Gelsenkirchen. Aus einer Utopie wird Realität: nachdem Kompositionen und Libretti, die dort geschrieben worden sind wird eine U-Bahnstation zum Spielort für eine Oper. Michael Schulz, Generalintendant des Musiktheaters im Revier, freut sich auf die Premiere der "Eichbaumoper".

Im Lauf der letzten Monate haben drei Autorenteams in der Opernbauhütte an der Mülheimer U-Bahn-Station Eichbaum die Produktion entwickelt (wir berichteten). „Die Anwohner kamen und erzählten ihre Geschichten”, berichtet Michael Schulz. Aus diesen Geschichten haben die Textdichter Bernadette La Hengst, Borislav Cicovacki und Reto Finger ihre Libretti geformt. Einige Anwohner wirken sogar als Statisten bei den Aufführungen mit. Schulz freut sich: „Der Ort hat sich verändert, ist zu einer Stätte der Kommunikation geworden. Da ist unsere Utopie Realität geworden.”

Aber auch aus künstlerischer Sicht ist der Intendant zufrieden. „Wir zeigen drei Aspekte zeitgenössischer Oper: Ari Benjamin-Meyers arbeitet in Richtung Minimal Music, Isidora Zebeljan hat eine Oper im klassischen Sinn komponiert, bei Felix Leuschner schließlich wird Sprache zum Geräusch und verbindet sich mit den Klängen der Haltestelle.” Zwar sei der Zeitplan für die Fertigstellung der Partituren und die Proben eng gewesen, aber es habe funktioniert: „Das spricht auch für unsere Sänger und für das Orchester”, lobt Schulz seine Mitarbeiter.

Flexibler Opernbetrieb

Das gesamte Projekt, an dem neben dem Raumlabor Berlin als Ideengeber das MiR (künstlerische Durchführung und Personal), das Essener Grillo Theater (Technik) und der Mülheimer Ringlokschuppen (Organisation) beteiligt sind, habe einen ungeheuren Koordinationsaufwand erfordert, aber: „Alle ziehen an einem Strang, Probleme werden schnell und unbürokratisch gelöst - hier hat der als unbeweglich geltende Opernbetrieb mal gezeigt, wie flexibel er sein kann”, betont Schulz.

Die Oper beginnt für die Zuschauer, sobald sie am Essener Hirschlandplatz in die U 18 einsteigen. „Das ist ein ganz anderer Theaterabend. Deshalb würden wir uns wünschen, dass noch mehr Gelsenkirchener diese Produktion annehmen, und sei es nur, um dabei gewesen zu sein”, meint Michael Schulz, der solch ungewöhnliche Musiktheaterprojekte gern fortführen möchte, z.B. kommende Spielzeit mit der Internetoper „Die Affäre Manon”.

Die heutige Premiere und zwei weitere Vorstellungen sind bereits ausverkauft, Karten gibt es noch für die Termine am 27. und 28. Juni sowie 2. bis 4. Juli unter 4097200. Der Shuttle-Transport startet jeweils um 20 Uhr an der Bushaltestelle Musiktheater, nach der Vorstellung werden die Gäste wieder zurückgebracht.