Gelsenkirchen-Buer. Wie Gelsenkirchen die Hagenstraße in Buer mit Kultur und Außengastronomie beleben will. Schon im Oktober fallen dafür Parkplätze in der City weg.

Jeder in Buer kennt sie, als Partymeile oder Durchgangsweg zur Domplatte: die Sackgasse Hagenstraße zwischen dem Lokal ohne Namen und dem Spielplatz. So belebt sie besonders am Wochenende auch sein mag – so richtig, befand Anfang 2022 eine (nichtöffentliche) Machbarkeitsstudie, werde ihr Potenzial nicht genutzt. Das soll sich nun ändern.

Mit Hilfe eines zweiteiligen Pilotprojekts, das als „Urbanus-Herbst“ bereits im Oktober startet und als „Urbanus-Kiez“ 2023 fortgesetzt werden soll, will die Stadt „die Chance nutzen, aus dem nördlichsten Zipfel der buerschen City etwas für die Anwohner, die Bueraner und die gesamte Stadt zu machen“, brachte Simon Nowack als Wirtschaftsförderungs-Dezernent das Ziel bei einem Ortstermin auf den Punkt.

Gelsenkirchener Pilotprojekt sieht die Sperrung von Parkplätzen vor

Neue Ideen zur Belebung der Domplatte in Gelsenkirchen-Buer und der Hagenstraße samt Spielplatz legte eine Dortmunder Machbarkeitsstudie vor, über die die Redaktion Anfang 2022 exklusiv berichtete.
Neue Ideen zur Belebung der Domplatte in Gelsenkirchen-Buer und der Hagenstraße samt Spielplatz legte eine Dortmunder Machbarkeitsstudie vor, über die die Redaktion Anfang 2022 exklusiv berichtete. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Es sind unterschiedliche Schwerpunkte, mit denen die Stadt und ihre Kooperationspartner – der Verein Insane Urban Cowboys und Gastronom Christoph Klug – den Bereich bespielen und attraktiver gestalten wollen. Beim „Urbanus-Herbst“ vom 10. bis 23. Oktober liegt der Fokus auf der Kultur, beim „Urbanus-Kiez“ im kommenden Jahr auf der Außengastronomie.

Wo bislang Autos parken, sollen für einen Zeitraum von drei Wochen Straßenmöbel platziert werden – der Bereich wird von eine Parkfläche in eine Stadtterrasse verwandelt. 21 Module – bunt bemalte Holzbänke, niedrige Tische, Bühnenpodeste und großformatige Kübel voller Grünpflanzen – werden dort aufgestellt.

Gelsenkirchener sollen erleben, wie völlig anders man Parkplätze nutzen könnte

Essen-Holsterhausen macht es vor: Parkflächen werden mit Sitzgelegenheiten zu Stadtterrassen umfunktioniert, die Bürgerinnen und Bürger zum Verweilen einladen.
Essen-Holsterhausen macht es vor: Parkflächen werden mit Sitzgelegenheiten zu Stadtterrassen umfunktioniert, die Bürgerinnen und Bürger zum Verweilen einladen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„So erleben die Bürgerinnen und Bürger, wie völlig anders man Parkplätze nutzen könnte“, betont Roman Milenski von den Insane Urban Cowboys, die die Stadt mit der Ausführung beauftragt hat. Dieser Zusammenschluss von Kunstschaffenden und Unternehmenden will der „gegenwärtigen Negativsituation“ in Gelsenkirchen mit kreativen Aktionen begegnen.

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Insgesamt sollen 15 Parkplätze in der Sackgasse und drei weitere gegenüber deren Zufahrt am Michaelshaus wegfallen, wo eine Infostele und Fahrradständer auf das Projekt aufmerksam machen sollen. Die drei Behindertenparkplätze werden an die gegenüberliegende Seite der Sackgasse verlegt. Es sei in Zeiten des Klimawandels, der Verkehrswende und der Verödung von Innenstädten ökonomisch, kulturell und sozial wertvoll, in der City mehr Raum für Menschen, Kultur, Events oder Gastronomie (aller Arten) zu schaffen, zeigte sich Milenski überzeugt.

