Gelsenkirchen. Als Wasserpark soll der Revierpark Nienhausen eine Neu-Belebung erfahren. Die Anlage in Gelsenkirchen wird ab Juni zur Baustelle. Das ist geplant
Einzelne Obstbäume wurden schon gepflanzt, auch etliche frisch angelegte Heckenmeter mit zahlreichen Sträuchern künden vom Neubeginn – wenn auch nur für kundige Entdecker. Ansonsten herrscht noch Ruhe im Gelsenkirchener Revierpark Nienhausen. Oder eher: Frühlingshafte Freizeit-Geschäftigkeit.
Bummler bummeln, auf der Minigolfanlage wird eingelocht, am Gesundheitspark trinken ein paar Spaziergänger in der Morgensonne Kaffee zur frisch gebackenen Waffel, andere dösen im Baumschatten der Mittagspause entgegen, Grundschüler drängt es zur Kinderburg. Ein normaler, sonniger Vormittag im Revierpark Nienhausen. Mit der Beschaulichkeit wird es bald vorbei sein. Ab Juni wird der Park zur Großbaustelle. Er soll bis zum Frühjahr 2023 sein Antlitz deutlich wandeln, wird zum „Wasserpark“, der die Route des Regenwassers nachvollziehbar machen soll – samt Wasserspielplatz, Bienenlehrpfad, Lernort Feuchtwiese und ausgedehnten Sport-Bereichen. Ein 4,50 Meter hohes „R“ wird dann im neuen zentralen Eingangsbereich Besucher begrüßen und sichtbar machen: Der RVR, der Regionalverband Ruhr, hat dem Revierpark als Bauherr und Betreiber neues Leben eingehaucht. Kostenpunkt: Rund 6 Millionen Euro. Weiteres Thema: Der Zug im Revierpark Nienhausen fährt wieder
Kneipp-Becken wird im Gelsenkirchener Revierpark reaktiviert
Es ist ja nicht nur Nienhausen als Revierpark in die Jahre gekommen. Die Landschaftsgärten, die Grünflächen, der Baumbestand – auf rund 30 Hektar alles weitgehend top, aber auch ein wenig uniform. Die Probleme liegen dazwischen: Das abgeranzte Kneipp-Becken aus den 1970er Jahren, Kieselwaschputz-Platten, Sitzmöbel mit dem Charme von Straßensperren, ein verwahrloster Pavillon, Sport- und Spielanlagen, die kaum noch einladend sind. „Hier sieht man: Es musste einfach etwas gemacht werden“, sagt Iris Badde vom Team Projekt Revierparks 2020. Weiteres Thema:„Wie im wilden Westen“: Feuer im Revierpark wirft Fragen auf
Fünf Parks mit unterschiedlicher Ausrichtung
Unter dem Titel „Zukunft und Heimat: Revierparks 2020“ werden die Revierparks im Ruhrgebiet modernisiert. Der RVR trägt 20 Prozent der Kosten, rund 23 der veranschlagten 28 Millionen Euro fließen als Fördermittel von der EU und dem Land NRW.Jeder Revierpark bekommt ein eigenes Motto: Nienhausen wird „Wasserpark“. Im Herner Gysenbergpark lautet es „Natur und Tivoli“ (Pumptrack-Anlage, Grünes Klassenzimmer, Naturparcours zum Thema Mechanik); Mattlerbusch in Duisburg bietet „Ein Tag Ferien“ (Urban Gardening, zentraler Spielbereich); Vonderort in Oberhausen wird der „Park in Bewegung“ (Naturlehr- und Bewegungspfad, Grünes Klassenzimmer, Kletteranlagen); Wischlingen bietet in Dortmund „Park erleben – Natur erlernen“ (Naturlehrpfad, Grünes Klassenzimmer, Wasserspielplatz).
