Gute Erfahrungswerte mit integrativem Unterricht. Zwei Beispiele

1. Schultag an der Katholischen Grundschule Sandstraße in Gelsenkirchen - Horst / Einschulung / integrativer Unterricht /I-Männchen / I-Dötze / Lehrerin Regina Ommerborn (li) und Förderlehrerin Regina Mohr Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool 18.08.2009
1. Schultag an der Katholischen Grundschule Sandstraße in Gelsenkirchen - Horst / Einschulung / integrativer Unterricht /I-Männchen / I-Dötze / Lehrerin Regina Ommerborn (li) und Förderlehrerin Regina Mohr Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool 18.08.2009 © WAZ FotoPool

Mehr förderbedürftige Schüler in normale Klassen aufzunehmen, das war das erklärte Ziel der schwarz-gelben Landesregierung, als sie vor über drei Jahren an den Start ging. Jetzt rudert Schulministerin Barbara Sommer (CDU) zurück: Eltern sollen sich aussuchen können, ob sie ihr förderbedürftiges Kind auf eine Förderschule schicken ja oder nein. Und ruft den Protest von Schulleitern hervor. Auch in Gelsenkirchen.

„Gemeinsames Lernen ist absolut sinnvoll und notwendig”, sagt Georg Altenkamp. Er leitet die Gesamtschule Berger Feld, die als einzige weiterführende Schule integrativen Unterricht anbietet. Sie drei Jahren werden sieben bis acht Kinder mit Lernschwäche bzw. körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen zusammen mit 16 nicht förderbedürftigen Kindern in einer Klasse unterrichtet. Zwei Lehrkräfte - eine sonderpädagogische Lehrkraft und ein normaler Fachlehrer - unterrichten die Klasse zusammen. „Wir haben sehr gute Erfolge mit dem Konzept”, betont Altenkamp. Schüler würden lernen, mit Anderstartigkeit umzugehen und sich umeinander zu kümmern. „Aber wir haben das Projekt auch über zwei Jahre lang mit Stadt und Bezirksregierung vorbereitet und sind dementsprechend ausgestattet worden.” Ein Schnellschuss, bei dem weder genügend Planung, noch genügend Mittel zur Verfügung gestellt würden, „das könnte absolut nach hinten losgehen”, meint Altenkamp.

In kleinen Kümmerklassen unterrichtet wird auch in der katholischen Grundschule an der Sandstraße in Horst. Seit dem Jahr 2001 gibt es hier in jedem Jahrgang eine integrative Klasse, in der zwei bis vier Kinder mit Förderbedarf mit unterrichtet werden. Auch hier das Konzept: Zwei Lehrerinnen unterrichten gemeinsam, für die schwächeren Kinder gibt es einen separaten Förderraum und Förderunterricht. Gelernt wird oft in Kleingruppen. „Durch den gemeinsamen Unterricht erfahren alle Kinder mehr Betreuung, nicht nur die förderbedürftigen”, betont Schulleiterin Birgitt Bur am Orde. „Bei uns an der Schule herrscht ein sehr soziales Klima - es ist kein Problem, wenn jemand etwas anders ist. Das Klima in den Klassen ist warm und freundlich.”

Doch auch Bur am Orde weist darauf hin: „Ohne sehr gute Vorbereitung und die entsprechende Ausstattung mit Personal und Räumlichkeiten wäre ein solches Konzept nicht denkbar.”

Die Vollintegration von Förderschülern in „normale” Schulen erfordere kleine Klassen und zusätzliches Fachpersonal, hatte Harald Willert, Sprecher der Schulleitungsvereinigung (SLV) gegenüber der Ministerin betont. Der SLV fürchtet, dass übereilt ein ungeeignetes „Sparmodell” umgesetzt wird. „Zur Umsetzung existieren bisher keine Vorgaben, noch ist den Schulträdern das Thema in voller Tragweite bewusst”, so Harald Willert.