Gelsenkirchen-Schalke-Nord. In Gelsenkirchen investiert Gelsen-Log Millionen Euro in neue Gebäude, Technik und 16 neue Lokführer. Warum der Hafendienstleister so aufrüstet:

Fallen Reparaturen an den Hafenlokomotiven von Gelsen-Log an, bedeutet das bislang in der Regel: Arbeit unter freiem Himmel. Sind die Schäden größer, müssen die Lokomotiven übers Gleisnetz in entfernte Werkstätten geschleppt werden. Das ist: zeitaufwendig, umständlich, in der Regel auch teuer. Ab 1. April 2021 soll sich das ändern. Die Stadtwerketochter Gelsen-Log , im Gelsenkirchener Hafen der Logistik- und Servicedienstleister, will dann ihre neuen Betriebsgebäude in Betrieb nehmen. Nicht nur bei Reparaturarbeiten wird sich dann einiges grundlegend ändern.

Gelsenkirchener Stadtwerketochter investiert 2,5 Millionen Euro

Noch sind der künftige Verwaltungsbau samt Sozialräumen, Lokschuppen und Werkstatt im Zustand des erweiterten Rohbaus. Der Büro-Komplex ist weitgehend verklinkert, die Fenster sind eingebaut, die Hallenaußenwände sind verkleidet, im Lokschuppen läuft der Bodenaufbau. Zwei Spuren auf dem Betonboden sind bereit, bald Schienenstränge aufzunehmen. Einer wird dann auch über eine Werkstattgrube führen. Eine Kranbahn ist bereits installiert. Erstmals erhält der Betrieb auch eine Diesel-Tankstelle für die Lokomotiven. Bislang werden die Maschinen alle zwei Wochen vom Tanklaster aus befüllt.

Zwei Rangierloks vom Typ Vossloh G6 hat Gelsen-Log gebraucht gekauft

Verwaltungstrakt mit Werkstatt (l.) und Lokschuppen sollen am 1. April 2021 betriebsbereit sein.
Verwaltungstrakt mit Werkstatt (l.) und Lokschuppen sollen am 1. April 2021 betriebsbereit sein. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

700 Quadratmeter groß ist die neue Halle, die Werkstatt findet auf 150 Quadratmetern Platz, die Büros ebenso. Noch enden die Hafenbahngleise im Schotter vor dem Neubau. Der alte Lokschuppen wurde Ende März abgerissen. Zwei dreiachsige dieselhydraulische Rangierlokomotiven vom Typ Vossloh G6 hat Gelsen-Log im Herbst 2019 gebraucht für rund 2,5 Millionen Euro gekauft: Jede gut 60 Tonnen schwer , mit fast 700 kW Leistung und 10,79 Meter lang. „Die passten nicht mehr in den alten Lokschuppen“, sagt Betriebsleiter Anatolij Buchhammer (42). Er war schlicht zu klein geworden für den laufenden Betrieb und die fünf Lokomotiven (davon drei im aktiven Dienst) der Hafenlogistiker. Gleiches gilt für den bisherigen Verwaltungstrakt mit dem charakteristischen Tonnendach – er ist zu begrenzt für die Expansion des Betriebs.

1,93 Millionen Tonnen Jahresumschlag

2019 hat Gelsen.Log auf der Schiene im Gelsenkirchener Stadthafen rund 800.000 Tonnen Güter umgeschlagen, insgesamt stieg das Umschlagaufkommen um rund 0,160 auf 1,93 Millionen Tonnen.

Der mengenmäßige Warenumschlag im Rahmen des Hafenbetriebs erhöhte sich laut Gelsen-Log um 11,6 Prozent und des Hafenbahnbetriebs um 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Die Hauptgüter: Mineralölerzeugnisse, Stahl- und Walzwerkerzeugnisse, Schrott, Getreide, Malz und Schwerlastgüter.

Gelsen-Log hat personell ordentlich zugelegt. 30 Mitarbeiter hat der Betrieb, „16 davon haben wir allein letztes Jahr eingestellt“, sagt der Betriebsleiter. Sie alle wurden, wie die gesamte Belegschaft, zu Lok-Führern ausgebildet. Das Fahrpersonal wird gebraucht, wenn Gelsen-Log den Betrieb „auf 24/7“ umstellt, wie Buchhammer es nennt. Rund um die Uhr rollen dann Loks und Tankwaggons für BP.

BP und Trans-Tank bauen Tanklager im Hafen um

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Der Konzern und Trans-Tank rüsten, keine 400 Meter Luftlinie entfernt, ihr Tanklager am Stadthafen um. Gebaut wird dort auch eine neue Kesselwagenverladung für Kraftstoffe und den Flugzeug-Treibstoff Kerosin. 18.500 Lkw-Fahrten sollen so künftig pro Jahr eingespart werden. Den Transport bis zum DB-Übergabepunkt in Gelsenkirchen-Bismarck, aber auch die Bereitstellung der Kesselwagen sowie die Abstimmung „von Leer- und Vollzügen“ ist dann Job von Gelsen.Log.

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Anatolij Buchhammer ist seit rund 2,5 Jahren Betriebsleiter. Der 42 Jahre alte Ingenieur arbeitet für Gelsen-Log.
Anatolij Buchhammer ist seit rund 2,5 Jahren Betriebsleiter. Der 42 Jahre alte Ingenieur arbeitet für Gelsen-Log. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Wir werden unser Transportvolumen mindestens verdreifachen“, schätzt der 42-jährige Maschinenbauingenieur. „Zudem übernehmen wir die sogenannte waggontechnische Untersuchung als neues Tätigkeitsfeld. Die Leute dafür haben wir bereits ausgebildet, aber die Prozesse müssen in der Praxis angepasst werden, das ist schon eine große Herausforderung.“

Im Verwaltungsgebäude werden Lokführer ausgebildet

Im bisherigen Verwaltungsgebäude schult bereits eine Firma angehende Lokführer für den deutschen Fahrermarkt.. Wenn Gelsen.Log ausgezogen ist, wird das Unternehmen weitere Räume im Altbau mieten. Der Neubau auf dem Gelsen-Log-Standort an der Straße Am Stadthafen wird rund 2,5 Millionen Euro kosten. In rund 15 Kilometer Gleisnetz im 1,2 Millionen Quadratmeter großen Gelsenkirchener Hafengebiet hat die Stadttochter seit 2019 rund 1 Million Euro investiert. 2021 sind Investitionen in gleicher Höhe geplant. Die Weichen im Hafen werden bislang allein mit Muskelkraft im reinen Handbetrieb umgelegt. Zum Training in die Muckibude, lacht Buchhammer, „muss da bei uns keiner mehr“. Vorerst zumindest. Die Umstellung auf EOW, auf elektrisch ortsgestellte Weichen ist geplant.

700 Quadratmeter groß wird der neue Lokschuppen von Gelsen-Log im Hafen. Die beiden neuen, jeweils fast elf Meter langen Rangierloks, finden hier hintereinander Platz.
700 Quadratmeter groß wird der neue Lokschuppen von Gelsen-Log im Hafen. Die beiden neuen, jeweils fast elf Meter langen Rangierloks, finden hier hintereinander Platz. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto