Gelsenkirchen. Neuer Name, neue Projekte: „7 Werke“ der Pfarrei St. Urbanus will in Gelsenkirchen Bedürftigen mit Probewohnen helfen. Was sonst noch ansteht.
St. Michael: Bereits seit mehr als einem Jahr trägt der Standort um das imposante Hasseler Gotteshaus gemeinsam mit dem in St. Josef (Scholven) den Namen „7 Werke“. Damit verbunden ist der Anspruch, als sozialpastorales Zentrum der Pfarrei St. Urbanus nicht nur Katholiken, sondern alle Interessierten im Blick zu haben. Drei Projekt-Ideen nehmen nun konkretere Form an: Sie wollen junge Familien stärken, eine Quartiersoase schaffen und obdachlosen Menschen ein Zuhause geben, etwa in „Tiny Houses“ vor der Kirche.
Es war der Kälteeinbruch im Februar 2021, der den Anstoß gab, Wohnungslose zu unterstützen, erzählt Pastoralreferent Markus Zingel. „Damals haben wir in Kooperation mit dem Weißen Haus die leerstehende Hasseler St.-Theresia-Kirche als Notschlafstelle zur Verfügung gestellt. Dabei entstand die Idee, einigen von ihnen das alte Pfarrhaus an St. Michael zum Probewohnen bereitzustellen.“
Gelsenkirchener Wohnungslose sollen das Leben in geschlossenen Räumen üben können
Ziel sei es, ihnen die Möglichkeit zu geben, nach Jahren auf der Straße das Leben in geschlossenen Räumen einzuüben. Angedacht sind dafür Zweier-Wohngemeinschaften in komplett ausgestatteten Wohnungen, erläutert Pastoralassistentin Laura Meemann.
Hätte es den Großbrand im September 2021, ausgelöst wohl durch einen Blitzeinschlag, nicht gegeben – wahrscheinlich würden längst einige Klienten des Weißen Hauses an der Valentinstraße wohnen. Nun aber muss der ausgebrannte Dachstuhl ersetzt, müssen die löschwassergeschädigten Räume für WG-Zwecke umgestaltet und mit Möbeln ausgestattet werden. Kurz: Ob obdachlose Menschen noch in diesem Jahr dort einziehen können, ist offen.
Nahe der Gelsenkirchener Kirche St. Michael sollen „Tiny Houses“ aufgestellt werden
Trotzdem haben die Akteurinnen und Akteure von „7 Werke“ weitergeplant: Um den Klienten mit einer Tagesstruktur zurück in den Alltag zu helfen, sollen sie in Quartiersoase und -café, in der benachbarten Kleiderstube, bei der Tafel-Ausgabestelle, Veranstaltungen und hausmeisterlichen Tätigkeiten helfen können. [Lesen Sie auch: Gelsenkirchen:Kirchen als spirituelle Service-Unternehmen?]
Das gleiche Angebot soll Bewohnern von „Tiny Houses“ gemacht werden, jenen Mini-Häusern also, die auf kleinster Grundfläche mit Anschluss an Elektrizität und Wasser umweltbewusstes Wohnen für wenig Geld ermöglichen. Errichtet werden sollen diese, so der Plan, von Jugendlichen im Rahmen eines Projektes der Katholischen Jugendsozialarbeit (Förderkorb). Drei bis sechs „Tiny Houses“ könnten nahe dem Gotteshaus platziert werden. Betreut würden die Klienten durch die Wohnungslosenhilfe der Caritas. Die Finanzierung freilich, sie ist noch offen.
Quartiersoase vor der Gelsenkirchener Kirche St. Michael für alle im Stadtteil
Gesichert ist diese hingegen in Sachen Quartiersoase, jenem „Westentaschen-Park“ (Pocket-Park), mit dem die Außenfläche von St. Michael einerseits ökologisch aufgewertet werden, andererseits aber auch dazu dienen soll, die Innenräume des sozialpastoralen Zentrums für Aktivitäten im Stadtteil zu öffnen – unabhängig von der Religionszugehörigkeit. Rund 54.000 Euro städtische Fördergelder stehen dafür bereit.
Dass dieses Projekt buchstäblich wächst, ist nicht zu übersehen: In den neuen Hochbeeten sprießt der junge Salat. Bestandteil ist auch eine bienenfreundliche Bepflanzung für die Imkergruppe am Standort. „Demnächst sollen noch Spielgeräte und Sitzbänke unter den alten Bäumen aufgebaut werden“, hofft Zingel, dass die Quartiersoase das Miteinander im Stadtteil fördert. Denn an der Pflege des Pocket-Parks können sich Anlieger beteiligen. Spätestens beim Aktionstag am 3. September haben sie Gelegenheit dazu.
Gelsenkirchener Projekt will junge Familien fit machen und beraten
Das Projekt „Familienstartpunkt“ schließlich nimmt mit seinem Beratungsangebot junge Familien in den Fokus. „Diese sollen in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Lebensalltag und Tätigkeit gestärkt werden“, erläutert Zingel das interkommunale Projekt, bei dem das sozialpastorale Zentrum mit Jobcenter, Caritas Gelsenkirchen, Diakonie Herten und dem Stadtteilbüro Hassel/Westerholt/Bertlich kooperiert.
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Dabei geht es etwa um Ernährung, Umgang mit Krankheiten und Gesundheitssystem, um Fragen der Erziehung und Betreuung, ums Haushalten mit Geld, berufliche Qualifizierung und bürgerschaftliches Engagement. Für die Koordinierung ist sozialpädagogisches Personal nötig, die Finanzierung aber ist noch offen. Zingel: „Eine volle Stelle dafür wäre schon sinnvoll.“
Was ihm ganz wichtig ist: Auf „Menschenfang“ gehen, sprich: Gläubige rekrutieren, will die Pfarrei mit ihrem sozialräumlichen Engagement ausdrücklich nicht. „Wir sehen es vielmehr aus unserem christlichen Selbstverständnis als Aufgabe an, die Lebenssituation anderer zu verbessern, unabhängig von Religion oder Konfession. Jeder braucht in seinem Leben mal Hilfe.“
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