Gelsenkirchen. „Ausflug in die Privatwirtschaft?“ Warum ein Geschäftsfeld der Stadtwerke Gelsenkirchen dem Steuerzahlerbund ein Dorn im Auge ist.
Der Bund der Steuerzahler NRW (BdST) kritisiert einen „Ausflug in die Privatwirtschaft“ bei den Stadtwerken Gelsenkirchen. Kern der Kritik ist ein Angebot vom Revierdialog-Unternehmensbereich der hundertprozentigen Stadttochter, bei dem Azubis externer Firmen auf Prüfungen vorbereitet werden. Mit dieser „Prüfungsvorsorge“ schaffe die Stadt eine ungerechte Konkurrenz zu anderen Einrichtungen, „die im Gegensatz zu den Stadtwerken nicht die Steuerzahler im Rücken haben“, teilte der BdST mit.
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Revierdialog bildet Servicefachkräfte und Kaufleute im Dialogmarketing aus. Um die eigenen Auszubildenden auf Abschlussprüfungen vorzubereiten, führt das Unternehmen intern Vorbereitungskurse durch. Seit drei Jahren ist dieses Angebot jedoch auch für externe Unternehmen geöffnet. „Ist das eigentlich noch Daseinsvorsorge oder doch eher Übervorsorge?“, fragt der Steuerzahlerbund, der wirtschaftliche Betätigung in dieser Form kritisch sieht. Die Stadtwerke dagegen sehen die Lage gelassener.
Kritik vom Steuerzahlerbund: So verteidigen die Stadtwerke Gelsenkirchen ihre „Prüfungsvorsorge“
Bei dem Schulungsangebot handele es sich „nur um eine unbedeutende, untergeordnete Aktivität, die der besseren Auslastung vorhandener Ressourcen dient und die Haupttätigkeit im Sinne einer marktgerechten Ergänzung attraktiver macht und zu einer wettbewerbsfähigen Gesamtleistung abrundet“, werden die Stadtwerke in der Mitgliederzeitschrift des BdST zitiert.
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Der Umsatz des Schulungsangebotes belaufe sich auf nur 0,07 Prozent des Revierdialog-Gesamtumsatzes. Zudem verletze man mit dem Angebot nicht die Vorschriften der Gemeindeordnung NRW. Und: Eine von Steuergeldern finanzierte Konkurrenz für die Privatwirtschaft sei man auch nicht. „Nach unserer Kenntnis gibt es in unserer Region keine vergleichbaren Angebote in Präsenz“, heißt es seitens der Stadtwerke.
Die Stadtwerke Gelsenkirchen GmbH hat das Geschäftsjahr 2021 mit einem Konzernverlust von 7,1 Millionen Euro abgeschlossen. Das Portfolio der Stadtwerke-Gruppe Gelsenkirchen ist breit: Telekommunikation (Gelsen-Net), den Hafenbetrieb (Gelsen-Log), Bäder und Emschertainment, Revierdialog und die Zoom Erlebniswelt vereint die Gruppe unter ihrem Dach. (gowe)