Gelsenkirchen-Schalke-Nord. Eine Rangierlok fährt im Gelsenkirchener Hafen als Klimabotschafterin. Wie das 60 Tonnen schwere Kunststück in der Halle von Gelsen-Log entstand.

„Phoenix“ ist ein besonderer Feuervogel – fast 700 Kilowatt Leistung bringt die Rangierlokomotive vom Typ Vossloh G6 auf die Schiene. Für Gelsen-Log, die Gelsenkirchener Logistik-, Hafen-und Servicegesellschaft mbH ist sie im Einsatz, rangiert Waggons und Ganzzüge im Stadthafen, zieht Bahnfracht nach Bismarck. Neuerdings ist die 60 Tonnen schwere Lok dabei auch als Klimabotschafterin unterwegs. Für diesen Einsatz wurde sie zum Gesamtkunstwerk.

Mit Heißluft und Fingerspitzengefühl wird die Folie aufgebracht. Die 60 Tonnen schwere Lok wird in Gelsenkirchen zum Gesamtkunstwerk.
Mit Heißluft und Fingerspitzengefühl wird die Folie aufgebracht. Die 60 Tonnen schwere Lok wird in Gelsenkirchen zum Gesamtkunstwerk. © Olaf Fuhrmann

Ende Juli wurde es bunt im Lokschuppen von Gelsen-Log im Hafen: Zwei Folierer arbeiteten drei Tage lang am neuen Look der Lokomotive. Sie setzten um, was Michael Thiele, Kreativ-Kopf der Dortmunder Werbe- und Design-Artisten „Die Transformer“ kreativ erarbeitet hatte. Hauptmotiv ist ein Feuervogel, der in verschiedenen Gelb-, Orange- und Rottönen vollflächig auf dem Führerhaus zu sehen ist. Weitere Elemente sind Flammen, Hände und Blitze sowie ein Tetraeder als Symbol für Feuer. Inspirieren lassen hat sich Illustrator Thiele bei den Gestaltungselementen von der Kunst der indianischen First Nation Kanadas, die eine besondere Verbindung zu ihrer Umwelt und den Elementen pflegt(e).

In Gelsenkirchen Aufmerksamkeit für das Projekt Klimahafen generieren

„Wir möchten durch die Folierung unserer Loks Aufmerksamkeit für das Projekt Klimahafen generieren. Da unsere Loks täglich im und rund um den Hafen unterwegs und auch von den angrenzenden Straßen gut zu sehen sind, hielten wir diese Methode für eine gute Idee, um Klimathemen sichtbar und neugierig auf deren Hintergrund zu machen.“ Man setze dabei auch auf Überraschung und Emotion, erklärt Bernd Mensing, Geschäftsführer von Gelsen-Log.

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Im 700 Quadratmeter großen Lokschuppen wurde die erste Maschine künstlerisch gestaltet. Ihre „Schwester“ soll zum Jahresende foliert werden.
Im 700 Quadratmeter großen Lokschuppen wurde die erste Maschine künstlerisch gestaltet. Ihre „Schwester“ soll zum Jahresende foliert werden. © Olaf Fuhrmann

Die Stadtwerketochter ist Teil der Klimahafen-Initiative, bei der 19 Unternehmen mit Unterstützung der IHK Nord Westfalen, der Stadt Gelsenkirchen und der Wissenschaftspark Gelsenkirchen GmbH das Ziel haben, den Gelsenkirchener Hafen zu einem klimaneutralen Standort zu machen.

Lokomotiven sollen mit den Elementen Wasser, Luft und Feuer verknüpft werden

Zwei dieselhydraulische Vossloh-Loks, Baujahr 2014, hat Gelsen-Log 2019 für rund 2,5 Millionen Euro gekauft. Thiele setzte die Idee um, die Gestaltung der drei Hafen-Lokomotiven mit je einem der Elemente Wasser, Luft und Feuer zu verknüpfen. Die Phönix ist als Lok des Feuers (auch wenn sie mit Diesel fährt...) auf dem 15 Kilometer langen Streckennetz im Stadthafen unterwegs, ihre „Schwester“ wird wahrscheinlich Ende des Jahres künstlerisch gestaltet. Sie ist derzeit in Revision und kommt Ende September zurück. Nummer drei muss noch warten. „In unserm Bestand ist eine Henschel DHG 700, Baujahr 1986. Sie wird nicht foliert, da wir sie 2024 durch eine weitere Vossloh G6 ersetzt werden“, erklärt Stadtwerke-Sprechern Janin Meyer-Simon. Dann wäre das Klimahafentrio also komplett.

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Die weitere Modernisierung des Maschinen-Fuhrparks ist nur ein Teil der Ambitionen Gelsen-Logs. Der Hafendienstleister hat sich in den vergangenen anderthalb Jahren deutlich breiter aufgestellt. Das Personal wuchs auf 33 Mitarbeitende, die gesamte Belegschaft wurde zu Lok-Führern ausgebildet, der Betrieb auf 24/7 umstellt.

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Rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche ist Gelsen-Log vor allem von einem Kunden gefordert: BP hat das Trans-Tank-Lager im Hafen ausgebaut und auf Kesselwagenverladung ausgelegt, um Treibstoffe – zum Beispiel Kerosin für den Flugbetrieb – via Schiene zu transportieren. Seit Januar sind die Beschäftigten laut Gelsen-Log „in einem Schichtmodell im Einsatz. Das Transportvolumen ist in den ersten sieben Monaten bereits um etwa 45 Prozent höher als im gleichen Zeitraum 2021.“

Viel Arbeit für den „Phönix“.