Gelsenkirchen. Wer teure Drogen schmuggeln will, zeigt oft viel Kreativität. Kriminell ist es trotzdem. Ein Einblick zu Ostern in die Tricks der Schmuggler.
Ostern ist die Zeit des Kopfzerbrechens für all jene, die sich ein vermeintlich gutes Versteck für ihre Liebsten ausdenken möchten. Denn die meisten vom Osterhasen versteckten Eier und Geschenke finden eifrig Suchende mit viel kindlicher Vorstellungskraft im Handumdrehen. Von diesem Katz‘-und-Maus-Spiel weiß auch Andrea Münch vom Hauptzollamt Dortmund immer wieder viel zu berichten. Schließlich gehört es zum Berufsalltag der Beamtinnen und Beamten, der kriminellen Kreativität von Schmugglern mindestens ebenso viel Fantasie und Spürsinn entgegenzusetzen. Im Aufspüren extremer Verstecke sind Zollbeamte Profis.
Wenn die Zöllnerinnen und Zöllner, die auch für Gelsenkirchen zuständig sind, eine Erfahrung gemacht haben, dann diese: „Hohlkörper und Hohlräume! Damit geht alles!“ Vom Schuhkarton bis zur Stoßstange – die Pressesprecherin versteht das als faktisch größtmöglichen Vorschlag für alle, die an Ostern etwas zu verbergen haben. Noch viel lieber gibt die versierte Beamtin all jenen Tipps, die was entdecken wollen: „Genau hingucken“, „vom Großen ins Kleine denken und suchen“ und „nie ohne System nachforschen“ lauten ihre Ratschläge in Kurzform.
Shisha-Tabak unterm Kochfeld, Kokain im Waschmittelkarton oder Liquid Ecstasy in Wodkaflaschen: Es gibt kein Versteck, das die Zöllnerinnen und Zöllner nicht kennen – möchte man meinen, wenn Andrea Münch die ach so todsicheren Verstecke etlicher Ertappter auflistet. Passend rund ums Osterfest ein paar Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit.
Was Gelsenkirchener Zöllner finden: Ecstasy am Kühler, „Zombie-Droge“ Crystal Meth im Reifen
„Küchenutensilien“ stand als Inhaltsangabe auf einem Karton aus Spanien, der in einem Verteilzentrum der Post auf seine Weiterreise nach Polen wartete. Ein sehr kompaktes Paket, nichts darin klapperte, nicht den Hauch einer Bewegung. Der Grund für diese auffällige Starre war literweise Bauschaum, mit dem der Karton innen ausgesprüht worden war. Und Päckchen mit insgesamt 2,6 Kilogramm Marihuana, die durch Gummimatten zusätzlich geschützt wurden. Wert: 26.000 Euro.
An ein wohliges Sättigungsgefühl durch Tomaten in der Dose und Ähnliches waren die Abnehmer zweier weiterer Pakete wohl ebenso wenig interessiert, als vielmehr an Schwarzmarkt-Einnahmen in Deutschland und in Dänemark. Gut 15 Kilogramm Haschisch und Marihuana hatten die Absender ins Blech gepresst. Straßenverkaufswert insgesamt: rund 180.000 Euro.
Kokain, Crystal Meth und Ecstasy in rauen Mengen dabei hatte ein 26-jähriger Tscheche, der bei einer Kontrolle auf der Autobahn 2 „extrem nervös gewesen ist und jeglichen Augenkontakt bei der Befragung tunlichst vermieden hat“, erinnert sich Zollsprecherin Andrea Münch. Und das aus gutem Grund: Schon der Drogen-Wischtest an den Händen schlug an.
Als die Zollkräfte daraufhin das Auto mehr oder weniger auseinandernahmen, um in jeder Ecke und Ritze nachzuschauen, kam genug belastbares Material für eine mehrjährige Haftstrafe zum Vorschein: ein halbes Kilo Kokain unter der Verkleidung der Kofferraumklappe, gute fünf Kilogramm Ecstasy hinter dem Kühlergrill und ein Kilogramm Crystal Meth hinter der Verkleidung des Scheibenwischermotors, besser bekannt als „Zombie-Droge“ wegen seiner verheerenden Wirkung: Schwarzmarktwert: 240.000 Euro.
Crystal Meth im Wert von gut 70.000 Euro stellten Zollbeamte in Gelsenkirchen nach einer wilden Verfolgungsfahrt eines Drogenkuriers sicher. Der 20-jährige Niederländer schreckte sogar vor einer lebensgefährlichen Geisterfahrt im Gegenverkehr auf der Autobahn 2 nicht zurück, um seine Haut zu retten. Auf regennasser Fahrbahn kam er aber ins Schleudern und krachte in die Schutzplanken. Weit ist er bei seiner Hatz zu Fuß danach auch nicht gekommen, das fliegende Auge der Polizei, Helikopter „Hummel“, spürte den Drogenkurier am Reiterverein in Erle auf - per Wärmebildkamera. Versteckt waren die Drogen im Reifen des VW Polo.
Geruch verrät geheime Tabakfabrik in Gelsenkirchen: 300.000 Euro geschätzter Steuerschaden
Mangels Schallschutz und Dichtigkeit haben „süßlich-fruchtiger Geruch“ und laute Arbeitsgeräusche Zollbeamte zu einer geheimen Tabakfabrik neben einem Wohnhaus in einer Garage und einem weiteren Nebengebäude geführt. Auf kiloweise Rohtabak und verbotenen „Snus“, eine Art Lutsch-Tabak, stießen die Ermittler. Dazu auf große Mengen Chemikalien wie Glycerin und Aromamittel. Allein für den Wasserpfeifentabak liegt die Steuerhinterziehung bei etwa 300.000 Euro. Zwei Arbeiter aus Syrien (30, 40) wurde festgenommen.
Steuerstrafverfahren müssen sich auch der Betreiber eines Shisha-Stores und der Inhaber eines Im- und Exportgeschäftes in Gelsenkirchen stellen. Ihre illegale Tabak-Produktion respektive -Hehlerei lief zwar auch im Verborgenen, explizite Verstecke nutzten sie aber nicht.
Im Shisha-Store fanden die Beamten 140 Kilogramm unversteuerten Wasserpfeifentabak, 900 E-Zigaretten ohne Steuerbanderole und obendrein noch 2000 Dosen mit verbotenem Snus. Auch die Warenein- und ausfuhr florierte offensichtlich - in der Im- und Exportfirma entdeckten die Zöllner große Knetmaschinen, Kochstellen und Kanister mit Glycerin, außerdem 190 Kilogramm unversteuerten Kaffee und 33 Kilogramm Wasserpfeifentabak ohne Banderole. Geschätzter Steuerschaden: über 40.000 Euro insgesamt.