Gelsenkirchen. Langzeitarbeitslose und Geflüchtete anstellen: Das ist in Gelsenkirchen ein großes Thema. Es gibt aber große Hürden, sagt ein Geschäftsmann.
Gerade für eine Hochburg der Arbeitslosigkeit wie Gelsenkirchen ist es ein zentrales Thema: In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, als Arbeitgeber bezuschusst zu werden, wenn man (Langzeit-)Arbeitslosen einen Job oder eine Ausbildungsstelle anbieten möchte – so viele, dass es schwierig ist, den Durchblick zu behalten. Jetzt hat die Bundesregierung den „Job-Turbo“ ausgerufen, um auch Geflüchtete aus neun wichtigen Herkunftsländern (Syrien, Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Ukraine) schneller in den Arbeitsmarkt integrieren zu können. Teil des Ganzen ist eine Kommunikationsoffensive: Unternehmer und Geflüchtete sollen noch besser darüber informiert werden, welche Möglichkeiten zur Förderung ihnen eigentlich offen stehen.
Das Jobcenter Gelsenkirchen hat seinen Teil dazu beitragen, indem zahlreiche wichtige Unternehmerinnen und Unternehmer der Stadt auf einer Veranstaltung des „Internationalen Unternehmerverbandes Ruhrstadt e. V.“ (Intuv) über all die vielen Fördermöglichkeiten informiert wurden. Wertgeschätzt wird das von den Firmenchefs zwar - aber wenn man ihnen zuhört, gibt es ganz andere Probleme als etwaige Unkenntnis über Förderinstrumente.
Schwarzarbeit als „größtes Hindernis“ in Gelsenkirchen
„Wir haben schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt etwa Abdullah Ören, Chef der MIC Projekt GmbH, zu der Einbindung von Langzeitarbeitslosen. „Die Leute, die schon zwei Jahre aus dem Job sind, wollen und können sich oft nicht mehr integrieren“, sagt er. Die Leute würden nur 20 bis 30 Prozent geben, würden ständig einen Krankenschein einreichen, hätten einfach keine Lust. „Das ist sehr, sehr ärgerlich“, sagt der Geschäftsmann, der in Branchen wie Immobilien, Versicherungen und Hausverwaltung aktiv ist. „Es gibt Förderung, ja, aber wir können davon keinen Gebrauch machen, weil die Leute mit dem Gedanken schon raus aus dem Job sind. Und die meisten gehen ohnehin schwarz arbeiten“, sagt er.
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Die Schwarzarbeit: Ören nennt sie „das größte Problem in Gelsenkirchen, das größte Hindernis“. „Die muss erst einmal wirklich verhindert werden“, sagt er. Viele hätten sich in einem Leben aus Leistungsbezug und illegaler Beschäftigung eingerichtet. „Das schadet allen Unternehmern. Wie sollen wir mit Anbietern von Schwarzarbeit konkurrieren können? Wie soll das gehen?“, fragt er.
Die Förderung sei da zweitrangig, die Energie müsse komplett in die Bekämpfung von Schwarzarbeit gesteckt werden. Korreliert sieht Ören das Thema auch mit der überproportionalen Migration nach Gelsenkirchen. „Ich habe selbst einen Migrationshintergrund. Aber es gibt einfach zu viel Einwanderung“, sagt er. Insgesamt sei die Personalbeschaffung so schwierig, dass sich „großer Frust“ bei den Unternehmern breit mache. Viele würden deshalb auch der Stadt den Rücken kehren.
Welche Erfahrungen Erhan Baz, Chef von „Mr. Chicken“, und Erdal Köktürk, CEO von „Novon Professional“ bei der Anstellung von Geflüchteten und Langzeitarbeitslosen machen, lesen Sie hier: „Mr. Chicken“-Chef: Was Jobs für Flüchtlingen im Weg steht