Gelsenkirchen-Buer. Was der neue Eigentümer mit der Fläche in bester Lage von Gelsenkirchen-Buer plant. Und wann es nach dem langen Stillstand damit losgehen soll.
Nobel-Gastronomie, China-Restaurant, Schrottimmobilie: Das historische Gebäude Kaiserau an der Cranger Straße 66 hatte seine besten Zeiten hinter sich, als Markthallen-Eigentümer Thomas Bernau das Grundstück 2017 erwarb und 2021 für eine Wohnbebauung abreißen ließ. Das war’s dann auch erst einmal. Was blieb, war eine Fläche mit Bauloch, allerdings in bester Lage von Buer – die vor einigen Monaten erneut den Besitzer gewechselt hat. Und der hat viel damit vor.
Es war Anfang 2021, als Fabian Geisler immer wieder an dem Grundstück mit dem Verkehrssicherungszaun vorbeifuhr und bedauerte, „dass da so überhaupt nichts passierte.“ Der IT-Unternehmer aus Buer begann zu recherchieren, nahm Kontakt zu Bernau auf und kaufte die Kaiserau im November, Baulast inklusive. „Im Grundbuch war eine Grunddienstbarkeit vermerkt, wonach lediglich eine zweigeschossige Bebauung im Landhausstil zulässig war“, erzählt der 30-Jährige.
Gelsenkirchener plant auf Kaiserau-Grundstück „Mehrfamilienhaus der Superlative“
Nach längeren Verhandlungen einigte er sich mit der Stadtverwaltung auf ein zweieinhalbgeschossiges Gebäude, ein positiver Bescheid auf die Bauvoranfrage liege mittlerweile vor, so Geisler. Nun wartet der Hauptgesellschafter und Geschäftsführer der Vitavolution International Holding GmbH nur noch auf die Baugenehmigung, damit er loslegen kann.
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Was er auf der 2500-Quadratmeter-Fläche unmittelbar hinter den Berger Anlagen plant, ist ein „Mehrfamilienhaus der Superlative“, dessen „Lage, Design und Ausstattung keine Wünsche offen lassen“, wie es auf der Homepage heißt, über die er die Immobilie mit zwei Etagen plus Staffelgeschoss vermarktet. Kein Wunder, bietet das Gebäude doch viel Platz für Wohnträume so ziemlich aller Art mit einem unverstellten Blick ins Grüne.
Großzügige Gelsenkirchener Mietwohnungen bieten Blick in die Berger Anlagen
Insgesamt sieben oder acht großzügig geschnittene, barrierefreie Mietwohnungen soll die Immobilie mit der sandfarbenen Klinkerfassade beherbergen, die das Architekturbüro TJ Planbau UG aus Buer entworfen hat. „Da sind auch viele Ideen von mir eingeflossen, denn mir war es wichtig, einen Mix aus modernen und klassischen Elementen zu verwirklichen.“
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Im Erdgeschoss sind zwei Wohnungen mit jeweils 209 Quadratmeter vorgesehen, im Obergeschoss drei Einheiten mit 111 bzw. 132 Quadratmetern und unter dem Dach zwei Wohnungen mit jeweils 132 Quadratmetern. Während die oberen Einheiten jeweils einen Balkon erhalten, können die Erdgeschoss-Mieter den großzügigen Garten nutzen, der mit Hilfe von Hecken und Bäumen unterteilt werden soll. Auch ein Bereich mit Spielgeräten für Kinder ist angedacht, so Geisler weiter. Die Tiefgarage bietet Platz für 13 Fahrzeuge, Ladesäulen für Elektrofahrzeuge und separate Stellplätze für Fahrräder inklusive Ladevorrichtungen.
Derzeit ist die Zufahrt zum Gelsenkirchener Grundstück wegen einer Baustelle erschwert
Wann genau die Bauarbeiten beginnen können, ist indes noch völlig offen. „Wir haben ja erst vor einem Monat den Bauantrag abgegeben. Wenn alles klappt, peilen wir einen Start im zweiten Quartal 2023 an, wobei durch die aktuelle Situation in der Baubranche mit Lieferproblemen, Fachkräftemangel und nicht zuletzt steigenden Zinsen einige Unwägbarkeiten auf uns warten.“
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Ohnehin sei derzeit die Zufahrt zu dem Grundstück durch die Baustelle Cranger Straße erschwert, wo – wie berichtet – die Fahrbahn aufwendig saniert wird.
Gelsenkirchener hatten Verwahrlosung des historischen Gebäudes kritisiert
Dass er sich mit der 1931/32 errichteten Kaiserau ein prestigeträchtiges Grundstück zugelegt hat, mit dem viele ältere Bueranerinnen und Bueraner Kindheitserinnerungen verbinden, ist dem Investor bewusst. Wie berichtet, hatte es heftige Kritik an dem Voreigentümer Bernau gegeben, als das historische Gebäude immer verwahrloste.
„Es ist ein einmaliges Objekt“, sagt der junge Unternehmer, der erst im vergangenen Jahr zwei Tochtergesellschaften seines Unternehmens nach Schweden veräußerte. Weiterverkaufen will er es ausdrücklich nicht: „Ich habe für das umfangreiche Vorhaben und den Kauf ein Unternehmen gegründet und möchte das Grundstück langfristig in unserer Familie halten.“
Woher der Name „Kaiserau“ stammt
Der Name „Kaiserau“ bezieht sich auf ein 18 Hektar großes Wohngebiet gleichen Namens, das nach 1913 zwischen Goldberg-, Cranger Straße (damals Bochumer Straße), Schlachthof- und Erlestraße angelegt und bebaut wurde. Den Namen verdankt dieses dem silbernen Regierungsjubiläum von Kaiser Wilhelm II.
Das zweigeschossige Gebäude „Kaiserau“ mit dem charakteristischen Walmdach und der großzügigen Terrasse wurde 1931/32 errichtet. Bauherr war der Bezirksschornsteinfeger Max Dreesen. Beantragt war zunächst eine Nutzung als Cafélokal im Erdgeschoss, im Obergeschoss befanden sich zwei Wohnungen. Unter Denkmalschutz stand es wegen der entstellenden Umbauten nicht.
Es soll nicht das einzige Projekt bleiben, dem sich der Investor widmet. Auch an zwei weiteren Standorten in Buer plant er eine hochwertige Wohnbebauung.