Gelsenkirchen-Buer. Musik, Kunst, Diskussion: Der „Urbanus-Herbst“ soll Gelsenkirchen-Buer beleben, Stadtentwicklung inklusive. Das Programm hat’s in sich.
„Autos runter, Menschen und Kultur rauf“: Das gilt von Samstag, 1. Oktober, bis Sonntag, 23. Oktober, auf der Hagenstraße in Buer. Wie berichtet, startet in der Sackgasse erstmals der „Urbanus-Herbst“, der viel mehr sein will als ein kostenfreies Event-Spektakel: Der Stadt und dem Verein Insane Urban Cowboys geht es um ein Experiment, das Lust machen soll auf Stadtentwicklung. Und das Programm mit viel Musik, Kunst, Information und Diskussion hat’s in sich.
Dabei avancieren die Parkfläche und Durchgangsstraße vor dem „Lokal ohne Namen“ zur „Stadtterrasse“, indem dort mobile Sitzgelegenheiten, Bühnenpodeste und Grünpflanzen-Kübel aufgestellt werden. „Um dafür genügend Platz zu schaffen, werden 20 Stellplätze gesperrt und die Behindertenparkplätze verlagert“, so Stadtbaurat Christoph Heidenreich, während Roman Milenski (Insane Urban Cowboys) betont: „Der Bereich bleibt öffentlicher Raum. Die interessante Frage wird sein, wie die Leute ihn nutzen, wenn die Autos verschwunden sind.“
Gelsenkirchener Programm bietet Gratis-Weintasting und Infos zur Mobilitätswende
Den Auftakt macht am Samstag/Sonntag, 1./2. Oktober, 16 bis 20 Uhr, ein Weintasting in Kooperation mit der Weinzeche aus Essen-Kray an der Grenze zu Rotthausen, am Samstag legt zusätzlich bis 21 Uhr DJ Markus San ein Techno-Set auf. „Einfach vorbeikommen, testen, beraten lassen und genießen“, so Milenski. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
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Für „feinsten Blues-Rock aus Gelsenkirchen“ sorgt am Sonntag, 2. Oktober, 18.30 bis 20 Uhr, das Dan-Hunter-Trio, bevor am Dienstag, 4. Oktober, 15 bis 18 Uhr, das städtische Referat Verkehr über Pläne zur Verbesserung des Radverkehrs informiert. Einen Tag später, 14 bis 17 Uhr, gibt’s einen Überblick zu aktuellen Projekten der Verkehrswende mit dem Schwerpunkt Elektromobilität und Lade-Infrastruktur.
Video-, Licht- und Klangkunst an der Hagenstraße in Gelsenkirchen-Buer
Ähnliche Info-Formate finden auch am Mittwoch, 12. Oktober, 14 bis 17 Uhr (Digitalisierung der Verkehrssysteme) und Dienstag, 18. Oktober, 15 bis 18 Uhr (Verbesserung Radverkehr), statt. Auch am Donnerstag, 20. Oktober, 16 bis 20 Uhr, kommen Drahtesel-Fans auf ihre Kosten: Skateboard-Upcycler und Zweiradmechaniker Maik Rokitta vom 1NULL7 in Ückendorf bietet kleine, schnelle Reparaturen für Fahrräder an; daneben können die Zweiräder in einer Gelsendienste-Waschanlage gereinigt werden. Beide Angebote sind kostenlos.
Auf internationale Video-, Licht- und Klangkunst können sich Interessierte am Donnerstag, 6. Oktober, 16 bis 20 Uhr, freuen: Die in Wuppertal lebende Taiwanesin Mabel Yu-ting Huang, der in Köln lebende Österreicher Dawid Liftiger und der Gelsenkirchener Ole Kristian-Heyer, präsentieren eine künstlerische Intervention im öffentlichen Raum, die die Anliegen des Urbanus-Herbsts thematisiert.
