten aber ihren eindringlichen Appell an die Bevölkerung, sich diesem Abstrich nicht zu entziehen, weil die zu erwartenden Ergebnisse schließlich auch der Allgemeinheit zugute kommen. „Der Abstrich ist völlig harmlos, ähnlich einer Speichelprobe wird dem Patienten eine Probe aus dem Nasenloch entnommen”, erklärt Professor Dr. Stephan Miller, ärztlicher Leiter im Bergmannsheil.

Schon beim Säuglingstod erfolgreich

Bis zu 10 000 Patienten erhofft man sich von dieser Aktion, die dann eine verlässliche Datenbank liefern könnte, um die Wege der Infektion herausbekommen zu können.

„Ziel ist natürlich eine Reduktion der Infektion zu erreichen und bei der genauen Therapie einen gleichen Qualitätsstandard für alle zu ermöglichen”, hofft Klaus Mika, Leiter des Gesundheitsamtes. Die Aufgabe wird dadurch erschwert, dass es mittlerweile Keime gibt, die sich gegen alle Antibiotika resistent zeigen. Die Vergangenheit lehrt aber, dass ein Netzwerk von Nutzen für alle Beteiligten sein kann. Als vor zwei Jahren Ähnliches gegen den „Säuglingstod” in die Wege geleitet wurde, sei die Sterblichkeit signifikant zurück gegangen.