Kultur-Programm in Gelsenkirchen-Buer richtet sich an alle Generationen

Ein kulturelles Rahmenprogramm soll für zusätzliche Frequenz sorgen. Geplant sind ein Hip-Hop-Konzert, ein Wein-Tasting und mehrere Musik-Veranstaltungen mit DJ’s. „Wichtig ist uns, für alle Generationen etwas anzubieten. Deshalb gibt’s eine Aktion mit einer Illustratorin, an der Kinder und Jugendliche spontan teilnehmen können, sowie einen Nachmittag für Ältere mit dem Quartiersnetz Buer-Ost“, so IUC-Mitglied Sarah Rissel. Eine Kunst-Performance rundet das Angebot ab, zu dem die Details erst im September bekannt gegeben werden. Eingebunden wird auch das Lichtspektakel „Goldstücke“, das Ende September wieder in Buer stattfindet, kündigte Kulturreferat-Leiterin Andrea Lamest vor Ort an.

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Zwischen den Sitzgelegenheiten baut Gastronom Christoph Klug schließlich noch einige Tische und Stühle auf, die auch von ihm bewirtschaftet werden sollen. Der Wirt stellt sein Lokal ohne Namen für den Fall zur Verfügung, dass Kultur-Veranstaltungen wegen Dauerregens sonst ins Wasser zu fallen drohen. „Zwischendurch können die Bürgerinnen und Bürger dort auch immer verweilen. Es sind auch bürgerschaftliche Aktionen dort willkommen“, erklärte Sarah Rissel über das Stadtterrassen-Projekt, das 2023 auch in der Altstadt Schule machen soll: an der Weberstraße nahe dem Lokal „Rosi“.

Gelsenkirchener „Urbanus-Kiez“ soll ausloten, wie mehr Außengastronomie ankommt

„Die Erfahrungen aus dieser ersten Testphase nehmen wir dann mit ins nächste Jahr, wenn wir den ,Urbanus-Kiez’ beleben“, kündigte Baurat Christoph Heidenreich an. Dann sollen ebenfalls die Parkplätze in der Sackgasse für Pkw gesperrt und mit Außengastronomie belegt werden. Zum Zuge kommen sollen dann verschiedene Wirte.

Land NRW fördert Projekt mit Möblierungsmodulen

Das Teilprojekt „Urbanus-Herbst“ in der Sackgasse der Hagenstraße wird vom Land NRW unterstützt: Die Straßenmöblierung mit den 21 Modulen wird vom Zukunftsnetz Mobilität NRW zur Verfügung gestellt.

Darum haben sich auch andere Städte erfolgreich beworben. In Essen wurden die Möbel Anfang August in Holsterhausen platziert. Gelsenkirchen flankiert darüber hinaus das Projekt mit einem kulturellen Rahmenprogramm – eine Besonderheit.

Unter anderem genau das hatte auch die Machbarkeitsstudie des Dortmunder Büros Schulten – Stadt- und Raumentwicklung (SSR) angeregt, um den Bereich aufzuwerten und zu beleben. Wie exklusiv berichtet, hatte sie die Zusammenlegung von kleineren Lokal auch unterschiedlicher Eigentümer zu großflächigen Gastronomien vorgeschlagen. Für die Sackgasse Hagenstraße und den angrenzenden Spielplatz hatte sie eine Kombination aus Spiel- und Veranstaltungsraum angeregt.

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„Bevor wir in solche baulichen Veränderungen investieren, möchten wir aber erst testen, ob und wie eine vergrößerte Außengastronomie angenommen wird“, begründete Heidenreich das Projekt, das in diesem Jahr unter anderem auch wegen der langwierigen Klärung von Rettungswegen für die Feuerwehr nicht realisiert wird. Klug hatte zudem signalisiert, den „Urbanus-Kiez“ so kurzfristig wegen Personalmangels nicht stemmen zu können.