Die "Eichbaumoper" soll Höhepunkt eines Kunstprojektes werden. U-Bahn-Haltestelle ist eine Station auf der Stadttour durch "Duismülsen" entlang der Strecke der U 18 durch Essen, Mülheim und Duisburg

Die Bahnen rauschen im Takt, die rasenden Autos auf der A 40 nebenan geben ihren eigenen Rhythmus hinzu. Beton und Graffiti liefern Ambiente der anderen Art. Zugegeben - die Haltestelle "Eichbaum" der U18 ist ein ungewöhnlicher Ort für ein Konzert. Dennoch soll dort die "Eichbaumoper" für ein temporäres Kunstprojekt entstehen. Und das alles noch in einer gigantischen Blase aus Plastik. "Ein eindrucksvoller Ort", sagt Matthias Rick vom Berliner "Raumlabor". Und da kam ihm die Idee, "Eichbaum in ein Opernhaus auszubauen".

"Urbanität" war das Schlagwort in den 70er Jahren. Aus dieser Zeit stammen die Pläne, das Ruhrgebiet mit einer Bahnlinie als Metropole zu vernetzen. Im Gegensatz dazu soll das Opern-Projekt nicht als Utopie enden. "Wir müssen sehen, wie sich die Oper und der Ort räumlich entwickeln", betont Rick. "Es gibt schon reges Interesse von Anwohnern." Nun werden weitere Mitstreiter gesucht, die ein Instrument spielen, einfach nur gerne singen oder als Band mitmachen möchten. "Perfekt müssen sie nicht sein." Für die Workshops konnte der Komponist und Musiker Christopher Dell gewonnen werden.

Die "Eichbaumoper" ist eine zentrale Station der Stadttouren, die durch "Duismülsen" führt. Also entlang der damals geplanten Modellstrecke durch Essen, Mülheim und Duisburg, die niemals fertig wurde. Rick, Architekt, und seine Kollegen vom Berliner "Raumlabor" haben sich intensiv mit der Geschichte der "U 18" beschäftigt. "Das Ruhrgebiet sollte eine Metropole werden, Vorbild war die Berliner U-Bahn." Vor 30 Jahren, am 28. Mai 1977, sei das erste Teilstück vom Berliner Platz in Essen bis zur Heißener Kirche eröffnet worden. 1979 folgte die Verlängerung bis zum Mülheimer Hauptbahnhof.

Wo die Planer damals aufhörten, macht das Projekt "U(topie)18" weiter. Aus ganz neuer Sichtweise sollen die Menschen ihre Stadt bei der U-Bahn-Tour erleben, die von Essen nach Mülheim geht, und bis zur ehemals geplanten Haltestelle Duisburg-Zoo mit dem Bus weitergeführt wird. Premiere ist am 18. Mai zu unterschiedlichen Startzeiten: 16 Uhr, 16.30 Uhr, 17 Uhr, 17.30 Uhr, 18 Uhr und 18.30 Uhr von der Station "Hirschlandplatz" in Essen. Weitere Termine: 19., 24. und 26. Mai. Industriekultur, Kunst und Natur: Bei den Stationen gibt es einiges zu entdecken.

Die Hoffnung und Perspektive, die die Menschen einst mit der U-Bahn verbanden, spielen eine große Rolle beim Kunstprojekt "U(topie)18 von "Raumlaborberlin". Es ist eine Koproduktion von Ringlokschuppen, Schauspiel Essen und den Duisburger Akzenten. "Dass es damals überhaupt schon eine Vision fürs Ruhrgebiet gegeben hat, ist eine spannende Geschichte", sagt Sabine Reich, Dramaturgin am Schauspiel Essen.

Bei dem Projekt ist das Raumlabor-Team dreigleisig gefahren: Ein Dokumentarfilm, die Untersuchung und die Fahrt, auf der die Menschen ihre eigenen Utopien erkunden können.

Im Film erzählen Anwohner, U-Bahnfahrer und Verkehrsplaner von ihren Träumen und Hoffnungen, aber auch von ihren alltäglichen Erfahrungen. Der Film läuft in Essen am 20 Mai, 20 Uhr, im Hauptbahnhof, und in Mülheim am 2. Juni bei der "Extraschicht" im Ringlokschuppen.

Die Vision einer Metropole Ruhrgebiet haben die Macher nach einer Strecke von 30 Jahren nicht aufgegeben. Matthias Rick sagt: "Im Hinblick auf die Kulturhauptstadt ging es uns darum, herauszufinden, was die Städte miteinander verbindet." Dafür werden noch Partner gesucht.