Gelsenkirchen. Nach dem Kahlschlag wird an Ahstraße und Heinrich-König-Platz wieder gepflanzt. 15 Lederhülsenbäume sollen ein grünes Dach bilden.

. Das Projekt Wieder-„Aufforstung“ nimmt nach dem für den Stadtumbau nötigen Kahlschlag in der Altstadt sichtbar Gestalt an: Sechs japanische Schnurbäume bilden eine neue Baumachse auf der Ahstraße, am Heinrich-König-Platz kommt der so genannte Georgshain in Form, die Stahl-Sitzmöbel sind platziert, die Brunnenfontänen auch, die Wegebeziehungen mit Rampen, Treppen und Freiflächen werden nun deutlich.

Mit Erdankern gehalten werden die Wurzelballen, die Bäume wachsen in einem Substrat aus Bims und  Lava heran.
Mit Erdankern gehalten werden die Wurzelballen, die Bäume wachsen in einem Substrat aus Bims und Lava heran. © Funke Foto Services

„Das ist der entscheidende Moment, wenn man draußen sieht, wie sich die Arbeit der letzten Jahre in der Realität widerspiegelt“, sagt Projektleiterin Sandra Rösler vom Berliner Büro „Bernard Landschaftsarchitekten“, das für die Umsetzung des Entwurfs verantwortlich zeichnet. Der Eindruck? „Wir sind sehr zufrieden und gespannt, ob es so genutzt wird, wie wir uns das gedacht haben.“

Zum Propsteiplatz öffnen sich die Einbauten, den Georgshain auf dem Heinrich-König-Platz sehen die Planer als „Ruhepol. Von hier aus kann man das Treiben rundum beobachten“, glaubt Rösler. Doch zunächst muss aus dem Plan ein Hain wachsen:

Üppig gelb sollen die Bäume im Frühjahr blühen

15 Gleditschien, bekannter als Lederhülsenbäume, werden Mittwoch in Quer- und Längsachse symmetrisch ausgerichtet. Montag sind sie aus Nettetal geliefert worden. Mitarbeiter des Garten- und Landschaftsbau-Unternehmens „Boymann“ haben den Grund bereitet. „Solche ungewöhnlicheren Baustellen mache ich gerne“, sagt Garten- und Landschaftsgärtner Oliver Horstmann. „2011 war ich auch auf der Bundesgartenschau in Koblenz beschäftigt, das macht Spaß. Grün ist Leben.“ Nun, ein wenig übersichtlicher als die Gartenschau ist die Innenstadtbaustelle schon, aber auch sie birgt Herausforderungen. Vor allem für die Stadtbäume.

Sie haben besondere Standortbedingungen: Hitzestress, besonderem Winddruck in umbauten Bereichen und ungezählten Hunden, die das Beinchen heben, müssen sie widerstehen. Entsprechend brauchen sie gute Startbedingungen. Ihre Wurzeln schlagen sie entsprechend in wasserdurchlässigem, mit Bimsstein und Lava aufbereitetem Substrat, die Stämme werden unterirdisch von Ankern festgeklammert und in Position gehalten, Bewässerungs- und Belüftungssysteme sollen das Baumleben erleichtern.

Gesamtbudget: Rund 10,8 Millionen Euro

Drei, vier Meter sind sie schon groß, bis zu zehn Jahre sind sie in einer Baumschule am Niederrhein herangewachsen, nun stehen die Lederhülsenbäume mit wohlverpackten Ballen in ihren Pflanzlöchern. Üppig gelb sollen sie im Frühjahr blühen und später auch ihre dekorativen Hülsenfrüchte ausbilden. Maximal sechs Meter hoch wachsen sollen die Gleditschien und schließlich eine Art Dach bilden. Zu ihren Füßen bekommt der 15 mal 20 Meter große Hain eine wassergebundene Decke. Auch ein Platz für das Denkmal für den Namensgeber, den von den Nationalsozialisten im KZ Dachau getöteten Priester Heinrich-König ist bereitet. Direkt am Hain, mitten auf dem Platz.

Ab 2007 wurde der Umbau des zentralen Innenstadtplatzes geplant, 2013 haben die Arbeiten am Heinrich-König-Platz begonnen. Gesamtbudget: Rund 10,8 Millionen Euro, die Stadt trägt davon 2 Millionen Euro.Für die Platzgestaltung gab es damals einen internationalen Realisierungswettbwerb. Eine Fachjury wählte den Siegerentwurf aus.