Gelsenkirchen-Feldmark. Natur und Wasser erlebbar machen will der RVR im Gelsenkirchener Revierpark. Der Umbau läuft nach Plan. Das sind aktuell die größten Baustellen.
Vom Parkplatz führt der Weg Richtung Parkmitte – und endet bald an einem Drahtgitter-Bauzaun, der quer über Rasenflächen gestellt ist, der Beete und Baumgruppen abgrenzt. Dahinter schnurren Radlader über Morast und Wiesen, türmen sich Erdberge, laufen Abrissarbeiten. Der Revierpark Nienhausen ist in weiten Teilen eine Großbaustelle. Der betagte und teils betuliche Gelsenkirchener Freizeitort wird vom RVR zum „Wasserpark“ verwandelt. Der Umbau hat ordentlich Fahrt aufgenommen.
Gelsenkirchener Weihnachtscircus weicht 2022 zum Schalker Verein aus
Der Platz, auf dem zwei Dekaden lang der Gelsenkirchener Weihnachtscircus bei seinem Wintergastspiel gestanden hat, ist derzeit eine abgesperrte Lagerfläche, das Gastspiel wird heuer zum Schalker Verein verlegt. Abraum und Ausbauten wurden hier abgekippt und sortiert: Am bisherigen Wasserspielplatz ist der Rückbau fast vollständig abgeschlossen. Ein größerer Hügel aus rotschwarzen Matten lässt erahnen, dass hier die herausgerissenen Tartanbahnen der alten Sportfelder zwischengelagert werden, bald kommt noch der Bauschutt des blauen Wasserbeckens an der Kinderburg dazu.
„Es ist ganz viel zu entsorgen“, sagt Iris Badde, die beim RVR, dem Regionalverband Ruhr, zum Team Projekt Revierparks 2020 gehört und sich besonders um Nienhausen kümmert. „Die Deklarations-Analytik ist abgeschlossen.“ Gefährliche Stoffe wurden nicht gefunden. „Nun kann die Abfuhr beginnen“, ein Teil der Materialien könne auch nach Abstimmung mit der Unteren Bodenschutzbehörde wieder vor Ort eingebaut werden, so Badde.
Um 189 Bäume und 2700 Sträucher wird der Parkbestand erweitert
Die Schwerpunkte der Parks
Jeder Revierpark bekommt ein Motto: Nienhausen wird „Wasserpark“. Im Herner Gysenbergpark lautet es „Natur und Tivoli“, Mattlerbusch in Duisburg bietet „Ein Tag Ferien“, Vonderort in Oberhausen wird der „Park in Bewegung“, Wischlingen bietet in Dortmund „Park erleben – Natur erlernen“
Biodiversität und Umweltpädagogik werden in Nienhausen thematisiert. Im Park geht es um die Anpassung der Vegetation auf bestehende und bevorstehende Klimaveränderungen. Schulkinder und interessierte Besucher werden sehen können, wie Wildbienen nisten oder sich sich Vegetation auf einer Feuchtwiese entwickelt.
Bereits in der vergangenen Pflanzperiode wurden schon etliche neue Bäume in den 30 Hektar großen Park gesetzt, neue Heckenbereiche angelegt und Vorarbeiten erledigt, ab November wird weiter gepflanzt. Die entsprechenden Aufträge wurden bereits vergeben. Um 189 Bäume und 2700 Sträucher wird der Parkbestand erweitert. Zudem werden 32.850 Blumenzwiebeln gesetzt. Neu geschaffen werden Spielflächen, Sportfelder, Boulebahnen und Trainingsanlagen, dazu ein neuer zentraler Zugang mit einem 4,50 Meter hohen „R“ im Eingangsbereich.
Neuer zentraler Zugang mit einem 4,50 Meter hohen „R“
Mitte des Jahres wurde die Großbaustelle eingerichtet. Die Dortmunder Garten- und Landschaftsbaufirma Boymann (sie war auch in Gelsenkirchen beim Umbau des Heinrich-König-Platzes im Einsatz) ist mit weiten Teilen des Umbaus beauftragt und hat bereits in einigen Bereichen Aufbauarbeit geleistet. So wurde der neue Barfußpfad beispielsweise schon komplett gebaut. Etliche Pflasterungen und Einfassungen sind fertig gestellt, an der neuen sogenannten Aktivitätenachse, die zum alten Kiosk führt, wird das Kneipp-Becken reaktiviert und ein Picknickgaren angelegt – und zwar als Hochbeet, wie Badde erklärt. „Man kann rundum sitzen und sich auch an dem bedienen, was dort wachsen wird.“ Eine Renaissance werden dann auch die massiven Sitzklötze aus Waschbeton erleben.
RVR investiert in die neuen Mottoparks rund 28 Millionen Euro
Der Umbau in Nienhausen läuft zeitgleich mit vergleichbaren Arbeiten in den Revierparks Mattlerbusch, Vonderort, Gysenberg und Wischlingen. Der RVR wird fünf neue Mottoparks schaffen und insgesamt 28 Millionen Euro investieren, davon sechs Millionen Euro in Gelsenkirchen. 80 Prozent der Summe schießen die EU und das Land zu. Im Zentrum der Neugestaltung steht die ökologische Aufwertung der Parks. Vielfältige Naturorte, Ruhezonen, barrierefreie Zugänge für alle Altersgruppen, Lernorte und artenreiche Blumenwiesen sollen geschaffen werden. Das ist der Anspruch, der auch in Gelsenkirchen gilt. Nienhausen wird dabei der „Wasserpark“ mit einer 10.000 Quadratmeter großen Feuchtwiese und etlichen Orten, an denen das Element erlebbar sein wird.
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Bis dahin sind die gewohnten Wege und Zugänge versperrt. Das bedeutet: Umwege laufen. „Natürlich ist das etwas beschwerlich. Aber die Besucher haben sich an die Einschränkungen gewöhnt. Mit diesen Behinderungen muss man in der Bauzeit leben“, so Badde. Doch die Einschränkungen bleiben zeitlich überschaubar. „Wir sind knapp im Plan. Das wird sportlich, alles zu schaffen. Aber wir sind guten Mutes“, betont die Projektleiterin. Das Fertigstellungsdatum ist fixiert: Es ist der 30. März 2023.