Gelsenkirchen. Die Jahresbilanz 2023 zum Arbeitsmarkt in Gelsenkirchen hält keine erfreulichen Zahlen bereit: Niedrigste Arbeitskräftenachfrage seit 2008.

„Der Arbeitsmarkt spiegelt die wirtschaftliche Lage wider“, heißt es aus der Agentur für Arbeit anlässlich ihrer Jahresbilanz. Und die sieht alles andere als erfreulich aus.

Im Jahresdurchschnitt stieg die Arbeitslosigkeit 2023 im Agenturbezirk von 23.018 auf 24.107 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Das ist eine Steigerung von 4,7 Prozent, die nur knapp unter der durchschnittlichen Steigerung im gesamten Ruhrgebiet (+4,8 Prozent) liegt. Auch die Arbeitslosenquote stieg im Agenturbezirk von 11,9 auf 12,4 Prozent. Dabei kommt Gelsenkirchen auf eine Arbeitslosenquote von 14,6 Prozent, Bottrop verzeichnet eine Quote von 7,7 Prozent.

Auch 2023 verzeichnete der Agenturbezirk damit die höchste Arbeitslosenquote in NRW. Landesweit lag die Quote im Durchschnitt bei 7,2 Prozent (Ruhrgebiet: 9,9%). Die Jugendarbeitslosigkeit stieg in Gelsenkirchen und Bottrop im Vergleich zu 2022 um 8,1 Prozent und lag damit im Jahresdurchschnitt bei 2.200 jungen Erwachsenen unter 25. Damit stieg die Jugendarbeitslosigkeit im Agenturbezirk weniger stark als im gesamten Ruhrgebiet (+10,2%).

Niedrigste Arbeitskräftenachfrage seit Weltwirtschaftskrise 2008 in Gelsenkirchen und Bottrop

Die Zahl der arbeitslosen Ausländerinnen und Ausländer stieg im vergangenen Jahr ebenfalls, wenngleich mit +8,3% im Vorjahresvergleich ebenfalls niedriger als im gesamten Ruhrgebiet (+10,3%). Im langjährigen Vergleich wird der Anstieg deutlicher sichtbar: Waren 2013 noch 5.256 ausländische Personen arbeitslos, zählte das Jahr 2023 im Jahresdurchschnitt 10.727 Personen. Zurückzuführen ist dies zu großen Teilen auf die Erfassung geflüchteter Menschen im Rechtskreis des SGB II.

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Mit 5.260 neu gemeldeten Arbeitsstellen in 2023 bewegt sich die Arbeitskräftenachfrage in Gelsenkirchen und Bottrop auf dem niedrigsten Wert seit der Weltwirtschaftskrise 2008 (7.141 Stellen). Auch der Stellenbestand sank 2023 im Vorjahresvergleich um 5,7 Prozent auf 2.518 Personen. Rund 79 Prozent der ausgeschriebenen Stellen richten sich an Menschen, die entweder auf Fachkraftniveau oder höher qualifiziert sind. Dem gegenüber stehen jedoch 65 Prozent der arbeitslosen Menschen in Gelsenkirchen und Bottrop, die auf Helferniveau eine Beschäftigung suchen.

Durchschnittlich 161 Tage, bis eine Stelle neu besetzt werden konnte

Der Fachkräftemangel spiegelt sich auch in der Vakanzzeit der Stellenangebote wider. So hat es 2023 durchschnittlich 161 Tage gedauert, bis eine Stelle neu besetzt werden konnte. Die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen lag im Jahr 2023 nach Ansicht der Arbeitsagentur „auf einem hohen Niveau“. Zum aktuellen Stichtag Ende Juni 2023 waren im Agenturbezirk insgesamt 117.720 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 0,1 Prozent mehr als im Jahr davor.

Valeska Hurraß, Geschäftsführerin für den operativen Bereich der Arbeitsagentur.
Valeska Hurraß, Geschäftsführerin für den operativen Bereich der Arbeitsagentur. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

„Auch im Jahr 2023 war das alles beherrschende Thema am Arbeitsmarkt der Fachkräftemangel“, fasst Valeska Hurraß, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen, das vergangene Jahr zusammen. „Der Schlüssel ist und bleibt die Förderung von Qualifizierung und Weiterbildung. Wir müssen dafür sorgen, dass das Potenzial der Menschen zu den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt passt, und unterstützen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dabei, ihre Fachkräfte zu binden und neue Talente zu gewinnen. Die Jugendlichen nehmen wir besonders in den Blick und raten zu Ausbildung und Qualifizierung – letztlich ist ein Berufsabschluss die beste Prävention gegen Arbeitslosigkeit.“