Gelsenkirchener Rapper Weekend gibt Konzert im „Lokal ohne Namen“
Musikalischer Höhepunkt für viele dürfte der Auftritt des gebürtigen Gelsenkirchener Rappers Weekend („Schatz, du Arschloch!“) am Freitag, 7. Oktober, 19 bis 22 Uhr, sein, der im Lokal ohne Namen ein Clubkonzert gibt. Vorher heizen die Newcomer-Vorgruppen Dazzit aus Hamburg und Ayo aus Wuppertal mit einer Mischung aus Hip Hop, R’n’B und Trap ein. Die Gastronomie von Christoph Klug, mit dem die Projekt-Verantwortlichen kooperieren, ist ebenso wie dessen „Domgold“ ein Ausweich-Quartier für den Fall, dass Veranstaltungen ins Wasser zu fallen drohen.
Charlotte Hofmann lädt am Sonntag, 9. Oktober, 14 bis 17 Uhr, zum Zeichenworkshop „Wenige Striche, große Wirkung“; Material hält die Künstlerin bereit. Über die Verkehrssituation in Buer will unterdessen das Quartiersnetz Buer-Ost mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen (Dienstag, 11. Oktober, 17 bis 18.30 Uhr); dabei wird auch das Konzept des Urbanus-Herbst vorgestellt und diskutiert. Der Verein „a tip:tap“ berät am Donnerstag, 13. Oktober, 16 bis 18 Uhr, über den Genuss von Leitungswasser, um Plastikmüll, CO2 und Geld zu sparen, Quiz inklusive.
Diskussion über das Konzept „Urbanus-Kiez“ in Gelsenkirchen-Buer
Über das Konzept „Urbanus-Kiez – Impuls für die Innenstadt“ tauschen sich Interessierte am Donnerstag, 13. Oktober, 18 bis 20 Uhr, bei einer Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und Bürgerschaft aus. Erörtert werden etwa die Fragen, ob in den Innenstädten mehr Platz für Aufenthalt, Kultur und Gastronomie statt für Autos nötig ist und wem der öffentliche Raum gehört.
Einen Mix aus Soul, Pop, Funk und Forró auf Deutsch, Italienisch, Portugiesisch und Englisch präsentiert am Freitag, 14. Oktober, 18 bis 19.30 Uhr, das Singer-Songwriter-Projekt „talian“. Multiinstrumentalist Victor Lourenço aus Rio de Janeiro und der Gelsenkirchener Sänger und Gitarrist Giulio Felis spielen in unterschiedlichen Besetzungen mit Musikerinnen und Musikern aus aller Welt.
Kölner Musikerin Safetyville tritt in Gelsenkirchen-Buer auf
Am Samstag, 15. Oktober, 18 bis 21 Uhr, steht das Kneipenquiz Gelsenstyle auf dem Programm; es ist die einzige Veranstaltung mit Anmeldung der Teams (kneipenquiz-ge@gmx.de).
Den Abschluss des offiziellen Programms bildet schließlich am Samstag, 22. Oktober, 17 bis 18.30 Uhr, die Musikerin Isabell Honig aus Köln, die als „Safetyville“ Songs zwischen Indie, Pop und Singer/Songwriter vorstellt. „Da ist Gänsehaut garantiert“, versprechen die Programmmacher von Insane Urban Cowboys.
Reallabor: Wie lässt sich öffentlicher Raum nutzen?
Der „Urbanus-Herbst“ in der Sackgasse der Hagenstraße wird vom Land NRW unterstützt: Die Straßenmöblierung wird vom Zukunftsnetz Mobilität NRW kostenfrei zur Verfügung gestellt, nachdem sich Gelsenkirchen erfolgreich darum beworben hatte. Die Stadt flankiert darüber hinaus das Projekt mit einem kulturellen Rahmenprogramm, für das sie 40.000 Euro bereitstellt – eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Kommunen, die ebenfalls das „Stadtterrassen“-Konzept realisieren.
Der Stadt geht es dabei einerseits um eine Belebung dieses City-Bereichs im Sinne eines Reallabors: Die Bürgerinnen und Bürger sollen einen Eindruck davon bekommen, wie sich öffentlicher Raum unabhängig von Parkflächen nutzen lässt. Andererseits handelt es sich um eine Überleitung zum „Urbanus-Kiez“, wie er im Sommer 2023 an der Hagenstraße mit Außengastronomie für Impulse in der Stadtentwicklung sorgen soll.