Gelsenkirchen-Buer. Warum die Pläne von Eigentümer Bernau für die Gelsenkirchener Kaiserau hinfällig sind. Und was CDU-Ratsherr Malte Stuckmann damit zu tun hat.

Einst Nobel-Gastronomie für die feinere Gesellschaft, dann Schrottimmobilie – und jetzt ein Stück (vergangene) Geschichte: Von der einstigen Kaiserau an der Cranger Straße 66 blieb nach ihrem Abriss nur der klangvolle Name. Ähnlich prestigeträchtig war auch die Folgebebauung von Investor Thomas Bernau geplant. Doch nun werden die Karten für das Grundstück in Filet-Lage noch einmal neu gemischt.

Wo bis Anfang des Jahres noch ein verwahrlostes Gebäude mit Graffiti-Schmierereien und eingeschlagenen Fenstern für Entsetzen sorgte, klafft seit Monaten ein großes Bauloch – und nun, ganz neu, bewirbt ein breites Transparent die „Kaiserau am Park“ und ein besonderes Anliegen: „Grundstück zu verkaufen“.

Gelsenkirchener Rechtsanwalt und CDU-Stadtverordneter Stuckmann wickelt Verkauf ab

Der verwahrloste Zustand der zur Schrottimmobilie verkommenen Kaiserau in Gelsenkirchen – hier ein Foto von Ende 2019 – erboste viele Bürger. Investor Thomas Bernau aus Buer wollte das Gelände nach dem Abriss mit einem Mehrfamilienhaus bebauen.
Der verwahrloste Zustand der zur Schrottimmobilie verkommenen Kaiserau in Gelsenkirchen – hier ein Foto von Ende 2019 – erboste viele Bürger. Investor Thomas Bernau aus Buer wollte das Gelände nach dem Abriss mit einem Mehrfamilienhaus bebauen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Unter der angegebenen Telefonnummer zu erreichen ist freilich nicht Eigentümer Thomas Bernau, der nach gesicherten Informationen dieser Redaktion wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung seit Monaten in Untersuchungshaft sitzt, sondern der Rechtsanwalt und CDU-Stadtverordnete Malte Stuckmann. Dieser wurde nach eigenen Angaben von Bernau mit der Abwicklung des Grundstücksverkaufs beauftragt.

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Warum Bernau das Areal nahe der Berger Anlagen veräußern will, das er eigentlich mit einem Mehrfamilienhaus bebauen wollte? „Er hat kein Interesse mehr daran, das Gelände zu entwickeln“, so Stuckmann. Ob ein Zusammenhang mit Bernaus Untersuchungshaft und dem Vorwurf der Steuerhinterziehung besteht, dazu wollte er sich nicht äußern.

Vor Monaten hatte der Christdemokrat den Abriss als Stadterneuerung gelobt

Nur noch zu erahnen war die herrschaftliche Atmosphäre, die das einstige Nobel-Lokal Kaiserau an der Cranger Straße in Gelsenkirchen in den ersten Jahrzehnten nach seinem Bau 1931/32 ausstrahlte. Das Foto stammt von Ende 2020.
Nur noch zu erahnen war die herrschaftliche Atmosphäre, die das einstige Nobel-Lokal Kaiserau an der Cranger Straße in Gelsenkirchen in den ersten Jahrzehnten nach seinem Bau 1931/32 ausstrahlte. Das Foto stammt von Ende 2020. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

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Einsilbig blieb Stuckmann bei der Frage, wie es mit der Markthalle Buer weitergehen soll: „Das Gebäude ist noch nicht komplett erschlossen und teilweise noch eine Baustelle. Es wird aber fertig gemacht.“ „Zum jetzigen Zeitpunkt“ sei ein Verkauf nicht geplant. Stuckmann: „Herr Bernau besitzt viele Grundstücke und Immobilien. Bloß weil nun ein Gelände veräußert wird, heißt das nicht, dass da noch weitere folgen.“ Er selbst sei aktuell nur mit der Kaiserau-Veräußerung betraut, erklärte er auf Nachfrage.

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Der CDU-Stadtverordnete hatte vor etlichen Monaten auf Facebook noch gelobt, dass „ein Stück Stadtgeschichte einer modernen Zukunft weicht“. Damals wertete er das Vorhaben als „Stadtentwicklung und Bestandteil unserer Versprechen - aktiv den Rückbau von Schrottimmobilien voran(zu)treiben und Erneuerung (zu) schaffen“.

Demgegenüber hatte sich in sozialen Netzwerken vereinzelt Kritik geregt, dass Bernau das marode, nicht unter Denkmalschutz stehende Gebäude nicht saniert hatte. Die SPD im Bezirk Nord hatte einerseits begrüßt, dass mit dem Abriss „endlich“ ein – „aus Sicht vieler Bürger“ – „Schandfleck“ verschwinde, über dessen verwahrlosten Zustand sich viele Bürger beschwert hatten. Andererseits zeigte sich Fraktionschef Jürgen Köpsell „betrübt“, da „auch ein Stück Gastronomiegeschichte aus Buer“ ende.