Gelsenkirchen. Was die historische Zinswende bislang für Kunden der Sparkasse Gelsenkirchen bedeutet. Und warum ein totgesagtes Produkt zurückkehren wird.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zur Bekämpfung der Inflation eine historische Zinswende vollzogen und den Leitzins Anfang September auf 1,25 Prozent erhöht. Das heißt jedoch nicht, dass es sich damit auch für Sparer in Gelsenkirchen jetzt schon wieder lohnt, das Geld auf der Bank zu lassen: Die Stadtsparkasse Gelsenkirchen jedenfalls hat ihren Sparzins noch nicht erhöht. Wie Sprecher Frank Krallmann auf Nachfrage mitteilte, gibt es weiterhin nur einen Zins von 0,001 Prozent auf das klassische Sparbuch, Geldmarktkonten werden überhaupt nicht verzinst.
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„Das sind aber ohnehin nicht die Produkte, die bei der Anlageberatung eine große Rolle spielen“, sagt Krallmann. In solchen etwa einstündigen Gesprächen sollen Fragen geklärt werden wie: Welches Risiko kann und will ein Kunde eingehen? Ist es wichtig, dass dieser jederzeit über sein Geld verfügen kann? „Es sollen individuelle Lösungen gefunden werden“, so Krallmann. Lösungen, bei denen es viel häufiger um Aktien- und Immobilienfonds geht als um Sparkonten.
Sparen in Gelsenkirchen: Das Geldvermögen wird weiterhin entwertet
Als klassische, sichere Anlage nennt Krallmann Festzinsprodukte der Helaba, der Sparkassenzentralbank: Wer hier etwa 1000 Euro für ein Jahr anlegt, kann aktuell mit einem Zins von 1,5 Prozent rechnen. „Die Lage ist aktuell aber sehr dynamisch, die Zinssätze können sich schnell ändern.“ 1,5 Prozent sind zwar wesentlich lohnenswerter als ein Sparkonto, gegenüber einer zehnprozentigen Inflation kann sich so ein Zins allerdings nicht behaupten. Das Geldvermögen wird weiterhin deutlich entwertet.
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Der für die Sparkasse wesentliche Leitzins ist der sogenannte Einlagensatz. Das ist die Verzinsung, die die Banken und Sparkassen selber für ihre eigenen Einlagen bei der EZB erhalten. Dieser Einlagensatz liegt zurzeit nicht bei 1,25, sondern bei 0,75 Prozent. Daran orientieren sich die Kreditinstitute bei ihren Konditionen für Giro- und Sparkonten. Immerhin: „Dieser Zinssatz wird im kommenden Jahr auf mehr als zwei Prozent steigen“, wie Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka, dem Sparkassen-Wertpapierhaus, kürzlich prognostizierte. „Das bedeutet, dass es auch wieder zwei Prozent auf dem Sparkonto geben sollte.“
Baufinanzierung: Monatsraten bei Immobilienkrediten haben sich kräftig erhöht
Während das Sparen in der aktuellen Situation also trotz der steigenden Zinsen weiterhin schwierig ist, ist es für Hauskäufer und Kreditnehmer bereits wesentlich herausfordernder geworden, eine Finanzierung zu finden, die sie stemmen können. Während es vor einem Jahr noch knapp unter 800 Euro waren, die man für eine Standard-Baufinanzierung mit einem Darlehen von 300.000 Euro, einer zweiprozentigen Tilgung und zehnjährigen Zinsbindung monatlich leisten musste, sind es heute bei vergleichbaren Immobilienkrediten etwa Monatsraten von 1300 Euro, mit denen man rechnen muss.
„Wenn dann auch noch die Baukosten steigen, ist das fast für den einen oder anderen sicher das K.-o.-Kriterium“, sagt Sparkassen-Sprecher Frank Krallmann, der jedoch zugleich darauf aufmerksam macht, dass in dieser Situation ein fast Totgesagter seine Wiederkehr feiern könnte: der klassische Bausparvertrag. „Dieser gewinnt jetzt wieder an Attraktivität. Jetzt, wo die Zinsen wieder steigen, ist es für manche Kunden sicher interessant, sich langfristig einen Zins zu sichern.“
Obwohl hohe Zinsen eigentlich ein gutes Signal für das Geschäft der Sparkasse sind: Die aktuelle Lage ist auch für sie eine Herausforderung, wie Krallmann bestätigte. Schließlich könne man weniger Kredite verkaufen, weil Privatleute weniger konsumieren und weniger Immobilien kaufen. Viele halten ihre Groschen zusammen – um für künftige Wirren und Verteuerungen zumindest ein wenig gewappnet zu sein. „Es ist eine spannende und herausfordernde Zeit mit vielen Unbekannten.“