Bochum. Die Zukunftsakademie NRW soll die Stadtgesellschaft von morgen gestalten und Forschung, Praxisprojekte und Qualifizierung im Bereich der kulturellen Bildung vorantreiben. Das bundesweit einzigartige Vorhaben startet im Herbst in Bochum.
Die Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW, Ute Schäfer, die Stiftung Mercator und das Schauspielhaus gaben am Montag im Rathaus die Gründung der Zukunftsakademie bekannt. Sie wird im Viktoriaquartier entstehen, mutmaßlich im ehemaligen Haus der Katholischen Jugend an der Humboldtstraße.
Das Konzept der Akademie ist so neu wie (noch) abstrakt. Grundsätzlich geht es darum, der Kulturförderung breiteren Raum zu geben. Oder, wie Ministerin Schäfer es ausdrückte, „Entwicklungs- und Bildungsprozesse interdisziplinär und im Medium der Künste zu bearbeiten“ – und zwar vor dem Hintergrund der sich demografisch verändernden Gesellschaft. Wie können ausländische und deutsche Jugendliche im Ruhrgebiet, in NRW für kulturelle Aktivitäten interessiert, und diese in ihre Leben integriert werden? Welche Fortbildungen wären dazu nötig? Wo könnten solche Förderprojekte ansetzen? Das sind nur einige der Fragen, die in den Foren und Seminaren der Akademie diskutiert werden sollen.
Bildung und Interkultur
Die Entwicklung zu einer, so die Ministerin, „zukunftsfähigen Stadtgesellschaft“, könne keine gesellschaftliche Gruppe, keine Fachdisziplin und keine Institution allein steuern. „Es braucht einen Ort, an dem Disziplinen zusammentreffen, Diskurse geführt und gemeinsam Lösungen entwickelt werden, die dann in die Praxis umgesetzt werden. Das soll die Zukunftsakademie leisten.“
Bildung und Interkultur sind, wie gesagt, die Schwerpunkte. Organisiert in die drei Säulen „Labor“, „Praxis“ und „Qualifizierung“, versteht sich die Akademie als Forschungsstätte. „Es werden keine fertigen Lösungen präsentiert, sondern es wird nach ganz neuen Wegen der Vermittlung gesucht“, betont Anselm Weber. Der Schauspielhaus-Intendant hat mit seinem Chefdramaturgen Thomas Laue das Akademie-Konzept entwickelt. Es basiert auf den Erfahrungen, die Weber & Co. seit gut fünf Jahren u.a. mit ihrem Next Generation-Projekt gemacht haben. Dabei kamen Ruhrgebiets-Jugendliche in Zukunftswerkstätten zusammen, um dort kulturelle Impulse aufzunehmen, vor allem aber, um selbst welche zu geben. Ergebnis war der Next Generation-Abend, der seinen festen Platz im Spielplan gefunden hat.
2,25 Millionen Euro Fördergelder
Die Mercator-Stiftung und das Land fördern die Akademie mit 2,25 Mio Euro für zunächst drei Jahre. Fünf bis sechs Mitarbeiter inkl. Geschäftsführer werden nun eingestellt, die Arbeit soll im Oktober beginnen. Weber betont, dass das Schauspielhaus und die Geldgeber lediglich Steigbügelhalter der Akademie seien, nicht deren Akteure. „Die Umsetzung liegt bei den Leuten, die das neue Haus leiten werden.“
Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz meinte, sie sei sehr froh, dass Bochum Sitz der neuen Zukunftsakademie NRW werde: „Von hier aus werden künftig wichtige Impulse für unsere interkulturelle Stadtgesellschaft ausgehen.“