Gelsenkirchen. .

Auch wenn das Kulturhauptstadtjahr nie als Wettbewerb gedacht war, gab es Gewinner und Verlierer. Gelsenkirchen, so Volker Bandelow, habe sich als Kultur-Motor erwiesen. Der Leiter des Kulturreferats hat drei Gründe dafür ausgemacht.

Das Kulturhauptstadtjahr Ruhr.2010 war immer als Synergien freisetzende Gesamtpräsentation der Revier-Kommunen gedacht, hatte nie Wettbewerbscharakter. Daran muss man vielleicht noch einmal erinnern, ehe man feststellt, dass es in der öffentlichen und der veröffentlichten Wahrnehmung sehr wohl Sieger und Verlierer gab.

Zu Letzteren gehört, trotz der großartigen, weithin beachteten Aktivitäten von Steven Sloane, Bochum. Zu den großen Gewinnern gehört Gelsenkirchen. Dass die 2010-Bilanz für die Stadt überaus erfreulich ausfällt, hat für den Leiter des nunmehr aufgelösten Gelsenkirchener 2010-Büros, Volker Bandelow, drei Gründe.

Gelsenkirchen bot Großveranstaltungen von internationalem Rang

„Gelsenkirchen hat sich sehr gut als Kulturstadt im Revier positioniert“, sagt der Leiter des Kulturreferats. „Mit international registrierten Großveranstaltungen wie dem Day-of-Song-Fest in der Arena oder der Finalfeier im Nordsternpark waren wir ausgesprochen prominent im Gesamtprogramm vertreten.“ Die (Kultur-)Welt hat Gelsenkirchen positiv wahrgenommen, das Image ist verbessert.

Die Vernetzung zu Nachbarstädten hat funktioniert

Das Kulturhauptstadtjahr war auch deshalb ein Erfolg, „weil uns auf vielen Ebenen Vernetzungen in die Nachbarstädte gelungen sind, die Bestand haben werden.“ Zu den herausragenden Aktivitäten gehören für Bandelow zum Beispiel der Kulturkanal, der Zusammenschluss der Ruhrmuseen oder die Einbindung Gelsenkirchens in das Jazzwerk Ruhr. Wichtig: Gelsenkirchen sei nicht nur beteiligt, sondern oft – „immer mit Blick aufs Ruhrgebiet“ – Motor gewesen. „Gesamtprojekte wie ,GrenzGebietRuhr’ sind aus Gelsenkirchen heraus entstanden (Initiator war der Kunstverein; die Red.), und der Projektantrag für ,pottfiction’ kam vom Consol Theater.“

Die Liste ist fortzusetzen: Thomas Schöps und die „Kirche der Kulturen“ (Bleckkirche), die von Andreas Fröhling und Jens-Martin Ludwig vorangetriebene Orgellandschaft Ruhr oder das von Kreiskantor Fröhling betreute Netzwerkprojekt „Babel“ im Rahmen des städteübergreifenden Henze-Projekts...

Auch der Widerstand gegen Ruhr.2010 belebte die Kulturszene

Der dritte Grund mit einer erfreulichen Überraschung verknüpft: „Gerade der Widerstand gegen die Kulturhauptstadt“, stellt Bandelow fest, „hat zu einer ungeheuren Belebung der Kultur-Szene geführt.“ Aus dem „vermeintlichen Abgehängtsein“ sei ein neues Selbstbewusstsein erwachsen, das sich zum Beispiel in den Aktivitäten der „Urbanausen“ manifestiert habe. Oder in der Galeriemeile in Ückendorf. Für Bandelow sind das „Zeichen für das positive Klima, das unter dem Schutzschirm der Kulturhauptstadt entstanden ist.“