Gelsenkirchen. Jetzt spricht Bielendorfer: Nachdem OB Welge sagte, der Comedian solle nicht mehr in Gelsenkirchen auftreten, wird das „Lehrerkind“ deutlich.
Das „Lehrerkind“ zieht Konsequenzen: Nachdem Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) sagte, Bielendorfer sei auf den Bühnen der Stadt im nächsten Jahr unerwünscht, will der Comedian und Autor seine Zusammenarbeit mit der Emschertainment GmbH beenden. Das teilte der gebürtige Gelsenkirchener im WAZ-Gespräch und auf seiner Instagram-Seite mit. Oberbürgermeisterin Welge hingegen erklärte sich derweil auf Nachfrage unserer Redaktion zu ihren umstrittenen Äußerungen und bezeichnete sie als „Scherz“.
„Ich habe dem Helmut Hasenkox (Anm. d. Rdk: Geschäftsführer der Emschertainment GmbH) gesagt, ich möchte nicht, dass der hier im nächsten Jahr noch einen Auftritt hat“, hatte Welge in Richtung des prominenten „Lehrerkindes“ auf einer Abendveranstaltung des Heimatvereins Buer am Mittwoch (21. September) gesagt. „Der hätte besser einfach mal nix gesagt“, ergänzte später Hasenkox, und bezog sich damit auf die scharfe Gelsenkirchen-Kritik Bielendorfers. Dieser hatte vor einigen Wochen in einem Podcast-Interview kein gutes Haar an seinem Geburtsort gelassen. Gelsenkirchen brauche einen „radikalen Neustart“, sagte er darin, der Zustand der Stadt sei „einfach bedrückend“.
Welges Reaktion auf Bielendorfers Kritik hatte schlagartig viele kritische Reaktionen in der Gelsenkirchener Stadtgesellschaft und Politik hervorgerufen. Auf die Frage unserer Redaktion, ob die Aussagen ein Fehler gewesen seien, antworte Welge: Jeder, der ihr an diesem Abend „offen und vorurteilsfrei zugehört hat“, habe ihre Äußerungen als Witz verstanden. „Dass dieser banale Anlass jetzt herhalten muss, um mir allen Ernstes Zensur zu unterstellen, wirkt doch arg konstruiert und macht mich einigermaßen sprachlos“, so die OB.
Bastian Bielendorfer zu Emschertainment: „Werde in Zukunft mit anderen arbeiten“
Bastian Bielendorfer jedoch ärgert vor allem, dass sich Emschertainment als Veranstalter vieler bisheriger Shows und auch des künftigen, ausverkauften Auftrittes des „Lehrerkindes“ am 4.12. in der Heilig-Kreuz-Kirche nach Welges Äußerungen „nicht hinter mich und auch nicht vor mich, sondern eher neben mich gestellt hat und eher gesagt hat, dass ich wohl besser meine Klappe hätte halten sollen“, wie der Comedian in einer Instagram-Stroy am Freitag betonte.
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„Ich wäre nicht böse darum gewesen, wenn der Veranstalter mich angerufen hätte und mir mitgeteilt hätte, dass es sich um ein Missverständnis handelt“, ergänzte Bielendorfer im WAZ-Interview. Dies sei jedoch nicht geschehen. „Deswegen werde ich in Zukunft mit anderen arbeiten.“
Und das auch in Gelsenkirchen. Denn in der Emscherstadt werde er auch weiterhin auftreten wollen. „Das lasse ich mir doch nicht verbieten“, betonte der Bühnenkünstler. Welge und Herr Hasenkox seien dann auch „sehr gerne“ eingeladen, „können sich in die erste Reihe setzen und ich reiche Ihnen Popcorn und Nachos mit Käsesauce.“
Das sagt Bastian Bielendorfer zu seiner umstrittenen Gelsenkirchen-Kritik
Und der Ursprungsanlass von all dem Ärger, die harte und polarisierende Gelsenkirchen-Kritik Bielendorfers? Hinter der steht der 38-Jährige weiterhin. „Davon werde ich nicht abrücken. Da war sicherlich Polemik dabei, da waren sicherlich Formulierungen bei, an denen man sich stoßen kann. Aber dass die Stadt vor die Hunde geht und im Vergleich mit allen anderen Ruhrgebietsstädten kaum einen Aufschwung erlebt hat, das ist die Wahrheit und kann nicht geleugnet werden.“
Polarisierend sei seine Kritik ohnehin auch gar nicht gewesen. „90 Prozent der Zuschriften waren zustimmend, eine echte Welle aus Zustimmungen von Menschen, die hier leben“, behauptet Bielendorfer. „Ich habe schließlich nichts schlecht geredet, was nicht auch schlecht wäre.“
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Gestört hat einige jedoch, dass Bielendorfer die Kritik aus der Ferne in Köln als Weggezogener äußerte und nicht in der Stadt selbst mit anpacke. „Nur weil ich weggezogen bin, darf ich mir doch immerhin noch eine Aussage darüber erlauben, warum ich weggezogen bin“, findet der Autor. „Ich bin nicht Lokalpolitiker und auch kein Stadtplaner. Ich tue auch immer gerne was für Gelsenkirchen, aber ich bin nicht der Mann, der Gelsenkirchen neu aufbauen wird.“ Engagiert habe er sich bereits in Vereinen wie dem „Wohnzimmer GE“. Dennoch sei er offen für Projekte-Vorschläge, in denen er sich darüber hinaus einbringen kann. „Damit meine ich jetzt nicht bei Tante Hilde im Garten Kartoffeln zu pflanzen“, scherzt der Comedian. „Aber ich nehme gerne Ideen entgegen und schau mir das dann an.“