Gelsenkirchen. Geschäftsleute wie Erhan Baz würden gerne mehr Geflüchtete einstellen. Aber die Überbelastung der Ausländerbehörde steht dem im Weg.
Der von der Bundesregierung ausgerufene „Job-Turbo“ für Geflüchtete setzt auch auf die Eigenverantwortung der Unternehmen. Auch sie müssten Geflüchteten eine Chance bieten, vielleicht mal darüber hinwegsehen, dass bei Bewerbern keine optimalen Deutschkenntnisse vorliegen. Klar wurde beim Netzwerktreffen des „Internationalen Unternehmerverbandes Ruhrstadt e. V.“ (Intuv): Die Bereitschaft ist bei den Gelsenkirchener Unternehmern durchaus da.
„Alle überlegen sich im Moment, wie man Geflüchtete einstellen kann“, sagt Erdal Köktürk, CEO des Gelsenkirchener Friseurgroßhandels „Novon Professional“. Für ihn gehe es dabei nicht nur um Eigennutz. Man wolle, dass sich die Schutzsuchenden auch „integrieren können und am Arbeitsmarkt fündig werden.“ Die Erfahrungen mit Langzeitarbeitslosen ohne Fluchthintergrund hätten jedoch gezeigt, dass es nicht einfach sei, Förderungen wie den Eingliederungszuschuss mal eben so zu erhalten. „Es wurde bei uns leider jedes Mal abgelehnt“, sagt er.
„Mr. Chicken“-Chef: Wohnsitzauflage von Geflüchteten bremst Einstellung
Auch Erhan Baz, Chef der Halal-Schnellimbiss-Kette „Mr. Chicken“, würde gerne mehr Geflüchtete einstellen. Nur mache ihm die Wohnsitzauflage zu schaffen - also die Pflicht der Menschen im Asylverfahren, an dem Ort wohnen zu bleiben, dem sie zugewiesen wurden. „Durch unser Netzwerk, durch Freunde und Bekannte werden die Menschen auf uns aufmerksam“, sagt er. Aktuell habe er jemanden aus Baden-Württemberg, der gerne bei „Mr. Chicken“ arbeiten würde. Einen entsprechenden Antrag für die Aufhebung der Wohnsitzauflage zu stellen sei jedoch mühselig und umständlich, „da die Ausländerbehörde ja extrem überlastet ist“.
Oft werden Sprachbarrieren bei Geflüchteten als größtes Problem bei der Arbeitsmarktintegration dargestellt. Hier sieht Erhan Baz aber keine großen Probleme. „In vielen Bereichen bei uns wird ja wenig gesprochen“, sagt er. Man könne sehr viel lernen, bevor man Kundenkontakt habe. So sei es grundsätzlich in der Gastronomie - vom Gast bis in die Küche würden die Ausländerquote zu- und die Deutschkenntnisse abnehmen.
Förderung bis zu 100 Prozent für Langzeitarbeitslose
Ein Förderinstrument, das sich besonders für Menschen eignet, die bereits vor einigen Jahren nach Deutschland gekommen sind, jedoch auf dem Arbeitsmarkt noch keinen Erfolg hatten, ist die Teilhabe am Arbeitsmarkt nach § 16i SGB III. Die Zielgruppe sind Menschen ab dem 25. Lebensjahr, die in sieben Jahren mindestens sechs Jahre Leistungen erhalten haben. Interessant ist das also etwa für viele Syrer, von denen viele vor über sieben Jahren gekommen sind. Arbeitgeber bekommen hier in den ersten Jahren bis zu 100 Prozent (!) des Lohns von dem Jobcenter erstattet und die Förderung kann bis zu fünf Jahre andauern (ab dem dritten Jahr liegt die Förderung bei 90 Prozent).
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