Gelsenkirchen. . Das landesweite Projekt “14plus“ fördert die “gesellschaftliche und berufliche Integration“ von jungen Menschen in “städtischen Problemgebieten“. NRW-Familienministerin Ute Schäfer hat das Programm in Gelsenkirchen-Erle auf den Weg gebracht.

„Willkommen im Zentrum der deutschen Wirtschaft. Das Handwerk.“ Von der Werbebotschaft durfte sich Montag eine illustre Runde angesprochen fühlen. Im Bildungszentrum der Kreishandwerkerschaft Emscher Lippe wurde das landesweite Projekt „14plus“ von NRW-Familienministerin Ute Schäfer angeschoben.

2006 als Modellprojekt unter anderem mit Beteiligung der Gesamtschule Berger Feld aufgelegt, wird „14plus“ jetzt landesweit an 20 Schulen mit 84 Klassen umgesetzt. Die Zielgruppe: junge Menschen mit ausländischen Wurzeln. Für weitere vier Jahre wird „14plus“ mit – bislang geplanten – 10 Mio Euro Finanzvolumen ausgestattet und soll, angedockt an das Programm Soziale Stadt, weitere 5000 Schüler begleiten.

Praktika, Exkursionen und Bewerbungstraining

„Wir wollen mehr für die Bildung, mehr für die gesellschaftliche Teilhabe tun“, so Schäfer. Bei „14plus“ läuft das über eine vertiefte Berufsorientierung ab der 7. Klasse – mit erweiterten Werkstattpraktika, mit Exkursionen in Betriebe, mit Bewerbungstraining und Berufswahlpass. Vor allem aber im engen Kontakt mit der Agentur für Arbeit und Betreuern an den Schulen. Vier Stellen (Arbeitstrainer, Sozial-Pädagogen) kann allein die Gesamtschule Berger Feld aus Projektmitteln finanzieren. Für Schulleiter Georg Altenkamp ist die „Men-Power, mit der man das machen kann“ überfällig nach nach Jahrzehnten voller Versäumnisse bei der Integration. „Wir haben lange nicht gut genug gearbeitet.“

Die Jugendlichen sollen früh ein realistisches Profil ihrer eigenen Stärken und Neigungen bekommen, „14plus“ soll sie „dabei unterstützen, ihren Platz in der Gesellschaft und im Berufsleben zu finden.“ Die Erfahrungen der Modellphase sind laut Schäfer positiv. 1200 Schüler haben sie bislang durchlaufen. Die Schulen haben ihre Vermittlungsquote von Migranten-Kindern etwa verdoppeln können – auf gut 35 %, zudem haben die Jugendlichen bessere Schulabschlüsse gemacht.

„Seid offen für alles, traut euch was zu“

Von ihren Erfahrungen berichteten drei Jugendliche, ihre Lehrer und Ausbilder in der Runde. Derya Bazo, 17, hat erlebt, „dass sie selbstbewusster geworden ist“, dass sie sich nach diversen Berufspraktika und Zwischenstationen an Real- und Hauptschule schulisch durchgebissen hat. Jetzt peilt sie das Abitur an, hat zum Halbjahr eine 2,8 als Durchschnittsnote erreicht. Ihre Empfehlung an andere Schüler: „Seid offen für alles, traut euch was zu.“ Beifall gab es dafür. Wie auch für die kleine Erfolgsgeschichte von Ertan Eroglu, 17. Vom Berger Feld hat er den Wechsel in eine Ausbildung und zum Berufskolleg geschafft. Elektriker will er werden. „Es läuft ziemlich gut, ich lerne jeden Tag was dazu, wie es sich gehört.“

„Wir müssen selber was tun“ – die Erkenntnis hat sich in vielen Firmen durchgesetzt. „Es ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe aufgrund wachsenden Fachkräftebedarfs die Potenziale stärker auszuschöpfen. Angesichts des demografischen Wandels können wir es uns nicht mehr leisten, dass in unserem Bundesland z. B. 22 % der Jugendlichen mit türkischen Wurzeln die Schule ohne Abschluss verlassen und über die Hälfte keine Berufsausbildung hat“, so Ludger Wolterhoff. Für den Geschäftsführer der Regionaldirektion NRW der Arbeitsagentur gehört es „deshalb zu den Kernaufgaben, Angebote zu schaffen, mit denen möglichst viele junge Menschen den Übergang ins Berufsleben erfolgreich meistern.“