Gelsenkirchen-Buer. Warum Platzhirsch Fahrrad XXL Meinhövel seinen Firmensitz in Gelsenkirchen-Buer erweitert. Und inwiefern der lokale Arbeitsmarkt davon profitiert

„Die Zukunft fährt Fahrrad“, bewirbt das buersche Unternehmen Fahrrad XXL Meinhövel seine Produkte an der Firmensitz-Fassade. Die Kundschaft indes, sie scheint davon nicht groß überzeugt werden zu müssen – die Branche boomt, erst recht seit Corona und in der Energiekrise. In der Werkstatt etwa ist der Andrang so groß, dass nur noch Aufträge von eigenen Kundinnen und Kunden abgearbeitet werden können. Noch jedenfalls. Denn Meinhövel erweitert seinen Standort an der Mühlenstraße.

Vor rund eineinhalb Wochen haben die Bauarbeiten an der Ecke Nordring begonnen: In der Nische zwischen den Eingängen zum Verkauf und zur Reparatur entsteht ein neuer Gebäuderiegel mit zwei Vollgeschossen – die „Werkstatt 2.0“, wie auf Nachfrage Alf Meinhövel erklärt, der die Geschäfte gemeinsam mit seinem Cousin Markus Meinhövel führt. Rund 400 Quadratmeter groß soll die neue Fläche für Reparaturen und Inspektionen von Zweirädern werden; bislang ist die Werkstatt auf 100 Quadratmetern untergebracht.

Starke Nachfrage nach Werkstatt-Terminen in Gelsenkirchen – Kapazitätsgrenze erreicht

Die Firma Fahrrad XXL Meinhövel plant in dem neuen Gebäuderiegel eine deutlich größere Werkstatt. Die Nachfrage nach Inspektionen und Reparaturen hat nach Angaben von Geschäftsführer Alf Meinhövel so zugenommen, dass die Kapazitätsgrenze erreicht ist.
Die Firma Fahrrad XXL Meinhövel plant in dem neuen Gebäuderiegel eine deutlich größere Werkstatt. Die Nachfrage nach Inspektionen und Reparaturen hat nach Angaben von Geschäftsführer Alf Meinhövel so zugenommen, dass die Kapazitätsgrenze erreicht ist. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„In den vergangenen zwei Jahren haben wir unsere Absatzzahlen kontinuierlich gesteigert. E-Bikes haben daran einen hohen Anteil, von denen immer mehr auch geleast werden. Weil die Verträge zu einer regelmäßigen Inspektion verpflichten, erhöht sich die Nachfrage nach entsprechenden Terminen in unserer Werkstatt, und da reichen unsere jetzigen Kapazitäten einfach nicht mehr aus“, erläutert Meinhövel die Pläne.

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Schon jetzt arbeitet man nur mit Voranmeldung, für die Termine gibt es längere Wartezeiten – und das bei einem Einzugsgebiet, das über Gelsenkirchen weit hinausreicht: „Wer mehrere Tausend Euro in ein Pedelec investiert, ist auch bereit, weitere Strecken zu fahren“, verweist Meinhövel auf Kundschaft nicht nur aus unmittelbaren Nachbarstädten, sondern auch aus dem Münsterland und dem Essener Süden.

Während also künftig im Erdgeschoss mehr Platz für Reparaturen und Inspektionen zur Verfügung steht, wird das dann größere Obergeschoss umgestaltet: Die Servicefläche soll erweitert, das Kundencafé an eine andere Stelle verlagert und modernisiert werden. Ein Bereich wird für ein Callcenter genutzt, um Online-Verkauf und -Beratung zu organisieren. Vergrößert werden soll schließlich auch die bisherige Teststrecke.

Gelsenkirchener Firma Meinhövel investiert sechsstellige Summe in das Projekt

So soll die neue Werkstatt nach den Plänen des Architekturbüros Dr. Schramm Michael Partner aus Gelsenkirchen-Buer aussehen. Der Anbau mit zwei Vollgeschossen ermöglicht dem Unternehmen auch eine Erweiterung der Servicefläche im Obergeschoss.
So soll die neue Werkstatt nach den Plänen des Architekturbüros Dr. Schramm Michael Partner aus Gelsenkirchen-Buer aussehen. Der Anbau mit zwei Vollgeschossen ermöglicht dem Unternehmen auch eine Erweiterung der Servicefläche im Obergeschoss. © Dr. Schramm Michael Partner

Die Fassade des neuen Gebäuderiegels soll in dunkel anthrazit-farbenen Blechpaneelen ausgeführt werden und sich damit optisch an die silberfarbene Verkleidung des übrigen Sitzes anpassen. Entworfen hat die Pläne für die Erweiterung das buersche Architekturbüro Dr. Schramm Michael Partner.

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Meinhövel investiert eine höhere sechsstellige Summe in die Baumaßnahme, die die Firma durchaus als Bekenntnis zum Standort versteht. „Unser Familienunternehmen stammt aus Buer, und wir wollen auch hier bleiben“, so der Geschäftsführer. Bei der Erweiterung der Werkstatt soll es freilich nicht bleiben: Derzeit sei man mit der Standortsuche für ein neues, deutlich größeres Zentrallager befasst und habe da auch bereits eine Fläche in Gelsenkirchen im Auge.

Bis März 2023 soll der Meinhövel-Anbau in Gelsenkirchen-Buer fertiggestellt sein

Bis Ende des Jahres, so die Planung, soll der Rohbau der „Werkstatt 2.0“ stehen. „Wenn alles glatt geht und die Lage in der Baubranche nicht für Verzögerungen sorgt, ist der Anbau im März nächsten Jahres fertiggestellt“, so der Geschäftsführer.

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Um die Kapazitäten für Inspektionen und Reparaturen tatsächlich zu erhöhen und die Wartezeiten zu reduzieren, will Meinhövel das Personal verdoppeln und zusätzlich 20 Mitarbeitende einstellen. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen an den zwei Standorten Buer und Bochum sowie im Zentrallager in Buer 160 Frauen und Männer.

Familienunternehmen wurde 1945 in Buer gegründet

Die Firma Rad Meinhövel wurde 1945 von Alf Meinhövels Großvater Alfons Meinhövel gegründet. Das erste Ladenlokal befand sich an der Maelo-/Horster Straße in Buer.

Das Unternehmen zählte in den 1990er Jahren zu den Gründungsmitgliedern der Firmengruppe Fahrrad XXL mit damals acht Mitgliedern, zu der heute deutschlandweit 15 Bikestores mit einer Verkaufsfläche von bis zu 11.000 Quadratmetern gehören. Meinhövel selbst hat an der Mühlenstraße eine Verkaufsfläche von 6000 Quadratmetern.