Ähnlich sieht es bekanntlich in den Revierparks Mattlerbusch, Vonderort, Gysenberg und Wischlingen aus. Gründe genug für den RVR, die Sache grundlegend anzugehen, fünf neue Mottoparks zu schaffen und insgesamt 28 Millionen Euro zu investieren. 80 Prozent der Summe schießen übrigens die EU und das Land zu, beispielsweise im Rahmen des Projekts „Grüne Infrastruktur NRW“.
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Entsprechend festgeschrieben wurde die ökologische Aufwertung der Parks. Der Anspruch ist klar definiert: Blühende, artenreiche Blumenwiesen, vielfältige Naturorte, Ruhestationen und barrierefreie Zugänge werden erschaffen, alles soll – für alle Altersgruppen – „erlebbar“ sein, die gerne zitierte „soziale Teilhabe“ ermöglichen. Die Biodiversität, also die Anpassung der Vegetation auf bestehende und bevorstehende Klimaveränderungen, ist ein Dauerthema. Ebenso die begleitende Umweltpädagogik. Schulkinder und interessierte Besucher sollen sehen können, wie Wildbienen nisten, wie sich Vegetation auf einer Feuchtwiese entwickelt. Weiteres Thema:Der Ziegenmichel erweitert Demenzgarten im Revierpark Nienhausen
Abstimmung mit fünf Städten und drei Regierungsbezirken
Für Annegret Widmann, die Projektleiterin für den Umbau aller RVR-Parks, und Iris Badde, die Teamchefin vor Ort, sind die Revierparks Baustellen, wie man sie wohl nur einmal im Berufsleben betreuen darf. Hier werden Millionen verbaut und Zukunft für kommende Generationen geschaffen. Das verpflichtet quasi zum großen Wurf. „Das ist ein Großprojekt im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt Widmann, „allein schon durch die Abstimmung mit den verschiedenen Kommunen und insgesamt drei Bezirksregierungen.“ Man ahnt: Die Einigung auf eine einheitliche Möblierung für alle Parks nach entsprechender Musterauswahl wird da zu den leichten Übungen gehören.
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Die EU-weiten Vergabeverfahren für die Bauleistungen stehen vor dem Abschluss: Im Frühsommer geht es dann an die Erdarbeiten, dann wird es auch Einschränkungen für die Parknutzung geben. In knapp einem Jahr soll das Ergebnis präsentabel sein. Größte „Baustelle“ sei die 10.000 Quadratmeter große Feuchtwiese, sagt Badde. Aber eben auch neue Spielplätze, Boulebahnen, beleuchtete Trainingsanlagen, Fußball- und Basketballfelder werden angelegt, eine Veranstaltungsfläche für Parkfeste oder den traditionellen Gelsenkirchener Weihnachtscircus geschaffen. Auch sollen die historischen Betonsitzmöbel gereinigt und neu arrangiert werden, ebenso die Schach-Spieltische. Der Wasserspielplatz erhält einen Wolkenbrunnen, die Wasserpilze dort werden reaktiviert, ebenso der Kneippbereich. Mit dem Kneipp-Verein Essen-Gladbeck ist der RVR „im regen Austausch“ über eine Betreuung. Insgesamt, ist Widmann überzeugt, „kommt hier wieder mehr Leben rein.“
Im Herbst werden im Revierpark 32.850 Blumenzwiebeln gesetzt
Damit ist die Agenda längst nicht abgearbeitet, aber zumindest die großen Punkte wären damit abgehakt. Blieben noch ein paar Fakten zum Grün: Weitere Blumen- und Staudenflächen werden auf 5300 Quadratmeter Fläche geschaffen, im Herbst werden 32.850 Blumenzwiebeln gesetzt. Für die Mischaufforstung mit Bäumen, Sträuchern und Hecken sind laut Badde 189 Bäume und 2700 Sträucher vorgesehen – Weißdorn, Schlehe und Holunder werden dann an den Übergängen zwischen Wiesen und Waldstücken wachsen. 69 neue Einzelbäume werden die 388 Bäume im Parkbestand ergänzen. 19 Obstbäume werden und wurden gesetzt – verbunden mit der Hoffnung, dass künftige Parkbesucher Quitten, Birnen oder Äpfel pflücken.