Gelsenkirchen-Erle. „WAZ öffnet Pforten“: Leserinnen und Leser gehen mit dem Schalke-Stadionsprecher auf Entdeckungstour durch die Gelsenkirchener Veltins-Arena.

„Hier bitte keine Fotos machen“, sagt Dirk Oberschulte-Beckmann und schaut ernst. Die Gruppe nickt. Die zwölf WAZ-Leserinnnen und -Leser befinden sich in einem der Nervenzentren der Schalke-Arena, in der Sicherheitskabine des Stadionsprechers. Nebenan, durch eine Glasscheibe getrennt, sitzt bei Veranstaltungen der Polizei-Einsatzleiter. Normalerweise ist dieser Bereich für Besucher tabu. Eine Führung durch die Arena mit ganz besonderen Einblicken, das hatte Oberschulte-Beckmann zu Beginn versprochen – sein Wort hat er gehalten.

Die zwölf Leserinnen und Leser hatten die Teilnahme an der Stadionführung bei der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ gewonnen. Und dass es eben keine gewöhnliche Stadionführung wurde, wie man sie tagtäglich über den Verein buchen kann, dafür sorgte eben Dirk Oberschulte-Beckmann: Der Mann ist seit den 90er-Jahren auf Schalke als Stadionsprecher, als „Quatscher“, tätig, hat angefangen, als die Arena noch nicht einmal in der Planung war und kennt das Schalke-Stadion in- und auswendig. Dass bei einer solchen Tour ganz viel aus dem Nähkästchen geplaudert wurde, versteht sich von selbst.

So groß ist der Videowürfel in dem Gelsenkirchener Stadion

Der Stadionsprecher auf Schalke: Dirk Oberschulte-Beckmann.
Der Stadionsprecher auf Schalke: Dirk Oberschulte-Beckmann. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Oberschulte-Beckmann stieß auf ein dankbares Publikum: Die Teilnehmer waren aus dem ganzen Ruhrgebiet angereist, viele kannten die Arena nur von sporadischen Besuchen. Und so gab es jede Menge Erklärungsbedarf – angefangen beim Schalke-Logo. Dass sich dort ein „G“ für Gelsenkirchen verbirgt, war längst nicht allen Tourteilnehmern klar.

Um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen, ging es vom La-Ola-Club, dem VIP-Bereich in der Arena, zu Beginn ins Stadion selbst. Da das ausfahrbare Spielfeld vor der Arena lag (dort wird gerade neuer Rasen aufgebracht, nachdem der alte Rasen der Aufstiegsfeier zum Opfer fiel), war der Betonboden sichtbar. Für Staunen sorgten die Dimensionen der Arena: „Eine Seite des Videowürfels ist etwa 75 Quadratmeter groß“, erklärte der „Quatscher“ – es gibt Wohnungen, die kleiner sind. Auch, dass durch die vier Tunnel an den Ecken der Arena problemlos große Lkw passen, schien von hier oben nicht recht glaubhaft: „Das wirkt viel kleiner“, sagte Leserin Marion Held aus Essen.

Das Ritual um Felix Magaths Kamillentee

Neue Perspektive: Der Videowürfel von unten.
Neue Perspektive: Der Videowürfel von unten. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Von der Tribüne ging es weiter in die „Eingeweide“ der Arena: Zunächst in den Medienraum, in dem die Pressekonferenzen vor und nach den Spielen stattfinden. Dass auf dem Podium vor den Mikrofonen kleine Zettel kleben, auf denen genau zu lesen ist, wo welches Getränk zu stehen hat, damit die Sponsorennamen auch gut zu sehen sind, war den Teilnehmern neu. „Felix Magath hat sich seinen Kamillentee immer von einer Mitarbeiterin bringen lassen und daraus ein kleines Ritual gemacht“, erzählt Oberschulte-Beckmann.

Dann öffnet sich eine weitere Pforte, die der Öffentlichkeit normalerweise verschlossen bleibt: Direkt hinter dem Medienraum liegt der Regieraum, von hier wird alles gesteuert, was auf dem Videowürfel zu sehen und über die Lautsprecheranlage zu hören ist. Hier werden die Grafiken erstellt, die etwa bei Ein- und Auswechslungen gezeigt werden – „das kann schon mal recht hektisch werden, wenn etwa drei Spieler auf einmal getauscht werden“, sagt der „Quatscher“.

Darum lief in der Schalker Kabine so oft Schlagermusik

Noch weiter runter geht es: Eine Etage tiefer befindet sich das „Allerheiligste“, die Mannschaftskabine. Hier werden munter Fotos geschossen, und auch hier hat Oberschulte-Beckmann einige Anekdoten auf Lager: „Es gibt in der Mannschaft die Tradition, dass immer jemand für die Musikauswahl für vor und nach dem Spiel zuständig ist“, verrät er. Weil Fußballspieler abergläubisch sind, muss am Spieltag nach einem Sieg der gleiche Mann wie zuvor den Job übernehmen. „Das hatte zur Folge, dass Ende der vergangenen Saison viel Schlager gehört wurde: Zeugwart Enrico Heil, bekennender Schlagerfan, hatte ,Musik-Dienst’ – und dann haben wir gewonnen und gewonnen, und Enrico musste immer wieder auflegen.“

Die zwölf WAZ-Leserinnen und -Leser mit Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann (rechts).
Die zwölf WAZ-Leserinnen und -Leser mit Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann (rechts). © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Der Gang durch den Spielertunnel in den Innenraum verschafft interessante Perspektiven: Ein Blick hoch zum Videowürfel zeigt, dass der von innen hohl ist, und von hier unten glaubt man dann auch, dass Lkw durch die Tunnel fahren können. Dann geht es wieder ganz nach oben: Eine Loge von innen haben bislang auch die wenigsten gesehen, und zum Abschluss wartet dann noch der Besuch im Sicherheitszentrum. Von hier aus würde im Ernstfall etwa eine Evakuierung koordiniert.

„Ich bin zwar kein Schalke-Fan, aber dass Schalke ein Verein ist, der unter die Haut geht, das ist mir klar geworden“, befindet Leserin Silvia Endris zum Abschluss der zweistündigen Tour. Auch den anderen hat es sichtlich gefallen. „Mein Highlight war der Treffpunkt an der Tausend-Freunde-Mauer“, gesteht eine weitere Leserin. Dafür hat sie einen ganz persönlichen Grund: „Meine Mutter hat sich da verewigt – und ich heiße Geraldine Tausendfreund.“