Gelsenkirchen. .

Die Besucher des Wochenmarkts in Gelsenkirchen-Buer lassen sich durch den Dioxin-Skandal nicht aus der Ruhe bringen. Das große Vertrauen in die Händler treibt die Kunden gerade jetzt auf den Markt statt in die Supermärkte.

Noch ahnungslos schlenderten die Markt-Besucher in Buer am Samstagmittag von Stand zu Stand. Dabei gehen zu diesem Zeitpunkt bereits neue Hiobsbotschaften über den Nachrichtenticker. Während Kunden auf dem buerschen Markt Eier, Fleisch, Gemüse und Co. einkauften, sickerte über die Nachrichten durch, dass knapp 1000 weitere Tiermast- und Legehennenbetriebe mit Dioxin-verseuchtem Futter beliefert worden waren – auch in NRW.

Aber das hätte die Markt-Kunden wahrscheinlich auch nicht mehr aus der Ruhe gebracht. Zwar ist Dioxin auf dem Markt in Buer ein Thema, aber auf den aktuellen Lebensmittelskandal reagieren die Kunden völlig unaufgeregt. Angst hat hier offenbar niemand. Im Gegenteil: der Skandal, so zeichnet es sich ab, treibt die Leute aus den Discountern heraus zum Wochenmarkt.

Großes Vertrauen in Markthändler

Nach Eiern und Hühnerfleisch war bekanntlich auch Schweinefleisch von Dioxin betroffen. „Das macht sich bis jetzt nicht bemerkbar. Die Leute fragen auch nicht danach“, sagt Marianne Meier (66), die Schwein und Rind an ihrem Stand verkauft. „Bei Ihnen nicht“, pflichtet ihr eine Kundin bei. Das Vertrauen in die Markthändler ist groß. „Es wird zwar über Dioxin geredet, aber die meisten sagen ,Egal, das haben wir eh’ schon gegessen’“, meint Karin Henzel (72), die neben Marianne Meier steht. „Das sehe ich genau so“, pflichtet ihr ein Kunde bei.

Martina Albrecht (46) aus Erle hat Putenhälse, Eier und Hähnchenbollen in ihrem Korb, als sie mit ihren Besorgungen bei Frischgeflügel Rosinek fertig ist. Auch sie kauft bedenkenlos auf dem Markt ein. „Es gibt ja nichts, was wir nicht schon mal nicht essen durften“, sagt sie. Sie gehe zwar auch schon mal in den Supermarkt, aber in der Regel kaufe sie beim ausgewählten Händler. „Klasse statt Masse“ ist ihr Motto. Händler Jörg Rosinek: „Ich sehe viele neue Gesichter. Die Leute haben die Nase voll vom Discounter.“

„Der Dioxin-Skandal spielt uns in die Karten“

„Der Dioxin-Skandal spielt uns in die Karten“, bestätigt Christina Freihoff (38) vom Vriesen-Hof unabhängig davon. „Die Kunden kaufen mehr Eier als vorher. Wahrscheinlich sind ihnen unsere Eier lieber, als die, die in den Läden stehen.“ Die 200 Bio-Eier, so die Händlerin, seien schon um 11 Uhr verkauft gewesen. Sonst nehme sie davon immer welche mit zurück nach Bocholt-Suderwich. Kein Wunder, denn Bio-Eier sind nach wie vor nicht verseucht. Aber auch Eier aus Bodenhaltung und Freilandhaltung werden vermehrt verkauft.

Und wie wirkt sich der Dioxin-Skandal auf den Fisch-Verkauf aus? „Man merkt es ein bisschen, ohne Zweifel“, sagt Markthändler Werner Habant (70) aus Erle und vermutet 15 Prozent mehr Umsatz. „Aber die Leute gewöhnen sich an solche Schreckensszenarien. Mal sehen, was als nächstes kommt. Irgendwann ist auch der Fisch dran.“