Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchener Stadtwerke-Gruppe hat 2021 mit 7,1 Millionen Euro Verlust abgeschlossen. Welche Geschäfte gut liefen – und wo es hakte.
Das Portfolio der Stadtwerke-Gruppe Gelsenkirchen ist bekanntlich breit: Telekommunikation (Gelsen-Net), den Hafenbetrieb (Gelsen-Log), Bäder und Emschertainment, Revierdialog und die Zoom Erlebniswelt vereint die Gruppe unter ihrem Dach. Unterschiedlich wie die Gesellschaften waren auch die wirtschaftlichen Erfolge 2021.
Die Bilanzsumme des Konzerns stieg um rund 4,5 Prozent, die Umsatzerlöse waren dagegen leicht rückläufig. Sie sanken von 61,6 Millionen Euro 2020 auf 59,2 Millionen Euro. Unterm Strich bleibt ein Konzernverlust in Höhe von 7,1 Millionen Euro, immerhin 200.000 Euro weniger als im Jahr zuvor. Jetzt ist schon klar: Explodierende Energiepreise, die Inflation und auch die Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine machen das laufende Geschäftsjahr nicht einfacher.
In der Zoom-Erlebniswelt wurden lediglich 606.394 Besucher gezählt
Die Corona-Folgen haben nach 2020 ein weiteres Jahr die Geschäfte der Stadtwerke maximal belastet. Bei Emschertainment muss man bei lediglich 51 Veranstaltungen 2021 von einem weiteren verlorenen Jahr sprechen. Auch in den Bädern und dem Zoo war der pandemiebedingte Besucherschwund riesig, auch wenn der Aufsichtsratsvorsitzende Markus Karl gerade bei der Zoom Erlebniswelt eine Trendwende erkennt: „Die Menschen haben Nachholbedarf. Bei schönem Wetter ist der Zoo wieder voll.“ Doch 2021 wurden lediglich 606.394 Besucher gezählt. 2019, vor Corona, waren es über 840.000.
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„Die Stadtwerke befinden sich auf stürmischer See. Die aktuellen Umfeldbedingungen haben das noch einmal verschärft“, bilanziert Geschäftsführer Harald Förster. In der nächsten Tarifrunde, glaubt er, werde es nicht bei einem Lohnzuschlag von zwei Prozent bleiben. „Die Leute müssen tanken, sie müssen heizen. Bei einem Personalaufwand von 25 Millionen Euro im Konzern wird sich das bemerkbar machen.“
Millionenschwere Zoo-Hilfe des Landes half den Stadtwerken Gelsenkirchen
Schwarzmalen ist Försters Sache allerdings nicht. „Um im Bild zu bleiben: Das Boot wird nicht kentern“, betont er. „Wir haben hervorragende wirtschaftliche Substanz, wir haben ein vermögendes Unternehmen und wir haben eine motivierte Mannschaft, die jeden Tag gute Arbeit erbringt.“
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2021 hat beim Geschäftsführer „einen süß-sauren Eindruck“ hinterlassen. „Wir waren operativ erfolgreicher als angenommen“, auch dank der millionenschweren Zoo-Hilfe durch das Land NRW. Die Töchter Gelsen-Net (mit 23,5 Millionen Euro der größte Umsatzträger), Revierdialog (Umsatzerlös 7,1 Millionen, Vorjahr 6,7 Millionen Euro), Gelsen-Log und Zoom Erlebniswelt (Umsatzerlös 10,7 Millionen, Vorjahr 8,8 Millionen Euro) hätten eine „ausgesprochen gute Performance“ hingelegt.
Eintrittsgelder decken nur einen Bruchteil der Bad-Betriebskosten
Auch die Bädersituation habe sich beruhigt. „Vor einem Jahr war die Aufregung noch groß, aber es gibt weiterhin einen funktionierenden Bäderbetrieb in der Stadt“, wenn auch mit klarer Ausrichtung auf Schul- und Vereinsschwimmen. Gerade einmal 120.466 Besucher wurden gezählt. 206.996 waren es 2021. Der Eintritt, stellt Förster fest, decke entsprechend nur „einen Bruchteil der Betriebskosten“. Der Umsatzerlös lag bei 368.000 Euro, nach 1 Million Euro 2020.
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Der „stille Star im Stadtwerke-Konzern“ ist laut Förster der Stadthafen. Der zentrale Umschlagpunkt für die Stadt sei „auf einem sehr guten Weg, er ist profitabel und verzeichnet deutlich steigende Erlöse“, so Förster angesichts eines Jahresüberschusses von 1 Million Euro bei Gelsen-Log.
Umsatzrückgang bei der Pacht für das Strom- und Gasnetz
Von der Pacht für Netzentgelte für Strom und Gas haben die Stadtwerke bis 2016 massiv profitiert. Einher mit der Regulierung des Strom- und Gasmarktes ging seither ein massiver Umsatzrückgang von über 9 auf 2021 gerade mal 4,9 Millionen Euro. Im Umkehrschluss heißt das: Um Verluste und die strukturelle Unterfinanzierung auszugleichen, laufen Verhandlungen mit der Stadt. Erhöht (zum ersten Mal seit 1997 übrigens!) wurde beispielsweise die Schwimmpauschale, die Gelsenkirchen den Stadtwerken zahlt. Darüber hinaus, macht Förster deutlich, gehe es darum, Kosten zu sparen, Abläufe zu optimieren und sämtliche Optionen zu prüfen, „die Einnahmeseite zu optimieren.“
Eine Position wurde bereits geräuschlos abgeräumt: Von der Gastro-Sparte hat sich Emschertainment getrennt – sie wurde an die Aramark Holding Deutschland verpachtet. Insgesamt schloss Emschertainment bei Umsatzerlösen von lediglich 234.000 Euro mit einem Minus von 1,2 Millionen Euro ab, 2020 waren es 2,8 Millionen Euro.
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