Gelsenkirchen-Scholven. BP und Uniper haben die strittige Verbrennung von Öl-Pellets in Gelsenkirchen beendet. Das übernehmen jetzt andere Entsorger. Die neue Praxis.
2018 waren die Öl-Pellets aus BP-Produktion das große Aufreger-Thema in Gelsenkirchen. Involviert: Das Unternehmen, die Bezirksregierung Münster, Umweltaktivisten und Initiativen, Staatsanwälte, die der illegalen Entsorgung von 30.000 Tonnen Pellets über etliche Jahre auf einer Deponie in Schermbeck-Gahlen nachgingen, dann Verwaltung und Politik vor Ort und im Land, nicht zuletzt natürlich viele Menschen, die – nicht nur – im Dunstkreis der Raffinerie in Scholven und des dortigen Uniper-Kraftwerks leben.
BP und Uniper in Gelsenkirchen beendeten ihre Verbrennungs-Praxis
In dessen Öfen wurden die hochenergetischen, aber eben auch hochbelasteten Pellets verbrannt – genehmigt, regelkonform und keineswegs illegal, wie Unternehmen und Aufsichtsbehörden stets betonten. Dennoch: Der öffentliche Druck war riesig. BP kündigte an, die Praxis zu beenden. 2022 ist das schließlich erst geschehen. Doch wie sieht die Alternative aus? Wo landen die Rußpellets jetzt?
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Seit Anfang April 2022 werden von der Ruhr Oel Raffinerie (ROG) in Gelsenkirchen keine Rußpellets mehr an das benachbarte Uniper Kraftwerk geliefert, verkündete BP im April auf seiner Homepage und führt weiter aus: „Die im Werk Scholven in der Anlage Schwerölvergasung entstehenden Rußpellets werden ab sofort vollumfänglich von drei renommierten Entsorgungsfachbetrieben verwertet.“ Die ROG habe das Konzept unter umfassender Information und Zustimmung durch die Bezirksregierung Münster erarbeitet und schrittweise eingeführt.
Antworten nach AUF-Anfrage im Umweltausschuss
Etwas genauer wollte es Dagmar Brettschneider bereits im Juni wissen. Die sachkundige Bürgerin für das Wahlbündnis AUF im Umweltausschuss fragte, wer die Entsorger seien und wo die Öl-Pellets nun entsorgt oder verwertet werden, ob sie gar auf der nahen Zentraldeponie Emscherbruch landen könnten. Zur jüngsten Sitzung des Umweltausschusses gab es nun Antworten seitens der Verwaltung auf Basis der Informationen durch die ROG und die Bezirksregierung.
Zu den Entsorgern gehören demnach die Remondis Industrie Service GmbH & Co. KG, die französischen Unternehmen Sarp Industries Limay, Suez RRIWS Chemicals sowie die Nickelhütte Aue.
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Die Rußpellets würden als gefährlicher Abfall entsprechend den deutschen und europäischen Bestimmungen des Kreislaufwirtschaftsrechts und unter der strengen Kontrolle der Überwachungsbehörden in dafür zugelassenen Anlagen energetisch verwertet und in „thermischen Prozessen entsorgt“, so die Bezirksregierung. Im Klartext: Sie werden, wie zuvor in Scholven, verbrannt, nun in Abfallverbrennungsanlagen, Zementwerken und für metallurgische Prozesse. Und auch das stellt die Behörde fest: „Eine Deponierung der Rußpellets in der Zentraldeponie Emscherbruch findet nicht statt und war auch nie Gegenstand der Überlegungen.“