Gelsenkirchen. Ab März kommen die Klezmer.welten ins Ruhrgebiet. Jetzt komme Weltstars jiddischer Musik auch nach Essen und Dorsten.
Einen großer Musiker mit jüdischen Wurzeln zitiert das Festival Klezmer.welten zum Jahrgang 2024: „Das wird unsere Antwort auf Gewalt sein: Wir werden intensiver, schöner und hingebungsvoller musizieren als je zuvor.“ Leonard Bernstein sagte das nach der Ermordung John F. Kennedys. 61 Jahre später begegnen die Künstler so dem Terror der Hamas.
Ob das renommierte Festival für weltliche jüdische Musik (die zugleich jüdische Weltmusik wurde) „intensiver, schöner und hingebungsvoller“ wird als seine starken Vorgänger, lässt sich heute noch nicht sagen. Auf jeden Fall aber wird es seinen musikalischen Reichtum, der vom Balkan bis nach Amerika führt, so großflächig wie nie zuvor präsentieren. Denn zu den bekannten Spielstätten in Gelsenkirchen gesellen sich 2024 Aufführungsorte in Essen und Dorsten.
Alte Synagoge und Jüdisches Museum sind neue Schauplätz der Klezmer.welten 2024
In beiden Städten ist jüdische Kultur gegenwärtig. In Essen architektonisch vor allem durch die Alte Synagoge, heute ist sie das „Haus jüdischer Kultur“; in Dorsten vor allem durch das Jüdische Museum Westfalen. Das hochkarätige Programm bleibt sich treu: Stets haben die Klezmer.welten ihrem Namen Ehre gemacht, luden zu Expeditionen, machten Lust, Neuland zu entdecken mit einer Gattung, deren großes Traditionsbewusstsein Gegenwartsklänge immer umarmte.
Nehmen wir nur „Mames Babegenush“: Gefeiert an ersten Adressen wie der Carnegie-Hall, ist der Live-Ruf der dänischen Klezmer-Band legendär. Seit nun mehr 20 Jahren legiert das Sextett den heißen Puls osteuropäischer Musik mit „nordischen Klanglandschaften“. Die Kultband ist zum ersten Mal Gast der Klezmerwelten, am 21. April auf Schloss Horst.
„Dobranotch“ ist Gast bei den Klezmer.welten 2024
„Dobranotch“ dagegen kennt die eingefleischte Fangemeinde des Festivals schon seit 2015. Bei ihrem Debüt eroberte die Formation, deren Markenzeichen ein rasanter Mix aus Sounds vom Balkan, Roma- und Klezmer-Musik ist, den Stadtbauraum. 2024 (am 24. März) heizen die einstigen Petersburger, deren Wahlheimat schon lange der Niederrhein ist, der Glashalle von Schloss Horst ein.
Trio Zyhr: Wurzeln in der Ukraine, jetzt Klezmer-Konzert an der Ruhr
Weitere international besetze Konzertereignisse sind „Kara Yam“, zu dem sich erstmals der türkische Starklarinettist Mehmet Ali Orman gesellt (11. April), am selben Tag gleich zweifach gastiert „Le petit Mish-Mash“ in Gelsenkirchen und der Alten Synagoge Essen (14. April). Klezmer-Star Alan Bern hat jiddische Kinderlieder neu vertont und das „Trio Zyhr“ spielt auf, jiddische Musik aus der Ukraine an die Ruhr zu bringen.
Nur zuhören allein ist nicht – oder muss jedenfalls nicht sein bei den Klezmer.welten. Aufs Parkett darf jeder bei „Tants-Hoyz“ (3. April, Schloss Horst): Deborah Strauss und Festival-Kurator Andreas Schmitges bringen Konzertbesuchern Tanzschritte bei – die umgehend in die Praxis umgesetzt werden.
Ab sofort Tickets für die Klezmer.welten. 18 Euro kosten die meisten Karten
Die Live-Musik zum Tanzkurs steuern Dozenten des diesjährigen Workshops bei. Der wiederum lädt eine Woche lang (1.-7. April) junge Menschen ein, mit Stars der Szene Klezmer sowie „verwandte griechische und türkische Musik zu lernen“.
Karten und das komplette Programm, in dem auch Lesungen Platz haben, gibt es ab sofort unter klezmerwelten.de – jenes Festival, das auch in einer schrecklichen Zeit nicht pessimistisch in die Zukunft schauen will: „Wir hören nicht auf, zu hoffen, dass wir uns bei den nächsten Klezmer.welten im Jahr 2026 in einer friedlicheren Welt wiedersehen.“