Gelsenkirchen. Populismus und Anti-Rassismus liegen nah beieinander. 50 Aktionsangebote von 25 Anbietern sollen Gelsenkirchenern helfen, klar Position zu beziehen.

Seit Jahrzehnten plant die Stiftung gegen Rassismus auf Anregung der Vereinten Nationen von 1965 bundesweite Anti-Rassismuswochen. Und ebenfalls seit Jahren beteiligt sich die Stadt Gelsenkirchen mit zahlreichen Akteuren vor Ort mit einem bunten Programm. Doch was lange Zeit Präventions-, also Vorsorgecharakter hatte, ist heute hochaktuell und dringend notwendig, wie Oberbürgermeisterin Karin Welge als Schirmherrin der Demokratischen Initiative bei der Programmvorstellung betonte.

50 Angebote, auf verschiedenste Arten Position zu beziehen

Die Demokratische Initiative (DI) unter Leitung von Dr. Daniel Schmidt hat auch diesmal den Aufruf zur Teilnahme an den Aktionstagen gestartet. Das Interesse war größer denn je, sodass nun 50 verschiedenste Angebote von 25 mit dem Thema Demokratie, Menschenfreundlichkeit und Anti-Rassismus befassten Veranstaltern im Angebot sind. Vom 11. bis 24. März gibt es täglich mehrere Möglichkeiten, Unterstützung zu bekommen beim „Haltung zeigen“ aktiv zu werden. Das Motto in Gelsenkirchen lautet diesmal „Jetzt mit dabei sein!“ und will möglichst alle Bevölkerungsgruppen aller Altersgruppen in der Stadt ansprechen.

Auch ukrainische Flüchtlinge empfinden mittlerweile Ablehnung

Gleich mehrere Veranstaltungen hat die Flüchtlingshilfe der Caritas organisiert. Deren Leiter Michael Niehaus registriert in der täglichen Arbeit zunehmend Verunsicherung bei den Menschen, um die sein Team sich kümmert. „Das allgegenwärtige Reden über Abschiebung: Das macht was mit den Menschen. Auch wenn sie selbst überhaupt nicht betroffen sind. Selbst die ukrainischen Flüchtlinge empfinden mittlerweile Ablehnung“, berichtet er aus der Praxis. „Die Folge dieses Gefühls könnten auch bei ihnen Separierungstendenzen sein. Deshalb laden wir auch zum gemeinsamen Familienfrühstück mit Ukrainern.“

Auch OB Welge betont: „Wir müssen wieder viel mehr mit- statt übereinander reden. Wir brauchen mehr Gelegenheiten, auch mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die anderer Meinung sind.“ Digitale Kommunikation ersetze das direkte Gespräch von Angesicht zu Angesicht nicht, Konflikte und Meinungsverschiedenheiten auf diesem Weg auszutragen, sei nicht hilfreich, so Welge. Es gehe darum, jetzt Position zu beziehen.

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Zu den Hauptveranstaltern bei den Aktionswochen zählt auch das DRK. „Es ist wichtig, immer wieder auf unsere Grundwerte hinzuweisen. Auf Menschlichkeit, die Würde aller Menschen. Eine unserer Aktionen lautet ‚mit Links gegen Rechts‘. Da können Menschen ihre linke Hand als Zeichen auf Leinwände drucken, auch Gedanken zu Menschlichkeit und Toleranz aufschreiben. Die so gefüllten Leinwände werden in Ausstellungen nachhaltig gezeigt, als Wanderausstellung. Sie bieten Gelegenheit zu zeigen: Das ist meine Position!“ (Mehr Info dazu unter Telefon 015116325147). Auch die Caritas bietet Gratis-Leinwände an für Privatleute, Schulen und Firmen, auf denen Position bezogen werden kann. Mehr Info gibt es unter Telefon 0209 957146520.

Kunstaktionen, interkulturelle Komödie, Toleranz im Fußball und Kunstaktionen

Eine deutsch-türkische Komödie auf der Bühne, Filme, ein Fotowettbewerb, Bastel- und Malaktionen, Diskussionen, politisches Diskutieren im Zusammenhang mit Fußball, Kunstaktionen, Schreibwerkstatt – das Angebot ist nicht nur vielseitig, sondern auch so getaktet, dass es möglichst wenig Terminüberschneidungen bei ähnlichen Angeboten gibt. Die Reihe „Klezmer.Welten“ hat ihr Auftaktkonzert eigens in die Zeit der Aktionswochen gelegt, auf den 24. März im Schloss Horst.

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Konkrete Argumentationshilfen und Rüstzeug zur wirkungsvollen verbalen Auseinandersetzung mit Hass und Hetze in der realen Welt sowie auf Social Media („Digital gegen Stammtischparolen“, 22. März, im Spunk) gibt es für Interessierte aller Altersgruppen aber auch in diversen Workshops. Sie laufen über Schulen, Falken, aber auch über das Kommunale Integrationszentrum, die Caritas und die vhs. „Gerade der bewusste Umgang mit Social Media ist wichtig“, betont Daniel Schmidt. Gerade da werde einseitige geistige Verarmung vorangetrieben, mahnt auch die OB. Mit einfachen Worten schlüssig demokratische Positionen begründen zu können und auch offen zu vertreten, ins Gespräch kommen: Um all das geht es bei den Anti-Rassismuswochen.

Zum Auftakt des Veranstaltungsreigens wird am 11. März ab 18.30 Uhr im Wissenschaftspark an der Munscheidstraße ein Vernetzungsraum eingerichtet für alle, die sich engagieren möchten und Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten brauchen. Bei diesem Austauschforum können auch Ideen diskutiert und Netzwerke geknüpft werden. Die Flyer mit dem kompletten Programm und Anmeldemöglichkeiten gibt es unter www.di-gelsenkirchen.de sowie auf der Seite gelsenkirchen.de