Gelsenkirchen. Eine Kernsanierung der Gesamtschule Berger Feld ist wohl vom Tisch, ein Neubau steht an. Was Politik und Verwaltung in Gelsenkirchen planen.
Jahrelang wurde die Sanierung der Gesamtschule Berger Feld, einst eine der ersten acht Gesamtschulen in ganz NRW, diskutiert und immer wieder verschoben. Nun ist die Sanierung als Lösung offenbar vom Tisch. Das Gutachten, das ermitteln sollte, ob Sanierung oder Neubau sinnvoller und günstiger wäre, soll sich wohl nur noch mit der Wahl eines geeigneten Standorts, Anforderungen und Kostenabschätzung für den Neubau befassen. Die entsprechende Vorlage ist in Arbeit und soll zeitnah in die Gremien gehen, einen Ratsbeschluss zum entsprechenden Gutachten inklusive Standortabwägungen soll es noch vor der Sommerpause geben. Lesen Sie zum Thema: Vor 50 Jahren mit neuer Schulform Pionierarbeit geleistet
Schulleiterin: „So großzügig zu bauen kann man sich heute ja kaum noch leisten“
Die 1969 gegründete Gesamtschule Berger Feld startete in mehreren bestehenden Gebäuden, 1974 bezog die Schulgemeinde das vom Architekten Bruno Lambert geplante jetzige Schulgebäude. Der großzügig angelegte Komplex mit großem, offenem Forum und Rückzugsecken in den weitläufigen Schulgängen liegt Schulleiterin Maike Selter-Beer eigentlich sehr am Herzen. „So großzügig zu bauen kann man sich heute ja kaum noch leisten“, fürchtet sie. Und die Gesamtanlage sei als Schule erfreulich funktional. Dennoch weiß sie allzu genau: Der Sanierungsbedarf wäre immens. Angefangen von der Heizungsanlage, der fehlenden Isolierung, den maroden, zum Teil bereits aus Sicherheitsgründen verplombten und nur zum Teil sanierten Schiebefenstern und den immer wieder auftretenden Undichtigkeiten am Flachdach, gibt es in dem Gebäude zahlreiche Dauer-Baustellen. Zum Thema: Grüne und CDU drängen auf Fenstersanierung am Berger Feld
Bildungsdezernentin: „Sanierung bei laufendem Schulbetrieb wäre kaum möglich“
- Lesen Sie mehr Nachrichten aus Gelsenkirchen:
- Angst bei Gelsenkirchener Klinikpersonal: Das ist nur die Spitze
- Das sind die schönsten Biergärten in Gelsenkirchen
- Harte Zeiten: 13 Bands bei Rock am Bahnwerk in Gelsenkirchen
Eigentlich hatte die Bauverwaltung die Vorlage für ein Gutachten zur Abwägung zwischen Sanierung und Neubau lediglich der Bezirksvertretung Ost und dem Planungsausschuss vorlegen wollen. Die Bezirksverordneten und im Nachgang auch Bildungspolitiker protestierten, nun wird die Vorlage überarbeitet. Bildungsdezernentin Anne Heselhaus bevorzugt aus sehr praktischen Gründen einen Neubau statt Sanierung: „Eine Grundsanierung bei laufendem Schulbetrieb wäre kaum möglich. Auf eine so große Schule zu verzichten in diesen Jahren, in denen ohnehin Schulraummangel herrscht, kann aber keine Option sein.“ Lesen Sie dazu: Warum in Gelsenkirchen sieben neue Schulen gebaut werden
Ausgezeichnete Sportanlagen für die Eliteschule des Sports lebenswichtig
Auch die Stimmung bei den Bildungspolitikern scheint mittlerweile eindeutig. Dass der Neubau in unmittelbarer Nähe der heutigen Schule entstehen sollte, um die ausgezeichneten Sportanlagen der Eliteschule des Sports weiterhin nutzen zu können, ist unstrittig. Zumal auch ein Schwimmbad in direkter Nähe nach aktueller Beschlusslage mit dem Sportparadies beziehungsweise dessen Nachfolgeanlage gesichert ist. Unklar ist freilich, wie der Arena-Park weiterentwickelt wird.
Wir taggen GElsen: Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.
David Fischer (Grüne) schlägt vor, den Neubau gleich ganz groß zu denken. Einen Bildungscampus mit Neubauten aller Berufskollegs auf dem Gelände im Schatten der Arena, mit ausgezeichneten Sportstätten, die alle Einrichtungen nutzen können inklusive dem Schwimmbad, das dem Sportparadies folgen wird. Markus Karl (CDU) und Ulrich Jacob (SPD) geben sich dabei deutlich verhaltener. „Zunächst sind andere Dinge zu klären. Erst wenn die Standort-Entscheidung zur Polizeihochschule gefallen ist, kann das weitere Vorgehen zur Bäderlandschaft beschlossen werden. Und daran hängt dann auch eine Entscheidung zu Neubauten für Berufskollegs, die zum Beispiel auch auf dem Zentralbad-Gelände entstehen könnten. Die weitere Nutzung des Arena-Park-Geländes muss erst geklärt werden, hier wäre auch eine Nutzung zur Ansiedlung von Unternehmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen denkbar. Da bedarf es noch vieler Absprachen in der Politik,“ mahnt Markus Karl. Zum Thema: Baustart für neues Hotel an der Arena
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++
Gutachten zu Berufskollegs in Arbeit
An den Gelsenkirchener Berufskollegs gibt es ebenfalls einen erheblichen Sanierungsbedarf. Aber nicht nur baulich, sondern auch inhaltlich werden deren Weiterentwicklungsoptionen nun im Rahmen eines laut Bildungsdezernentin bereits auf den Weg gebrachten Entwicklungsgutachtens für Berufskollegs ermittelt.
Bei den künftigen Berufskollegs-Planungen sollen auch Wünsche und Bedarfe von Betrieben, Handelskammern und der Gesellschaft – Stichwort Erziehung und Bildung, Pflege – einbezogen werden. Zudem sollen Beratungsangebote für Schülerinnen und Schüler von verschiedenen Institutionen fest installiert werden. Auch dies war Bestandteil der Bildungscampus-Idee der Oberbürgermeisterin und laut Bildungsdezernentin ein wichtiges Instrument.
Auch Ulrich Jacob sieht zunächst Beratungsbedarf zur Zukunft des Arena-Park-Areals inklusive Bädern und Berufskollegs. Er hofft, in einem bis zwei Jahren Gewissheit über die Zukunft des Arena-Park-Geländes zu haben, damit es in 2024 auf jeden Fall Beschlüsse für den Schulneubau im Berger Feld geben kann. 2030 könnte seiner Einschätzung nach dann das neue Gebäude in Betrieb gehen: „Wenn es gut läuft“, schränkt er ein. Als Lehrer an der Gesamtschule Erle weiß er schließlich, wie stark sich Bauplanungen – siehe Erweiterungsbau dort – verzögern können. Lesen Sie dazu: Stadt will bei Schulneubauten jetzt selbst planen