Gelsenkirchen. Attraktive Läden statt Leerständen: Ein Vermietungsfonds hilft Gründern in Gelsenkirchen. Ein Großteil der Ladenmieten wird befristet gefördert.

  • Die Stadt hat rund 800.000 Euro Fördermittel von der Bezirksregierung Münster erhalten
  • Das Geld wird Existenzgründern den Start erleichtern. Ihre Ladenmieten werden befristet bezuschusst
  • Der Programmstart steht noch aus. Citymanagerin Angela Bartelt hofft, „dass es bald los geht“
  • Wie in Bottrop soll ein entsprechendes Fachgremium über die Bewerbungen entscheiden

Der Fördertopf für das Sofortprogramm Innenstadt des Landes NRW ist gefüllt. Die Stadt hat rund 800.000 Euro Fördermittel von der Bezirksregierung Münster erhalten. Kernstück des Programms ist der sogenannte Verfügungsfonds Anmietung, für den Gelsenkirchen allein rund 600.000 Euro erhalten hat. Die Stadt kann mit diesen Fördermitteln leerstehende Ladenlokale bis maximal 300 Quadratmeter Fläche in den Hauptzentren City und Buer anmieten und deutlich günstiger an interessierte innovative Nutzer weiter vermieten.

Citymanagerin hofft auf ein schnelles Startsignal in der Gelsenkirchener City

Die Grundvoraussetzungen sind seit Wochen klar, allein die Umsetzung schleppt sich noch. In wenigen Wochen, heißt es bei der Fachverwaltung, solle das Projekt nun umsetzungsreif sein. Bei der Cityinitiative stehen die Signale längst auf Start. Citymanagerin Angela Bartelt: „Wir hoffen, dass es bald los geht.“

Ziel des Verfügungsfonds Anmietung sei es, „die Leerstände mit möglichst vielfältigen und innovativen Nutzungen zu bespielen und auch langfristig über den Förderzeitraum am Standort hinaus zu sichern“, so die lokale Wirtschaftsförderung. Im Fokus stehen neue kreative Geschäftsideen, die es bisher noch nicht in Buer oder in der City gibt und die zu einer Aufwertung der Innenstadt führen. Weiteres Thema: Events und Corona – Bilanz der Gelsenkirchener City-Managerin

Ein Großteil der Immobilienbesitzer ist nicht mehr vor Ort in Gelsenkirchen verankert

Citymanagerin Angela Bartelt: „Wir hoffen, dass es bald los geht.“
Citymanagerin Angela Bartelt: „Wir hoffen, dass es bald los geht.“ © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

39 Leerstände (10 Prozent) hat die Wirtschaftsförderung 2021 in der City gezählt, 31 (11 Prozent) in Buer. Längs der Bahnhofstraße standen lediglich sieben Prozent der Geschäfte leer. Gerade für die Haupteinkaufsstraße gilt laut Bartelt: Ein Großteil der Immobilienbesitzer ist nicht mehr vor Ort verankert, die Häuser sind Renditeobjekte nationaler oder auch internationaler Eigentümer(-Gesellschaften). Bartelt denkt daher vor allem an Leerstände in den Seitenlagen der Bahnhofstraße, wo sie bereits durchaus Interesse von lokalen Immobilienbesitzern registriert hat. Lesen Sie auch: Gelsenkirchener Geschäftsbilanz: Deutlicher Wandel im Handel

Das Beispiel Bottrop zeigt: Die Nachfrage nach Ladenlokalen ist groß

Das Beispiel Bottrop könnte Mut machen: „Wir haben dreimal so viele Bewerberinnen und Bewerber wie Ladenlokale“, sagt Sabine Wißmann, die Leiterin des Bottroper Ressorts für Wirtschaftsförderung, in einem WAZ-Gespräch. „Wir sind mit Interessierten aus fast allen Bereichen in Kontakt: Einzelhandel und Gastronomie, auch Dienstleister sind darunter“. Eine Jury trifft in der Nachbarstadt eine Auswahl aus dem Kreis der Interessenten, die für eine vergünstigte Anmietung von Geschäftslokalen in Frage kommen.

Ein Rechenbeispiel

Wie der Verfügungsfonds Anmietung in Gelsenkirchen seine Mittel einsetzen wird, zeigt ein Rechenbeispiel der Fachverwaltung:

Lagen die monatlichen Mieteinnahmen eines Eigentümers für sein Ladenlokal beispielsweise früher bei 2000 Euro, zahlt die Stadt künftig nur noch 1400 Euro (70 Prozent der Altmiete) an den Eigentümer, der neue Ladenbetreiber wiederum zahlt 400 Euro (20 Prozent der Altmiete) an die Stadt.

Unterm Strich bleiben 1000 Euro Differenz für die Stadt, von denen 90 Prozent (in diesem Beispiel also 900 Euro) mit Fördermitteln ausgeglichen werden. Der städtische Eigenanteil wird so auf 100 Euro (zehn Prozent) reduziert.

Auch hier geht der Deal so: Vermieter der Geschäftslokale verzichten auf bis zu 30 Prozent ihrer Miete. Für den Großteil der Miete springt die Stadt für die Dauer von zwei Jahren mit Hilfe von Fördergeldern des Landes ein, so dass die neuen Ladenmieter nur 20 Prozent der Miete selbst zahlen müssen. Vergleichbar soll es in Gelsenkirchen laufen. Der Differenzbetrag, das heißt die Summe zwischen den Kosten für die Anmietung abzüglich der Einnahmen durch die Vermietung, wird mit den Fördermitteln und einem städtischen Eigenanteil in Höhe von zehn Prozent beglichen.

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Zunehmende Leerstände und sinkende Mieteinnahmen kennzeichnen seit Jahren die Situation in der City. Bartelt rechnet damit, dass die Mieteinnahmen in den vergangenen Jahren um bis zu 30 Prozent gesunken sind. Dennoch sind sie gerade für kleine Ladenlokale noch vergleichsweise hoch: Die Citymanagerin geht je nach Lage von einem aktuellen Mietzins zwischen 20 und 40 Euro pro Quadratmeter aus. Weiteres Thema: Gelsenkirchen: Heftiger Umsatzeinbruch im Handel

Ein Gelsenkirchener Fachgremium soll über die Bewerbungen entscheiden

Interessierte Unternehmer sowie auch Immobilienbesitzer sollen sich auf einem für den Verfügungsfonds Anmietung eingerichteten Onlineportal bewerben können. Wie in Bottrop soll dann ein entsprechendes Fachgremium über die Bewerbungen anhand eines definierten Kriterienkataloges entscheiden.